Von Andreas Steinhardt 01.11.2024 um 14:12 Uhr | melden
Zur Gedenkkerze am heutigen Hochfest Allerheiligen und zum morgigen Gedenktag Allerseelen ein Gedicht von Franz Reinhold Fuchs.
Ich gedenke mit dieser Kerze nicht nur Wilhelm, sondern auch den Vorfahren meines Großvaters, seinen Eltern Johann und Maria Elisabeth, seinen Großeltern Josef und Maria wie Jakob und Sophia sowie weiteren Ahnen, dessen Namen vermutlich niemand mehr kennt, zudem seinem Bruder Theodor und seiner Schwester Maria.
Die folgenden Verse sind vielleicht nicht gerade erbauend, aber vielleicht passend zu der beginnenden Reihe an Gedenktagen im November, am End ein Lichtschimmer zwischen Trauer und Sehnsucht, zwischen Abschied und erhoffter Wiederkehr.
Für Wilhelm. Für Axel.
Allerseelen
von Franz Heinrich Fuchs
Welch traumhaft stilles Schreiten
Den fahlen Hain entlang!
Rings müder Blätter Gleiten,
Und über Stoppelbreiten
Verlorner Glockenklang.
Was je dein Herz besessen
An Hoffnung, Glück und Leid,
Was unter Gruftzypressen
Geschlummert, halbvergessen,
Gibt klagend dir Geleit.
Gestalten, längst entschwunden,
Brechen des Grabes Bann:
Neu bluten alte Wunden,
Und tote Wonnestunden
Lächeln dich schmerzlich an.
Herz, heiß die Sehnsucht schweigen,
Die um Vergangnes wirbt! –
Die ew’gen Sterne steigen,
Die Heimat dir zu zeigen,
Wo jede Klage stirbt!
Franz Reinhold Fuchs, dt. Pädagoge und Dichter,
* 08. Juni 1858 in Leipzig, +12. Mai 1938 in Dresden.