Von Andreas Steinhardt 08.07.2024 um 23:11 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Wilhelm Weigand.
Der Juli ist dem des vorherigen Jahres durchaus ähnlich, nach sehr durchwachsenen Tagen erwartet uns allerdings morgen in unseren Breitengraden ein hochsommerlicher Tag mit Temperaturen bis zu 30°. Einmalig offenbar...
Meine Großmutter Theresia war der Hitze-resistenteste Mensch, der mir vielleicht je begegnet ist. Aber auch tiefster Winter mit Minusgraden, Eis und Schnee konnten ihr nichts anhaben - "Wetterunabhängig" - so würde ich Theresia heute umschreiben - "sie nahm wies kam" - und das ohne auch nur einmal über das Wetter zu murren...
Im Dorfe
von Wilhelm Weigand
Wie mir dieser Juliwochen
einsam schöne Zeit verrann!
Schauend in den Schattenkühlen
durft’ ich meine Seele fühlen,
die des Glücks Gesichte sann.
Golden sah ich rings sich bräunen
weich im Wind das Ährenfeld.
Blutrot glomm an allen Wegen
wilder Mohn im Windesregen,
lerchenselig ward die Welt.
Lerchenselig meine Seele,
die auf Gottes Wegen ging
und im Dufte jeder Blüte –
eine Fülle, eine Güte! –
stillsten Gruß der Welt empfing.
Wilhelm Weigand, gebürtig Wilhelm Schnarrenberger (Namensänderung 1888)
, *13. März 1862 in Gissigheim, Baden, heute zu Königheim, Main-Tauber-Kreis, BW, +20. Dezember 1949 in München.
Weigand war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.