Von Andreas Steinhardt 19.05.2024 um 15:13 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze am Pfingstsonntag ein heiteres Gedicht von Paula Dehmel.
Wilhelm war einer der humorvollsten Menschen die ich je kennen lernte - ihm hätten die Verse "Wenns Pfingsten regnet" sicherlich auch gefallen.
Nun, bisher war der Pfingsttag in meiner Region trocken, eher bewölkt als Sonnenschein, man hört aber von weitem Donnergrollen. Der Regen wird kommen...
"Pfingstregen bringt Segen", hätte mein Großvater Wilhelm vielleicht jetzt gesagt...
Kommen Sie gut durch die Feiertage!
Wenns Pfingsten regnet
von Paula Dehmel
Oben aus dem Fahnenhaus
Guckt das schwarze Wettermännchen raus,
Spreizt die Beine und grinst uns an;
Schäme dich, alter Wettermann!
Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
Hast du dem Fritze fest versprochen,
Daß zu Pfingsten, im Monat Mai,
Das allerschönste Wetter sei.
Und nun regnets, liebe Not,
Alle hellen Blüten tot,
Sie liegen da wie nasser Schnee,
Auf den Wegen steht See an See;
Ja, wenn wir schon drinnen baden könnten,
Wie die Spatzen oder die Enten!
Wir dürfen aber gar nicht raus,
Sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;
Röch nicht der Kuchen so lecker her,
Wüßt man gar nicht, daß Feiertag wär.
Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
Schäme dich, schwarzer Wettermann!
Paula Dehmel, *31. Dezember 1862 in Berlin als Pauline Oppenheimer, +8. Juli 1918 in Steglitz (seit 1920 zu Berlin)
Dehmel war eine deutsche Schriftstellerin, schrieb Gedichte und Märchen für Kinder. Sie war eine Schwester von Franz Oppenheimer und von 1889 bis 1900 mit dem Dichter Richard Dehmel verheiratet.