Thomas
Stöber

Von Anke Brandt 22.02.2021 um 16:47 Uhr | melden

"und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen -
und du ihre Stimme wieder hörst
ganz nahe an deinem Herzen." (Hilde Domin)

Tom,
deine Stimme verstummt
so plötzlich.
Zuletzt gehört am Telefon,
als unsere Stimmen
über Moodle-Schlamassel
in Zeiten des Corona-Wahnsinns
blechern tönten.

Aus anderen Zeiten höre ich
fröhlich am Sommertisch im Cafe M,
rebellisch in der Konferenz,
wie eine Gitarre in der Klasse
deine lachende Stimme, eine heitere,
eine JaaaH Stimme vom Sound,
vom Inhalt ein deutliches "Nein",
wenn es nicht gerecht zuging
in den Raum setzend.
Höre einen Vokal,
der manches Geschehen ins Rollen brachte.

Der Vokal klingt nach, erweicht
das steinerne Haus, bringt
mit kleinen Verschwörungen aus alten Zeiten
das Treppenhaus zum Klingen.
Hier tönt immer noch dein unbeugsamer Ton,
der weiter tönen soll.

Deiner Stimme rufe ich nach,
und sehe dabei dein helles Gesicht,
sehe eine lachende Locke in deine Stirn fallen
über den Nebel deiner E-Zigarette,
der meine Bedenken in unseren Gesprächen,
mein "ja, aber" zu deinen Gedanken nicht vertreiben kann.

Aber, ja, aus deiner Stimme tönten sonnige Zeiten,
Zitronen auf blauem Grund,
die hellen Resonanzen eines Lehrenden mit Leib und Seele.

Nun löst sich von der Erde deine Stimme und
entweicht in die Luft.