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von Mama und Papa am 01.01.2019 - 21:32 Uhr | melden
Lieber Tobias!
Heute ist der 1.1.2019 und damit das schlimmste Jahr unseres Lebens, 2018, zu Ende.
Zum Jahresbeginn wünscht man sich ein „gutes neues Jahr“ und hofft dass es auch wirklich eins wird. Heute Nacht um 1 Uhr sind bei einem Verkehrsunfall in Aichtal ein Vater mit seinem 10jährigen Sohn ums Leben gekommen – für die beiden ein kurzes 2019. Letztendlich hat jeder von uns sein eigenes Schicksal.
7 Monate ist es mittlerweile her dass Du von uns gegangen bist.
7 Monate, in denen Dein Papa und ich
- viel darüber gelernt haben wie Menschen mit dem Thema „Trauer“ umgehen – oder auch nicht. Herzliche Anteilnahme von Leuten erfahren haben von denen wir es nicht erwartet haben bis hin zum „Totschweigen“ aus falscher Rücksichtnahme (was für ein tolles Wortspiel).
- uns die Frage gestellt haben nach der „richtigen“ Art zu trauern – die es letztendlich nicht gibt weil jeder anders damit umgeht.
- aus Deinen Lieblingsklamotten ein „mapapu“ haben nähen lassen.
- verschiedene Bücher von ebenfalls „verwaisten Eltern“ gelesen haben.
- auf Empfehlung unseres Hausarztes im Hospiz Esslingen eine Trauerbegleiterin aufgesucht haben
und zusammen festgestellt haben dass sie uns nicht unterstützen kann weil Papa und ich uns schon mitten in unserer Trauerarbeit befinden (ein herzliches Dankeschön an Frau Claudia Landenberger für das schöne, persönliche Gespräch).
- Deine persönlichen Gegenstände aus Deinem Zimmer ausgeräumt und aussortiert haben und Deine Kleidung weggegeben haben – durch‘s Aufbewahren im Schrank wird sie nicht besser.
Mit Deinem Tod hat für uns der Kampf gegen das Vergessen begonnen. Rufen uns deshalb so oft wie möglich Situationen ins Gedächtnis, schreiben gemeinsame Erlebnisse auf, lachen über Deine muffligen Reaktionen wenn Dir mal wieder was nicht gepasst hat oder Du sauer warst. Erinnern uns an den Geruch von Fleisch und Wurst nach Deinem täglichen Arbeitsende und an Deinen Geruch frischgeduscht. An Deinen weichen Bart und, arbeitsbedingt, Deine starken Hände und Oberarme. An das tägliche Gutenachtsagen von Dir (auf das ich immer bestanden habe) oder das letzte gemeinsame Umarmen von uns dreien in der Küche. Am wertvollsten sind mir aber Deine WhatsApp-Sprachnachrichten denn dadurch kann ich immer wieder Deine Stimme hören.
Obwohl Du nicht mehr bei uns bist erleben Papa und ich immer wieder diese besonderen Momente.
Momente, die uns dann zum Lachen und Weinen bringen und gleichzeitig trösten. Wenn Papa und ich vor 6 Wochen in einem Nightwish-Konzert sitzen und als Zugabe ausgerechnet unser alter Lieblingssong von 2007 gespielt wird bei dem Du und ich uns einig waren dass es der beste Song der Gruppe ist. Wenn wir abends den TV einschalten und in einer Reportage das Lied von Deiner Trauerfeier („Zusammen“ von den Fanta 4 und Clueso) im Hintergrund gespielt wird. Wenn Sonntag morgens auf unserem Dachfenster Schnee liegt der eine gute Stunde später zu einem Engel zusammengerutscht ist. Wenn wir ins Kino zu „Mary Poppins Rückkehr“ gehen und während des Films ein textlich so schönes Lied über die Erinnerung an Verstorbene gesungen wird dass Papa und ich heulen müssen – zum Glück war‘s dunkel im Kino;) Und aktuell letzte Woche, 27.12., als wir an Deinem 20. Geburtstag abends essen waren und nach Verlassen des Restaurants aus dem Nichts ein Böller losgeht und im gleichen Moment dasselbe Auto wie Deins an uns vorbeifährt.
Nach solchen Momenten sagen wir uns immer: „Das ist ein Gruß von Tobias!“
Dein Papa fragt mich oft womit wir dieses Leben verdient haben – ohne Dich. Ich antworte ihm dann immer dass der liebe Gott uns das wohl zugetraut hat dass wir diesen Schicksalsschlag gemeinsam bewältigen.
Und wer weiß - vielleicht wartest Du „da oben“ auf uns wenn wir an der Reihe sind zu gehen?
In Liebe, auf ewig – Mama und Papa