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Von Helma 08.11.2016 um 16:44 Uhr | melden
Liebe innige herzliche Grüße und alles Liebe für dich liebe
Annerose .
Helma mit Eva im Herzen
Die Geburt der Engel
Die beiden gingen die Strasse hinab, die Hände haltend und sich vertrauend. Sie spürte eine eigenartige Atmosphäre heraufkommen, eine Ära (Aura?), die sich wohlig anfühlte, vertraut wie das Gefühl eines Kindes bei seiner Mutter. Sie schwiegen sich lange an und folgten dem Lauf der Straße. Viele Häuser, Gärten und auch Straßen wichen an ihnen vorbei.
Plötzlich merkte sie, wie alles um sie herum verschwamm, der Boden wich weg und sie gingen im Taumel bunter Lichtstrahlen.
Alles drehte und blinke um sie herum, und er ging weiter mit ihr. Sie schwebten. Langsam löste sich alles wieder auf und sie stand wieder auf festem Boden. Sie blickte verwirrt um sich herum. Sie standen in einer Welt, die weich war wie Samt, nichts Hartes war zu spüren oder zu sehen. Der Boden war dem eines weichen Mooses gleich, alles wirkte in einem rötlichen Ton. Sie bemerkte Blumen, überall! Sie waren mimosengleich, weich und pelzig. Es war ein harmonischer Ort. Es war der Ort des Ursprungs der Engel.
Dieser Ort war ihr so vertraut, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dies war ihre Heimat, hierher kam sie. "Wieso führst du mich hierhin?", fragte sie mit bewegter Stimme.
"Dies ist der Ort deines Ursprungs, hier bist du entstanden. Um dich selber besser kennen zu lernen musst du deine Vergangenheit kennen lernen. Deine Heimat, deine Herkunft", antwortete er.
Sie konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie sie hier erstmals von der Welt um sich herum Notiz genommen hatte. "Weißt Du eigentlich, wie ihr Engel entsteht?", fragte der Feuerwehrmann. "Nein, ich kenne unseren Ursprung nicht. Unsere Bestimmung ist uns eingegeben, und ich kann mich nur an den Moment erinnern, an dem ich auf dieser Welt erschient."
Der Feuerwehrmann deutete ihr an sich zu setzen. Sie nahmen Platz auf dem weichen Boden dieser rötlichen Welt. Selbst der Himmel war hier rot, jedoch existierte keine Sonne. Das Leuchten, das diese Welt erhellte, schien von überall her zu kommen. Man konnte keinen genauen Ursprung feststellen.
Die endlose Landschaft um sie herum erinnerte an Wolken. Leicht geschwungen und uneben, wie eine Wolke wirkte der Boden.
"Weißt Du, immer wenn die Menschen Angst, Trauer, Sorge oder Leid verspüren, lässt dies eine Mimose hier wachsen", sprach er.
Erst jetzt bemerkte sie, wie endlos und wie unendlich zahlreich diese Blumen überall aus dem Boden hervor wuchsen. Wohin man schaute, bis zum Horizont, sah man ein unzählbares Meer von Mimosen. Und sie bemerkte, dass immer wieder kleine Lichtblitze in diesem Meer von Blüten aufleuchteten.
"Und für jede Träne, die sie dabei verlieren, wächst an einem Mimosenstiel eine gelbe Blüte", erzählte er "und aus diesen gelben Blüten entsteht ihr Engel. Sieh dorthin, da siehst du es."
Sie blickte auf eine ganz bestimmte Mimose, die er ihr zeigte. Eine der gelben Blüten zeigte plötzlich Regung. Sie zitterte leicht. Plötzlich wuchs aus ihr ein grelles kleines Licht heran, in das man kaum hineinsehen konnte, so grell war es. Dann in einem kleinen Lichtblitz verschwand die Blüte und zum Vorschein kam in einem winzigen Augenblick ein neuer Engel. Erst jetzt sah sie ringsherum die vielen Engel, die laufend durch das Meer von Lichtblitzen neu entstanden. Der Engel streckte sich, als wäre er aus einem langen Schlaf erwacht, dann schaute er kurz um sich und flog mit seinen prächtigen weißen Flügeln von dannen. Nur sie konnte den Engel sehen, und das auch nur für einen kurzen Moment, ehe er verschwand.
Seine Erhabenheit, sein Glanz und seine Stärke beeindruckten sie. Sie spürte für einen Moment stolz auf ihr Dasein. Ihr Gesicht zeigte plötzlich Ruhe, Entspanntheit und Neugier. Sie erinnerte sich an ihren Anfang, diese Unbeschwertheit, all das Neue, was sie daraufhin kennen gelernt hatte. Sie wusste noch, der erste Anblick der Sonne, als sie auf die Erde kam, es war so ein Moment von Unbeschwertheit.
Sie fühlte sich plötzlich so leicht und entspannt. Dies entlockte ihrem Gesicht ein leichtes Lächeln, welches ihr im ersten Moment unbewusst blieb.
"Siehst du, Engel, dein erster Augenblick, den du erlebtest, war ein guter Augenblick. Es zwingt dich sogar zu einem Lächeln. Du kannst es doch, du hattest es nur verlernt", sagte er daraufhin voller Genugtuung.
"Weißt du, die Menschen glauben immer weniger an Engel, und dadurch gibt es immer weniger von ihnen. Sie entstehen nur, wenn man an sie glaubt, aber das haben viele Menschen verlernt. Diese Welt war früher so sehr erhellt von den Lichtblitzen der Mimosen, dass man geblendet war", erzählte er weiter, "auch deine Entstehung verdankst du der Träne eines Menschen. Eure nächste Aufgabe ist es dann immer, diesen Menschen zu suchen, der diese Träne für euch verloren hat. Eure Aufgabe endet erst dann, wenn dieser Mensch seine Welt verlässt."
Beide schwiegen sich an. Erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen, denn sie wusste nur zu gut, das sie zwar schon viel geholfen hatte, aber ihren Menschen noch nicht gefunden hatte, dem sie diese Träne verdankte. Das wurde ihr jetzt klar.