Von Andreas Steinhardt 01.11.2023 um 19:50 Uhr | melden
Am heutigen Hochfest Allerheiligen und zum morgigen Gedenktag Allerseelen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Franz Reinhold Fuchs.
Unsere Kirch- und Gräbergänge sind für heute beendet, Wilhelms
Grab wird - wie das Grabmal seiner Tochter Gerda - in Kürze eingeebnet. Mein Großvater starb etwa ein halbes Jahr vor meiner Mutter, die 30 Jahre "Ruhefrist" sind auf dem hiesigen Friedhof nun schon fünf Monate überschritten, was Wilhelms Ruhestätte betrifft.
Ein eigenartiges Gefühl, in Kürze die beiden Gräber nicht mehr zu sehen. Meines Vaters Grab wurde schon eingeebnet, es ist aber dort eine Rasenfläche entstanden, man erkennt die Konturen seiner Ruhestätte immer noch.
Ich Gedenke mit dieser Kerze besonders den Vorfahren meines Großvaters, seinen Eltern Johann und Maria Elisabeth, seinen Großeltern Josef und Maria wie Jakob und Sophia, seinen und
meinen weiteren Ahnen, dessen Namen vermutlich niemand
mehr kennt, seinem Bruder Theodor und seiner Schwester Maria.
Allerseelen
Welch traumhaft stilles Schreiten
Den fahlen Hain entlang!
Rings müder Blätter Gleiten,
Und über Stoppelbreiten
Verlorner Glockenklang.
Was je dein Herz besessen
An Hoffnung, Glück und Leid,
Was unter Gruftzypressen
Geschlummert, halbvergessen,
Gibt klagend dir Geleit.
Gestalten, längst entschwunden,
Brechen des Grabes Bann:
Neu bluten alte Wunden,
Und tote Wonnestunden
Lächeln dich schmerzlich an.
Herz, heiß die Sehnsucht schweigen,
Die um Vergangnes wirbt! –
Die ew’gen Sterne steigen,
Die Heimat dir zu zeigen,
Wo jede Klage stirbt!
Franz Reinhold Fuchs, dt. Pädagoge und Dichter, * 08. Juni 1858 in Leipzig, +12. Mai 1938 in Dresden.