Von Andreas Steinhardt 26.08.2023 um 18:52 Uhr | melden
Zur Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Augustende und zur Erntezeit von Julius Sturm. Passend vielleicht nicht zur derzeitig weniger üppig ausfallenden Ernte, wie beim Gedanken an Kornkrisen mit Blick auf ukrainisches Getreide. Trotz diesem grotesken Widerspruchs möchte ich dieses Gedicht doch verwenden, rückblickend auf bessere Tage, vorausschauend und zart hoffnungsvoll auf wieder bessere Zeiten.
Dieses Gedicht habe ich auch heute auf die Gedenkseite meiner Mutter, Wilhelms Tochter Gerda Sophia Steinhardt, gestellt.
Für Wilhelm. Für Axel.
Erntefestlied
Wagen auf Wagen schwankte herein,
Scheune und Böden wurden zu klein:
Danket dem Herrn und preist seine Macht,
glücklich ist wieder die Ernte vollbracht.
Hoch auf der Fichte flattert der Kranz,
Geigen und Brummbass laden zum Tanz;
leicht wird das Leben trotz Mühe und Plag’,
krönet die Arbeit ein festlicher Tag.
Seht ihr der Kinder fröhliche Schar,
blühende Wangen, goldlockiges Haar?
Hört ihr sie jubeln? O liebliches Los,
fällt ihnen reif doch die Frucht in den Schoß!
Wir aber furchen, den Pflug in der Hand,
morgen geschäftig aufs neue das Land;
ewig da reiht, nach des Ewigen Rat,
Saat sich an Ernte und Ernte an Saat.
Pfarrer Julius Carl Reinhold Sturm, auch "Julius Stern",
*31. Juli 1816 in Köstritz, +02. Mai 1896 in Leipzig.
Sein ältester Sohn August war ebenfalls Verfasser von
Gedichten und anderen Werken, sein jüngerer Sohn Heinrich
war bis 1917 Oberbürgermeister von Chemnitz.