Von Andreas Steinhardt 22.04.2024 um 13:07 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Der April ist schon ziemlich turbulent -
nach ersten warmen, sonnigen Wochenenden hierzulande folgten stürmische, verregnete Tage mit Tagestemperaturen teilweise unter 10° C.
und nun soll es heute Nacht sogar gen Gefrierpunkt gehen...
"Der April macht eh was er will", hätte mein Großvater Wilhelm sicherlich angemerkt, "da
können wir nichts dran ändern!"
Aus einem April
von Rainer Maria Rilke
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren
Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag,
wie er leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt ,
Schweiz, seit 1953 Glion sur Montreux.