Von Andreas Steinhardt 01.05.2024 um 21:36 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Mai ein Gedicht von Adolph Glaser.
Der heutige Maifeiertag war in unserer Region äußerst warm, das Thermometer zeigte am Nachmittag 27° C.
Ich erinnere mich zurück an meine Kindheit -
oft fuhr ich an diesem Tage mit meinen Eltern
und auch Großeltern, spielte das Feiertagswetter mit, zum Rhein - spazieren, Schiffe bestaunen, auch an eine Barkassenfahrt erinnere ich mich - wie natürlich einen Spielplatzbesuch...
König Mai
von Adolph Glaser
Als Bote eilt der März herbei
Und bringt der Erde frohe Kunde,
Dass sie erwählt vom Bräutgam sei
Als Braut zu süssem Liebesbunde
Und laut erklärt er in der Runde:
Der Bräutigam, das ist der Mai,
Der schöne Mai.
Da er die Kunde ihr gebracht,
Der Erde Freudentränen rinnen
Auf ihre ernste Jungfrautracht
Von glattgelegtem weissem Linnen;
Sie weiss nicht, was sie soll beginnen,
Denn wohlbekannt ist ihr der Mai,
Der schöne Mai.
Bald ist sie tiefbewegt, bald still,
Weiss nicht, was sie soll tun und lassen,
So wechselnd endet der April.
Nun muss sie in Geduld sich fassen,
Denn zwischen Lieb und zwischen Hassen
Träumt ahnend doch sie nur vom Mai,
Vom schönen Mai.
Der aber kommt mit einem Mal
Ganz unerwartet angezogen
Und übern Berg und durch das Tal
Ist sein Gefolge mitgeflogen:
Ein Zirpen, Girren, Schwirren, Wogen,
Ein Jauchzen kündigt an den Mai,
Den schönen Mai.
Wie wird der Braut so wohl und bang,
Sie fühlt ihr Herz an seinem Hangen,
Sein Hauch ist Duft, sein Wort Gesang,
Es glühn von Rosen seine Wangen,
Sie ruht von seinem Arm umfangen
Und jauchzt: O lieber, lieber Mai,
O schöner Mai!
Adolph Glaser (Pseudonym Reinhard Reimar), *15.12.1829 in Wiesbaden, +31.03.1915 in Freiburg.
Glaser war dt. Schriftsteller, Schriftleiter und Journalist.