Von Andreas Steinhardt 04.08.2024 um 13:19 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht
von Gertrud Goes, welches meinem immer so fröhlichen Großvater Wilhelm sicherlich gefallen hätte.
Sommerabendwind
von Gertrud Goes
Leiser Sommerabendwind,
Der durch reife Gräser schleicht,
So wie die schlanke Männerhand
Über Frauenhaare streicht;
Leiser Sommerabendwind,
Der um volle Rosen geht
Und von jedem offnen Kelch
Eine Welle Duft erfleht;
Leiser Sommerabendwind,
Der mit Tönen überrascht,
Der von zartem Vogellied
Noch den letzten Laut erhascht;
Leiser Sommerabendwind,
Der die Mittagswolken kühlt,
Und das ganze Himmelszelt
Nach versunknem Glanz durchwühlt;
Leiser Sommerabendwind,
Sag mir, flogst du aus dem Tor,
Das der Sel’gen Gärten schließt,
Eben leicht beschwingt hervor?
Leiser Sommerabendwind,
Hast die Sehnsucht mir geweckt,
Dass nach deinem Heimatland
Meine Seele froh sich reckt!
Gertrud Goes, geborene Staehle, *25.11.1878 in Löwenstein, damals zum Oberamt Weinsberg/ Württemberg gehörend, heute zum Landkreis Heilbronn, +30. Dezember 1915 in Engelsbrand, damaliger Schwarzwaldkreis, heute zum Enzkreis, Baden-Württemberg. Engelsbr. ist Nachbarort von Pforzheim.
Goes war eine deutsche Dichterin und Erzählerin.