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Von Erika Bader 06.07.2016 um 22:08 Uhr | melden
Ein helles Abendlicht für dich mein wunderbarer Engel
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Der Engel
Jedes mal, wenn ein gutes Kind stirbt,
kommt ein Engel Gottes zur Erde hernieder,
nimmt das tote Kind auf seine Arme, breitet die großen,
weißen Flügel aus und pflückt eine ganze
Handvoll Blumen, die er zu Gott hinaufbringt,
damit sie dort noch schöner als auf der Erde blühen.
Gott drückt sie dort an sein Herz, aber der Blume, die ihm
die liebste ist, gibt er einen Kuß, und dann bekommt sie Stimme
und kann in der großen Glückseligkeit mitsingen.
Sieh, alles dieses erzählte ein Engel Gottes,
während er ein totes Kind zum Himmel forttrug,
und das Kind hörte wie im Träume; sie flogen über die
Stätten in der Heimat, wo das Kleine gespielt hatte,
und kamen durch Gärten mit herrlichen Blumen.
"Welche wollen wir nun mitnehmen und in den Himmel
pflanzen?" fragte der Engel.
Da stand ein schlanker, herrlicher Rosenstock, aber eine böse Hand hatte den Stamm abgebrochen, so daß alle Zweige,
voll von großen, halb aufgebrochenen Knospen, vertrocknet rundherum hingen. "Der arme Rosenstock!" sagte das Kind.
"Nimm ihn, damit er oben bei Gott zum Blühen kommen kann!"
Und der Engel nahm ihn, küßte das Kind dafür, und das Kleine öffnete seine Augen zur Hälfte. Sie pflückten von den
reichen Prachtblumen, nahmen aber auch die verachtete Butterblume und das wilde Stiefmütterchen.
"Nun haben wir Blumen!" sagte das Kind, und der Engel nickte,
aber er flog noch nicht zu Gott empor. Es war Nacht und ganz
still; sie blieben in der großen Stadt und schwebten
in einer der schmalen Gassen umher, wo Haufen Stroh und
Asche lagen; es war Umzug gewesen.
Da lagen Scherben von Tellern, Gipsstücke, Lumpen und alte
Hutköpfe, was alles nicht gut aussah.
Der Engel zeigte in allen diesen Wirrwarr hinunter
auf einige Scherben eines Blumentopfes und auf
einen Klumpen Erde, der da herausgefallen war.
Von den Wurzeln einer großen vertrockneten Feldblume,
die nichts taugte und die man deshalb auf die Gasse
geworfen hatte, wurde er zusammengehalten.
"Diese nehmen wir mit!" sagte der Engel.
"Ich werde dir erzählen, während wir fliegen!"
Sie flogen, und der Engel erzählte:
"Dort unten in der schmalen Gasse, in dem niedrigen Keller,
wohnte ein armer, kranker Knabe.
Von seiner Geburt an war er immer bettlägerig gewesen;
wenn es ihm am besten ging, konnte er auf Krücken die
kleine Stube ein paarmal auf und nieder gehen, das war alles.
An einigen Tagen im Sommer fielen die Sonnenstrahlen
während einer halben Stunde bis in den Keller hinab,
und wenn der Knabe dasaß und sich von der warmen
Sonne bescheinen ließ und das rote Blut durch seine
feinen Finger sah, die er vor das Gesicht hielt, dann hieß es:
Heute ist er aus gewesen!
Er kannte den Wald in seinem herrlichen Frühjahrsgrün
nur dadurch, daß ihm des Nachbars Sohn den ersten Buchenzweig
brachte, den hielt er über seinem Haupte und träumte dann unter
Buchen zu sein, wo die Sonne scheint und die Vögel singen.
An einem Frühlingstage brachte ihm des Nachbars Knabe auch
Feldblumen, und unter diesen war zufällig eine Wurzel,
deshalb wurde sie in einen Blumentopf gepflanzt
und am Bette neben das Fenster gestellt.
Die Blume war mit einer glücklichen Hand gepflanzt,
sie wuchs, trieb neue Zweige und trug jedes Jahr ihre Blumen;
sie wurde des kranken Knaben herrlichster Blumengarten,
sein kleiner Schatz hier auf Erden; er begoß und pflegte sie
und sorgte dafür, dass sie jeden Sonnenstrahl, bis zum letzten,
der durch das niedrige Fenster hinunterglitt, erhielt;
die Blume selbst verwuchs mit seinen Tränen, denn für ihn blühte sie, verbreitete sie ihren Duft und erfreute das Auge;
gegen sie wendete er sich im Tode, da der Herr ihn rief.
Ein Jahr ist er nun bei Gott gewesen, ein Jahr hat die Blume
vergessen im Fenster gestanden und ist verdorrt und
wurde deshalb beim Umziehen hinaus auf die Straße
geworfen. Und dies ist die Blume, die vertrocknete Blume,
die wir mit in unseren Blumenstrauß genommen haben, denn
diese Blume hat mehr erfreut als die reichste Blume
im Garten einer Königin!"
"Aber woher weißt du das alles?" fragte das Kind, das der
Engel gen Himmel trug. "Ich weiß es", sagte der Engel,
"denn ich war selbst der kleine, kranke Knabe, der auf Krücken ging; meine Blume kenne ich wohl!"
Das Kind öffnete seine Augen ganz und sah in des Engels
herrliches, frohes Antlitz hinein, und im selben Augenblick
befanden sie sich in Gottes Himmel, wo Freude und
Glückseligkeit waren. Gott drückte das tote Kind an sein Herz,
und da bekam es Schwingen wie der andere Engel
und flog Hand in Hand mit ihm. Gott drückte alle Blumen
an sein Herz, aber die arme verdorrte Feldblume küßte er,
und sie erhielt Stimme und sang mit allen Engeln,
welche Gott umschwebten, einige ganz nahe, andere
um diese herum in großen Kreisen und immer weiter fort
in das Unendliche, aber alle gleich glücklich.
Und alle sangen sie, klein und groß, samt dem guten,
gesegneten Kinde und der armen Feldblume, die verdorrt dagelegen hatte, hingeworfen in den Kehricht des Umziehtages,
in der schmalen, dunklen Gasse.
Hans Christian Andersen
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Liebe Annerose
Herzliche, dankbare Abendgrüße und
eine liebevolle Umarmung für Dich.
Schön das es Dich gibt
Erika mit Annamaria im♥