Von Andreas Steinhardt 13.08.2022 um 00:12 Uhr | melden
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Dauthendey, welches ganz gut zum Vollmond und dem derzeitigen Meteoritenschauer passt.
Diese Gedenkkerze widme ich meinem Großvater Wilhelm und meinem Bruder Axel.
Atemloser August
von
Max Dauthendey
Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,
Fragt sich: wenn die Blum, Baum und Felder sich verschieben,
Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
Max Dauthendey, * 25.07. 1860 in Würzburg, + 29.08.1918 in Malang, Indonesien