Von Andreas Steinhardt 07.01.2023 um 12:43 Uhr | melden
Diese Gedenkerze ist nicht nur Wilhelm gewidmet, sondern auch seinem erstgeborenem Enkel Axel, meinem Bruder, den wir heute vor einem Jahr zu Grabe trugen.
Es war ein sehr trüber Tag, noch lange standen wir alle nach der Trauerzeremonie auf dem Friedhof, unterhielten uns mit lange Zeit nicht mehr gesehenen Verwandten. Es wurde zur Überraschung kein Trauercafé organisiert. Alle Gespräche fanden vor der Trauerhalle statt, auf Abstand im großen Kreis, mit FFP2 Masken. Ein surrealer Tag, an dem viele Wunden der Vergangenheit, einer schon ewig entzweiten Familie, versucht wurden, aufzuarbeiten. Dies gelang nur zum Teil. Bisher haben wir uns nicht wiedergesehen. Meine mehrfachen, späteren Versuche diesbezüglich verliefen im Sande und Nachrichen blieben unbeantwortet. Es lag gewiss nicht an mir, ich bin immer zur Aussöhnung bereit, kann mich undrehen, und wir fangen neu an.
Diese Gabe ist nicht jedem gegeben, wenn man ein Herz aus Stein besitzt.
Wilhelm, der so fröhliche, heitere Mann wäre auch vor den Kopf gestoßen gewesenen bei soviel Gefühlskälte.
Ein enger Verwandter sagte nach der Trauerfeier, so wurde es mir übermittelt: "es kommt alles zu spät" - für mich ist es nie zu spät,
neu anzufangen.
"Die Toten sind nicht tot, sie sind nur nicht mehr sichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer"
Aurelius Augustinus (auch Augustinus von Hippo, Hl. Augustinus, Bischof von Rom)