Gedenkkerzen
Kerze anzündenHier sehen Sie alle 174 Gedenkkerzen, welche für Theresia Remiorz angezündet wurden. Entzünden auch Sie eine Gedenkkerze.
Zur morgigen Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ein paar Gedanken
und Sprüche von großen Meistern.
Mit dem Totensonntag (Ewigkeitssonntag,
kath. Christkönigsfest) geht die Reihe der
vielen Gedenktage des Novembers zuende.
Allerheiligen/Allerseelen mit Gräbergängen,
der Volkstrauertag am letzten Sonntag wie
dem morgigen Totensonntat mit erneutem "ökumenischen" Gang zusammen mit der
Familie zu den Ruhestätten unserer Lieben.
Das erste Adventswochenende steht uns in
Kürze bevor, vielleicht ein doch trostreicher Gedanke an eine heimelichere Zeit als es der Trauermonat November es bot, der sich zuletzt mit ein paar düsteren und regnerischen Tagen
alle Ehre machte, zumindest hatten wir in der letzten Woche mehrere Schneetage in hiesigen Breitengraden, was uns durchaus erfreute.
Für Theresia und ihre zwölf Geschwister.
"Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)
„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)
"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“ (Romano Guardini)°
"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart."
(Stefan Zweig)°°
°Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph, *17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.
°°Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer, *28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien.
Zur heutigen Gedenkkerze für meine Großmutter ein Gedicht, passend zum November, von Martin Greif.
Nach einer längeren, trockenen Phase erwartet uns in der kommenden Woche vermehrt Regen,
es wird etwas windiger. Kein Vergleich zum
letzten November, er war der nasseste seit den Wetteraufzeichnungen, dazu sehr stürmisch.
Theresia hielt jedes Wetter "aus", es musste
schon stürmen, monsunartiger Regen fallen,
bis sie vielleicht mal ein: "...es ist aber auch schubbrig draußen" fallen ließ...aber dies hielt meine Oma generell auch nicht von Einkäufen oder sonstigen Aktivitäten ab, dann zog sie halt ein wasserdichtes, durchsichtiges Kunststoff-Kopftuch auf und marschierte los...einen Schirm nahm sie generell nicht mit, der nervte sie nur...dann war halt der Mantel nass...na und?
Novemberstimmung
von Martin Greif
Die Flur umher
es kalt durchweht,
wo nirgend mehr
ein Blümlein steht.
Im Wald zerstiebt
das welke Laub –
Die ich geliebt,
sind alle Staub.
Sich frühe neigt
der Sonne Lauf,
am Himmel steigt
der Mond herauf.
Es füllt sich sacht
das Sternenzelt.
Sie sind erwacht
in jener Welt.
Martin Greif, eigentl. Friedrich Hermann Frey,
*18. Juni 1839 in Speyer, damals Regierungsbezirk Kreis Pfalz, Königreich Bayern, heute zu Rheinland-Pfalz, +01. April 1911 in Kufstein, Tirol, Österreich.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Julius Otto Bierbaum.
Nach mehreren, sehr sonnigen Tagen zu Beginn des Monats, herrscht nun seit Tagen trübes, aber soweit trockenes Wetter vor.
Theresia nahm das Wetter, wie es nun mal war -
ob sehr warme Sommertage, trübe und nasse Novembertage oder ein eiskalter Februar - meine Großmutter murrte nie über das Wetter, passte sich stets an, sie war wirklich ziemlich abgehärtet...
...das folgende Gedicht von Bierbaum trifft vielleicht nicht auf jene Situation zu, "Herbsttag, Du milder Gast (...)" , doch durchaus auf die ersten Novembertage.
An den Herbst
von Julius Otto Bierbaum
Mit dankbarem Gemüte
Hier nehm ich deine Güte,
Herbsttag, du milder Gast,
Der du mich reich beschenktest,
Den Sinn in Klare lenktest
Und mich zum Abend fröhlich
ausgerüstet hast.
Nun ist in mir kein Drängen
Und bin doch nicht im Engen,
Bin ruhevoll bewegt.
Was gilt es, mehr zu wollen,
Als so im Friedevollen
Teilhaftig sein des Ganzen, das
mütterlich uns hegt.
Otto Julius Bierbaum, Pseudonyme „Martin Möbius“ und „Simplicissimus“, *28. Juni 1865
in Grünberg in Schlesien, heutiges Zielona Góra,
poln. Woiwodschaft Lebus, +01. Februar 1910
in Dresden.
Bierbaum war ein dt. Schriftsteller, Journalist, Redakteur und auch Librettist.
Er war Herausgeber der Kunst- und Literaturzeitschrift "Pan", welche von 1895
mit Unterbrechung bis 1915 in Berlin erschien.
Zur heutigen Gedenkkerze eine Hommage an die Backkünste meiner Oma Theresia...
...erinnern Sie sich auch gerne an das Gebäck, Kuchen, Torten Ihrer Großmutter? Irgendwie
war es doch von besonderer Qualität, geheimer Rezeptur, viele werden mir sicherlich zustimmen - die eigene Oma konnte am besten backen...
...auch wenn ich es noch so oft versuche, ihre Torten, Apfeltaschen, leckeren Dopeldecker
gefüllt mit Vanillecreme oder ihr herrliches Spritzgebäck nachzuahmen: Es wird mir
niemals so gelingen wie es meine Großmutter Theresia kredenzen konnte, mir fehlt "das alte Geheimnis" ihrer Zutaten und deren Mengen...
Danke, Oma, das Du uns so verwöhnt hast mit Deinen tollen Leckereien!
Am heutigen Hochfest Allerheiligen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey, passend zum Novemberanfang.
Theresia ist auf dem hiesigen Friedhof anonym bestattet, eine wie ich finde schöne Ruhestätte
auf einer Wiese, direkt unter einem Baum. Ein
Bild dazu finden sie hier im Album.
Heute möchte ich besonders Theresias und meinen Vorfahren ihrer Linie gedenken. Ihren Eltern Samuel und Katharina, ihren Großeltern Friedrich, Barbara, Marianna und Andreas, ihren Urgroßeltern Thomas, Gertrud, Adam, Eva wie Jacob und Gottliebe.
Das ewige Licht leuchte ihnen.
Erster November
von Max Dauthendey
Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Dass ich einen hätt’, der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt’.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluss fortfloss, und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloss.
Drauf lese ich heut’ ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
Max Dauthendey, dt. Dichter und Maler, * 25. Juli 1867 in Würzburg, +20. August 1918 in Malang auf Java, Niederländisch-Indien, seit 1949 Indonesien.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel.
Dies ist ein Herbsttag wie ich keinen sah", so beginnt das Gedicht von Friedrich Hebbel.
Nun, zumindest der letzte Samstag war ein solcher, ein Bilderbuch-Oktobertag, sonnendurchflutet, bis zu 20°C. in hiesigen Breitengraden.
Gestern war es etwas durchwachsener, heute löste sich die Wolkendecke zögerlich auf, nun herrscht wieder durchweg sonniges Wetter.
Theresia scheute keine Arbeit, sie war schir unermüdlich, konnte sich von morgens bis abends ununterbrochen beschäftigen, auch noch mit über 80 Jahren. Hausarbeit, einkaufen, Unkraut jähten und Blätter fegen - nicht nur bei sich, meine Großmutter kam mindestens 2x die Woche aus dem benachbarten Ortsteil zu uns gelaufen um ihre Tochter, meine Mutter bei der Haus - und Gartenarbeit zu unterstützen...
Herbstbild
von Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel, früheres Pseudonym
Dr. J. F. Franz, *18. März 1813 in Wesselburen/ Dithmarschen, heutiges Schleswig-Holstein,
+13. Dezember 1863 in Wien.
Hebbel war deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler "Maria Magdalena", sehenswert das Hebbel-Museum in Wesselburen mit 550 Exponaten.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes, gar heiteres Gedicht von Hoffmann von Fallersleben - passend zum Herbst, weicher sich in den letzten Tagen von seiner kühlen und windigen Seite zeigte...
...ab morgen erwartet uns der Oktobersommer:
Nachmittagstemperaturen von bis zu 20° C sind angekündigt, mancherorts in Deutschland wird
es bei Fön noch wärmer. Wie wird heuer der Winter???
Theresia würde auch bei sehr durchwachsenem Herbstwetter nicht klagen, als gebürtige Ostpreußin war sie sehr warme Sommertage und äußerst kalte Wintertage gewohnt, sie nahm das Wetter wie es war - ein stürmischer Herbsttag konnte ihr gar nichts anhaben...
Hab Dank, du lieber Wind
von Hoffmann von Fallersleben
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
We ist es anzufangen?
Se hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
August Heinrich Hugo Hoffmann von Fallersleben, *02. April 1894 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 Ortsteil von Wolfsburg, +19. Januar 1894 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, Ostwestfalen.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Emil Rittershaus über die Heimat.
Theresia ist gebürtige Ostpreußin, in liebevoller Erinnerung sind mir ihre vielen wunderschönen Erzählungen über Masuren. Sie haben mich so geprägt, das ich ihre Herkunft, die Heimat meiner Ahnen, auch als "meine Heimat der Seele" betrachte.
Die Stadt in der ich aufwuchs bedeutet mir zum Beispiel sehr wenig, irgendwann war sie mir zu klein geworden und ich zog hinaus, in verschiedene Städte. Ich brauche immer Abwechselung, bin ein unruhiger Geist - ähnlich meiner Großmutter.
Theresia musste auch ständig woanders sein,
sie liebte es auch, bis zu einem gewissen Alter - andere Städte zu besuchen. Immer auf der Suche nach der "Heimat"?
Sie sprach so viel über ihre Vergangenheit - ihr Masuren - "Nirgendwo ist Wuttrienen" sagte sie oft, sicher in Anlehnung an den Roman von Christine Brückner, "Nirgendwo ist Poenichen".
Meine Heimat ist hier und dort, da wo meine Familie ist - UND in der Ferne. Manchmal bewundere ich die, welche immer an ihrem kleinen Geburtsort blieben, nie weg fahren, sich immer auf 10 qkm bewegen. Ihr Leben lang. Noch nicht einmal verreisen wollen. Ich kenne einige. Nur ich verstehe sie nicht... ähnlich wie Theresia. Ich brauche den Gedanken zu wissen, das ich in Kürze in Berlin bin, in Frankfurt, in München...ich liebe aber meine Rastlosigkeit, sie ist ein Teil von mir.
Auf der ewigen Suche nach der "Heimat"? Nirgendwo ist "Wuttrienen" - ich denke oft an Theresias Satz...
Die Heimat
von Emil Rittershaus
Was ist die Heimat? Ists die Scholle?
Drauf deines Vaters Haus gebaut?
Ists jener Ort, wo du die Sonne,
Das Licht der Welt zuerst geschaut?
O nein, o nein, das ist sie nimmer!
Nicht ists die Heimat, heißgeliebt.
Du wirst nur da die Heimat finden,
Wos gleichgestimmte Herzen gibt!
Die Heimat ist, wo man dich gerne
Erscheinen, ungern wandern sieht.
Sie ists, ob auch in weiter Ferne
Die Mutter sang dein Wiegenlied.
Emil Rittershaus, *03. April 1834 in Barmen
(heute zu Wuppertal), +08. März 1897 ebenda. Rittershaus war Lyriker und Rezitator, sehr bekannt sein "Westfalenlied"
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum heutigen Herbstanfang, von Ferdinand
von Saar.
Gleich um 14:43 h MESZ haben wir den meteorologischen Herbstanfang , die
zweimal jährliche Tag- und Nachtgleiche,
das Herbstäquinoktikum.
Noch ist es in unseren Breitengraden sonnig
bei erwarteten Nachmittagstemperaturen
bis zu 25° C. "Passend" zum Erreichen des Herbstpunktes am Himmel soll es sich später eintrüben, für den morgigen Montag ist sehr wechselhaftes Wetter angekündigt...
Für Theresia. Für ihre Geschwister.
Herbst
von Ferdinand von Saar
Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblüh’n
Dünkt mir dein sanftes Glüh’n.
Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh’.
Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht:
Dass es zu Ende geht.
Ferdinand Ludwig Adam von Saar, *30. Sept. 1833 in Wien, +24. Juli 1906 in Wien-Döbling, 19. Bezirk.
Von Saar war ein österr. Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker.
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht von Robert Reinick.
Ich sehe noch vor Augen das schöne, harmonische Bild, wie meine Großeltern
an warmen Sommertagen im Schatten
ihres Apfelbaums saßen - Stunden
über Stunden...
Nach noch sehr warmen Septembertagen
hat sich nun der kommende Herbst mit einem kleinen Stelldichein angekündigt. Viel kühlere Temperaturen, Wind, ab und zu Schauer...
Ich freue mich auf die kommende Jahreszeit -
hat sie doch etwas "schön melancholisches",
und die kühleren Tage sind mir sehr genehm.
Theresia war es relativ gleich, ob es nun Sommer oder Winter war - sie war enorm anpassungsfähig, strotzte jeglichem Wetter...eine Beschwerde - zu warm - zu kalt - zu nass - gab es ihrerseits nie...
September – Der Apfelbaum
von Robert Reinick
Der Apfelbaum, das ist ein Mann!
Kein andrer gibt so gern wie der.
Im Winter, wenn man schüttelt dran.
Da gibt er Schnee die Fülle her.
Im Frühling wirft er Blüten nieder,
Im Sommer herbergt er die Finken;
Jetzt streckt er seine Zweige nieder,
Die voller Frucht zur Erde sinken.
Drum kommt! und schüttelt was ihr könnt,
Ich weiß gewiss, dass er’s euch gönnt.
Robert Reinick, *22. Februar 1805 in Danzig,
+7. Februar 1852 in Dresden.
Reinick war ein deutscher Maler und Dichter.
Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht, passend zum begonnenen September. Genießen Sie diese warmen Tage des Frühherbstes? Freuen Sie sich über die vielen Sonnenstunden?
Meine Oma Thea war relativ "Jahreszeiten- unabhängig", ich glaube es war ihr einerlei,
ob es nun Sommer oder Winter, Frühling oder Herbst war.
Theresia war von sehr robuster Natur, kam mit jedwedem Wetter zurecht. Sicherlich geprägt
von ihrer ostpreußischen Heimat - sehr warme Sommertage - sehr kalte Winter...
Im September
von Heinrich Seidel
Wir wollen in den Nussbusch gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Das Eichhorn und der Häher
Sind arge Nüssespäher,
Der Buntspecht und die Haselmaus,
Die lieben auch den Nusskernschmaus!
Sie nagen und sie zwicken,
Sie hacken und sie picken,
Und wer nicht kommt zur rechten Zeit,
Geht, wie ihr wisst, der Mahlzeit queit.
Wir wollen in den Garten gehen
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Zur Nachtzeit war es windig!
Nun seht nur her! Was find ich
Im sand’gen Steig, im grünen Gras,
Bald hier, bald dort? Was ist denn das?
Äpfel mit roten Stirnen
Und goldgestreifte Birnen!
Und dort beim Eierpflaumenbaum …
O seht nur hin! Man glaubt es kaum!
Wir wollen an den Zaun hin gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Was steht denn gleich dahinter?
O seht, zwei arme Kinder!
Sie ladet hinter ihrem Haus
Kein Garten ein zu frohem Schmaus.
Da sollte man doch denken:
Heut’ gibt’s was zu verschenken!
Und merkt ihr erst, wie wohl das tut,
Da schmeckt es euch noch mal so gut.
Heinrich Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin,
heute im Landkreis Nordwestmecklenburg,
+07. November 1906 in Groß-Lichterfelde,
seit 1912 zu Berlin.
Seidel war ein dt. Ingenieur, Schriftsteller und Dichter.
Zur Gedenkkerze für meine Großmutter möchte ich erwähnen, daß heute Theresias Tochter Dorothea, Schwester meiner verstorbenen Mutter, ihren 93. Geburtstag feiert. Zuletzt besuchte ich meine Tante, welche auswärts wohnt, im Juli.
Wir sind stolz und glücklich, das Dorothea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit.
Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für ein Vorbild!
Im Album können Sie Dorothea in jungen Jahren sehen, auf Bild 10 links, neben Theresia und meiner Mutter Gerda.
Foto 11 zeigt meine Tante wiederum links neben ihrer Schwester.
Auf Bild 12 sitzt Dorothea auf den Stufen des Elternhauses rechts neben Gerda.
Foto 13 zeigt sie rechts im Bild neben Gerda als Kommunionkind.
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Sommergedicht von Joseph von Eichendorff.
Das Wetter spielt ein bisschen Kapriolen in diesem August, als ob es sich nicht recht entscheiden mag.
Theresia hatte ein rastloses Wesen, ähnlich meinem, und dieses konnte wechselhaft sein
wie das Wetter - und schnell umschwenken -
aber NIE in Aggressivität! Eher von etwas Trübe schnell hin zur Heiterkeit um erneut von rasch aufziehen Wolken verändert zu werden -
bis zum wiederholtem Sonnenstrahl, der die Wolken wieder lichtet - und einem ein Lächeln
auf das Gesicht zaubert - und jeglichen Trübsal Ferne fliegen lässt...
Wechsel
von Joseph von Eichendorff
Es fällt nichts vor, mir fällt nichts ein,
Ich glaub’ die Welt steht still,
Die Zeit tritt auf so leis und fein,
Man weiß nicht, was sie will.
Auf einmal rührt sich’s dort und hier –
Was das bedeuten mag?
Es ist, als hört’st du über dir
Einen frischen Flügelschlag.
Rasch steigen dunkle Wetter auf,
Schon blitzt ’s und rauscht die Rund’
Der lust’ge Sturmwind fliegt vorauf –
Da atm’ ich aus Herzensgrund.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff,
*10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien, heutiges Racibórz, poln. Woiwodschaft Schlesien (Śląskie),
+26. November 1857 in Neisse, Oberschlesien, heutiges Nysa, poln. Woiwodschaft Oppeln (Opole).
Von Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht
von Maurice von Stern.
Das Augustwetter ist bisher sehr durchwachsen, dem morgendlichen Regenguss folgte ein aktuell noch trüber Himmel.
Mir solls recht sein, ich vertrage Hitze und zuviel Sonne nicht gut. "Sternzeichen Eisbär, Aszendent Pinguin", sage ich öfter mit Augenzwinkern...
Theresia wäre das heutige Wetter auch relativ Einerlei. Meine Großmutter machte "ihr Ding",
ganz gleichgültig ob Hitze vorherrschte, es
regnete oder klirrend kalt war. Kein Wetter
konnte ihre Pläne durchkreuzen...
Sonnenregen
von Maurice Reinhold von Stern
O wie der stäubende, sprühende Regen
Küsset die wonnig erschauernde Flur!
In sonnigem Segen
Lacht die Natur.
Hold wie ein Kind unter Tränen, so lächelt
Regengebadet das schimmernde Feld;
Taufrisch umfächelt
Leuchtet die Welt.
O wie es perlt in den goldenen Ähren,
Glitzert und funkelt im blumigen Klee!
Nun rinnet, ihr Zähren,
Verklärt mein Weh!
So wie die Erde in Regen und Sonne,
Bin ich verdüstert und wieder erhellt:
In Weh und Wonne
Eins mit der Welt.
Maurice Reinhold von Stern, *03. April 1860 in Reval, z. d. Zeit russ. Kaiserreich, heutiges Tallinn, Hauptstadt Estlands, +28. Oktober 1938 in Höflein, Gemeinde Ottensheim, Oberösterreich.
Von Stern war Schriftsteller, Journalist, Philosoph, Verlagsleiter, Redakteur und trat fordernd für das Frauenstudienrecht ein, was ihm seinerzeit viel Ärger einbrachte.
Zur Gedenkkerze für Theresia erinnere ich nochmals an ihre Geschwister, meine Großtanten, die ich teilweise noch kennen lernen konnte - verbunden mit einer Recherche, Ahnenforschung des Lippek-Zweiges.
Als kleines Kind soll ich laut meiner Tante Dorothea "Thea" , (92), Tochter von Theresia, welche ich Donnerstag noch besuchte, auf großen Feierlichkeiten einigen Geschwistern meiner Oma einmalig begegnet sein - wie einem Großonkel aus Bremen - dazu fehlt mir leider jegliche Erinnerung.
Ich betreibe gerade Verwandtschaftsforschung - und recherchiere dementsprechend, welche Anverwandten des Lippek-Zweiges, irgendwo in Deutschland leben.
Theresia Remiorz war eine geborene Lippek, aus Wuttrienen (Neu-Wuttrienen) in Ostpreußen.
Meine Großmutter war das 13. (!) und damit letztgeborene Kind ihrer Eltern Samuel Lippek
und Katharina Lippek, geb. Grabowski, verstorben in Bonn.
Ich lernte ihre Schwester Franziska ("Ziska") kennen, die in Gladbeck wohnte, unweit meiner Großmutter Theresia. Es entstand ein herzliches Verhältnis zu ihrer Tochter Lucia, die auch meine Patentante wurde. Für mich war meine Großcousine immer nur "Tante Luzzi".
Leider sind ihre Kinder Siegfried und Petra früh verstorbenen, Petra vor 5 Jahren schon im Alter von 56 Jahren. Wir waren damals wie eine große Familie.
Eine weitere Schwester von Theresia hieß Susanne Müller (geb. Lippek) wohnte erst in Berlin, dann in Hanau bei Frankfurt, zuletzt in Lollar-Odenhausen, Hessen, kurz vor Marburg.
Als Kind begegnete ich ihr mehrfach, besuchten sie dort. Den Tagesausflug zu ihr nutzen wir in den 70ern öfter um im Anschluss meinen Bruder Axel (+2021) in Marburg zu besuchen, welcher dort bis 1979 studierte.
Tante "Susa" hatte nur eine Stieftochter, Anne, die ev. Schwester war, ich erinnere mich an eine Frau in Nonnentracht. Es gibt von Susanne Müller, geb. Lippek somit keine direkten Nachfahren, ich brauche nicht mehr diesen Zweig zu recherchieren.
An Rosa Schulz (logischerweise auch geb. Lippek) aus Bonn-Dransdorf, lernte ich in meiner Erinnerung nur einmal kennen, bei einem Besuch in Bonn als 6- oder 7-jähriger Bub, wahrscheinlich waren es aber auch mehrfache Begegnungen. An ihre Tochter, meine Großcousine Gerda erinnere ich mich noch recht gut. Ich erfuhr von meiner Tante Dorothea, das ihr Sohn im letzten Jahr viel zu früh verstorbenen ist.
Anna Teschner, geb. Lippek, lebte in Pulheim bei Köln. Ich habe nur die Erinnerung daran, als 6-jähriger an ihrer Trauerfeier teilgenommen zu haben. Ihre Kinder, meine Großcousinen- und Cousins hießen Josef "Jupp" Lippek aus Aachen, Agnes, Bruno und Veronika. Ich habe keine Erinnerung an eine Begegnung, die aber in meiner Kindheit stattgefunden haben soll.
Interessant finde ich folgendes: Erst im letzten Jahr erfuhr ich von meiner Tante, Theresias Tochter, das meine Großmutter einen Bruder namens Franz hatte, Franz Lippek aus Bremen (Ehefrau Luzie), seine Kinder heißen Walter und Karl-Heinz. Ich wurde insoweit fündig, und fand
im Internet einen Walter Lippek aus Bremen, mit hoher Wahrscheinlichkeit meinen Großcousin,
den ich, sofern er es denn ist, noch anschreibe.
Ich finde des durchaus aufregend, vielleicht ein neues Puzzlestück meiner Familienhistorie zusammen zu bekommen, etwas aus dem Leben meines Großonkels, meines Großcousins zu erfahren. Ich bin sehr interessiert an alten Familienbildern.
Sollte es tatsächlich der große Zufall sein, das SIE diesen Text zur Gedenkkerze lesen und zum Familienzweig der Lippeks aus Bremen, erwähnte Familie Schulz, Nachfahren von Rosa aus Bonn oder Teschners aus Pulheim wie Aachen, Nachfahren von Anna Teschner gehören oder etwas darüber schreiben können - wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich über eine Gedenkkerze kontaktieren.
Sehr unwahrscheinlich - aber ich erwähne dies trotzdessen. So könnten sie zum Beispiel Ihre Mail-Adresse hinterlassen, auf Wunsch lösche ich diese Kerze selbstverständlich so rasch es geht.
Diese Gedenkkerze widme ich damit nicht nur Theresia, sondern allen hier genannten verstorbenen Verwandten.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Gustav Falke.
Nach ein paar durchwachseneren Tagen folgt
nun auch in hiesigen Gefilden ein (kurzes)
Hoch mit Temperaturen bis 32°C.
Was mir nicht so gut gefällt, wäre Theresia recht Einerlei gewesen. Ob Minusgrade, ob sengende Sonne - meine Großmutter war für jedes Wetter bestens präpariert, die gebürtige Ostpreußin war sehr kalte Winter und auch Sommer mit anhaltender Hitze schlichtweg gewohnt...
Das Mohnfeld
von Gustav Falke
Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.
Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.
Und auf dem roten Teppich lag,
Von tausend Blumen angeblickt,
Ein schöner, müder Sommertag,
Im ersten Schlummer eingenickt.
Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
Bis an die Löffel zugedeckt,
Nur einer hat herausgeguckt.
Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
Bewegte kaum die Abendluft.
Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.
Es war einmal, ich weiß nicht wo.
Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
Ich seh’ nur noch, und immer so,
Das stille, rote Blumenmeer.
Gustav Falke, *11. Januar 1853 in Lübeck,
+8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel
(seit 1913 zu HH)
Falke war ein dt. Schriftsteller, Dichter und Buchhändler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Wilhelm Weigand.
Der Juli ist dem des vorherigen Jahres durchaus ähnlich, nach sehr durchwachsenen Tagen erwartet uns allerdings morgen in unseren Breitengraden ein hochsommerlicher Tag mit Temperaturen bis zu 30°. Einmalig offenbar...
Meine Großmutter Theresia war der Hitze-resistenteste Mensch, der mir vielleicht je begegnet ist. Aber auch tiefster Winter mit Minusgraden, Eis und Schnee konnten ihr nichts anhaben - "Wetterunabhängig" - so würde ich Theresia heute umschreiben - "sie nahm wies kam" - und das ohne auch nur einmal über das Wetter zu murren...
Im Dorfe
von Wilhelm Weigand
Wie mir dieser Juliwochen
einsam schöne Zeit verrann!
Schauend in den Schattenkühlen
durft’ ich meine Seele fühlen,
die des Glücks Gesichte sann.
Golden sah ich rings sich bräunen
weich im Wind das Ährenfeld.
Blutrot glomm an allen Wegen
wilder Mohn im Windesregen,
lerchenselig ward die Welt.
Lerchenselig meine Seele,
die auf Gottes Wegen ging
und im Dufte jeder Blüte –
eine Fülle, eine Güte! –
stillsten Gruß der Welt empfing.
Wilhelm Weigand, gebürtig Wilhelm Schnarrenberger (Namensänderung 1888)
, *13. März 1862 in Gissigheim, Baden, heute zu Königheim, Main-Tauber-Kreis, BW, +20. Dezember 1949 in München.
Weigand war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.
Heute jährt sich der 94. Geburtstag von Theresias Tochter, meiner Mutter Gerda Sophia Steinhardt.
Gerda wurde leider nur 63 Jahre alt, sie starb im Januar 1994 an einer schweren Herzkrankheit.
Theresias zweitgeborene Tochter Dorothea ist 92 Jahre alt und erfreut sich noch guter Gesundheit.
Theresia überlebte meine Mutter noch über drei Jahre, ihr Mann, mein Großvater Wilhelm starb nur ein halbes Jahr vor ihrer Tochter Gerda.
Meiner Großmutter war der Tod ihrer Tochter zwar "irgendwie bewusst", doch litt sie schon unter ihrer beginnenden Demenz, etwas später vergaß Theresia sogar den Tod Gerdas - und erkannte ihrer Schwester und auch mich nicht mehr...
„Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)
Heute vor 117 Jahren wurde Theresia als dreizehntes (!) und letztes Kind ihrer Eltern im ostpreußischen Wuttrienen (heutiges Butrynin) geboren, dem letzten Zipfel des Ermlands.
Wie gerne schaue ich zurück auf die Geburtstage meiner Oma Theresia, das Haus und der Garten waren voller Menschen. Theresia buk die besten Kuchen
und kreierte die tollsten Torten, ihr schmackhafter Kartoffelsalat mit dicken Knackern waren ebenfalls ein Schmaus.
Wir konnten bis zur Wende auch immer sehr lange in den Geburtstag hinein feiern, da ja zu der Zeit der 17. Juni ein Feiertag war, Tag der Deutschen Einheit.
Ich werde heute viel an Theresias Geburtstage zurückdenken - und uns heute den leckeren Kartoffelsalat nach Theresias Rezept zubereiten...
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Maximilian Dauthendey.
In vier Tagen jährt sich der 117. Geburtstag Theresias, heute schon einmal ein schönes,
altes Gedicht, passend zum Juni.
Lieben Sie diese Juninächte? Nun gut, zurzeit befinden wir uns mitten in der "Schafskälte", aber es gab schon durchaus ein paar schöne Abende mit tollem Sonnenuntergang, sternenklaren Nächten - allerdings sah ich bisher noch keine Junikäfer...mag am vielen Regen liegen...
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht
von Max Dauthendey
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht
Wie Blicke, die ins Dunkel fliehen,
Ist dort im Abendlaub ein sacht Gefunkel -
Leuchtkäfer ziehen durch die Juninacht.
Ich möchte mich ins Gras hinknien
Still wie ein Schäfer, der die Welt vergisst
Und nur ein Traum bei hellen Blicken ist,
Von denen keiner Dir am Tage lacht;
Die nur in vager Heimlichkeit entstehen
Und über schwüle Abendwiesen gehen,
Von einer heißen Nacht zur Welt gebracht.
Ich hab zu jenen Blicken ein Gesicht erdacht
Von zager Schönheit, dass der Tag nicht wagt
Mehr aufzusehen, und allein die Nacht
Tastend mit sachten Lichtern sucht und fragt.
Maximilian Albert Dauthendey, *25. Juli 1867 in Würzburg, +29. August 1918 in Malang auf Java, Indonesien.
Dauthendey war ein deutscher Dichter und Maler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey.
Meine Gedanken sind bei den Opfern der schlimmen Regenfälle, des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.
Möge sich die Lage schnellstmöglich (weiter) entspannen!
Regen
von Max Dauthendey
Da draußen regnet es weit und breit.
Es regnet graugraue Verlassenheit.
Es plaudern tausend flüsternde Zungen.
Es regnet tausend Erinnerungen.
Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.
Die Seele gern dem Regen lauscht.
Der Regen hält dich im Haus gefangen.
Die Seele ist hinter ihm hergegangen.
Die Insichgekehrte ist still erwacht,
Im Regen sie weiteste Wege macht.
Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,
Empfängst den Besuch der Regengespenster.
Maximilian Albert Dauthendey, *25. Juli 1867 in Würzburg, +29. August 1918 in Malang auf Java, heute zu Indonesien.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Emil Rittershaus über die Heimat.
Theresia ist gebürtige Ostpreußin, in liebevoller Erinnerung sind mir ihre vielen wunderschönen Erzählungen über Masuren. Sie haben mich so geprägt, das ich ihre Herkunft, die Heimat meiner Ahnen, auch als meine "Heimat der Seele" betrachte.
Die Stadt in der ich aufwuchs bedeutet mir zum Beispiel sehr wenig, irgendwann war sie mir zu klein geworden, die Menschen mir zu engstirnig, und ich zog hinaus, in verschiedene große Städte. Ich brauche immer Abwechselung, bin ein unruhiger Geist - ähnlich wie Theresia.
Meine Heimat ist überall dort, wo ich mich wohl fühle oder meine erwählte Familie wohnt.
Ich könnte überall hinziehen - Berlin, Hamburg, München, Leipzig oder Frankfurt - immer an einem Ort zu bleiben finde ich ankettend. Meine Heimat ist hier - und auch dort...so muss ich oft in meine Lieblings-Großstädte reisen um mein Fernweh, meine Sucht nach "anderswo" zu stillen.
Theresia musste auch ständig woanders sein, sie liebte es auch, bis zu einem gewissen Alter - andere Städte zu besuchen. Immer auf der Suche nach der "Heimat"?
Meine Großmutter sprach so viel über ihre Vergangenheit - IHR Masuren - "Nirgendwo ist Wuttrienen" sagte sie oft, vielleicht in Anlehnung an den Roman von Christine Brückner von 1977: "Nirgendwo ist Poenichen..."
Manchmal bewundere ich die, welche immer an ihrem kleinen Geburtsort blieben, nie weg fahren, sich immer auf wenigen Quadratkilometern bewegen. Ihr Leben lang. Noch nicht einmal verreisen wollen. Ich kenne einige. Nur ich verstehe sie nicht... ähnlich wie Theresia.
Ich brauche den Gedanken zu wissen, das ich in Kürze in Berlin und Potsdam bin, in München und in Hamburg. Ich liebe aber meine Rastlosigkeit,
sie ist ein großer Teil von mir. Sie ist keine Qual, sondern Bestimmung und Passion.
Auf der ewigen Suche nach DER "Heimat"? - gibt
es sie für mich?
Nirgendwo ist "Wuttrienen" - ich denke oft an Theresias Satz zurück...
Die Heimat
von Emil Rittershaus
Was ist die Heimat? Ists die Scholle?
Drauf deines Vaters Haus gebaut?
Ists jener Ort, wo du die Sonne,
Das Licht der Welt zuerst geschaut?
O nein, o nein, das ist sie nimmer!
Nicht ists die Heimat, heißgeliebt.
Du wirst nur da die Heimat finden,
Wos gleichgestimmte Herzen gibt!
Die Heimat ist, wo man dich gerne
Erscheinen, ungern wandern sieht.
Sie ists, ob auch in weiter Ferne
Die Mutter sang dein Wiegenlied.
Emil Rittershaus, *03. April 1834 in Barmen
(heute zu Wuppertal), +08. März 1897 ebenda.
Rittershaus war ein dt. Lyriker und Rezitator, sehr bekannt sein "Westfalenlied"
"Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein"
Apostelgeschichte, 1.8
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Pfr. Julius Sturm.
Ich erinnere mich an viele Pfingstfeste meiner Kindheit und frühen Jugend - zunächst ging es morgens zum Festgottesdienst in die hiesige Elisabethkirche, unweit von meinem Elternhaus entfernt - auch musste ich schon mal an einem Pfingstsonntag Messe dienen, was mir immer sehr viel Freude bereitete.
Einen Feiertagsausflug gab es meiner Erinnerung nach nicht, Mittags kamen allermeist meine Großeltern (Theresia und Wilhelm) zum Festessen und zum Kaffeetrinken zu Besuch.
Spielte das Pfingstwetter mit, verbrachten wir noch schöne Stunden im Garten, bis zum Abendessen.
Pfingsten
von Julius Sturm
Bindet im Freien
Kränzlein und Strauß,
Schmücket mit Maien
Festlich das Haus!
Auch der geringsten
Hütte verleiht
Schmuck für der Pfingsten
Festliche Zeit!
Blühende Fluren,
Grünende Höhn!
Wie sind die Spuren
Gottes so schön!
Gnädig erfüllt er,
Was er verheißt;
Herrlich enthüllt er
Uns sich im Geist.
Julius Carl Reinhold Sturm, Pseudonym Julius Stern, *21. Juli 1816 in Köstritz, Thüringen, heutiges Bad Köstritz, Landkreis Greiz, Vogtland, +02. Mai 1896 in Leipzig.
Sturm war ein dt. Dichter der Spätromantik, zudem von 1856 bis 1885 Pfarrer von Köstritz.
Zur Gedenkkerze am Himmelfahrtstag ein Gedicht von Ludwig Hölty.
Ein Feiertag wie gemalt, strahlender Sonnenschein und Wärme Temperaturen laden zu einem Ausflug ein...
Theresia säße heute vermutlich mit meinem Großvater unter dem alten Kirschbaum und ließen den lieben Gott einen guten Mann sein... ich erinnere mich aber auch an Himmelfahrts- Ausflüge mit meinen Großeltern - wie den Tag meiner Erstkommunion, welche einst in meinem damaligen Wohnort traditionell am Fest Christi Himmelfahrt gefeiert wurde.
Mailied
von Ludwig Hölty
Der Anger steht so grün, so grün,
Die blauen Veilchenglocken blühn,
Und Schlüsselblumen drunter,
Der Wiesengrund
Ist schon so bunt,
Und färbt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefällt,
Und freue sich der schönen Welt,
Und Gottes Vatergüte,
Die diese Pracht
Hervorgebracht,
Den Baum und seine Blüte.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty, *21. Dezember 1748 in Mariensee, Niedersachsen (seit 1974 zur Stadt Neustadt am Rübenberge), +1. September 1776 in Hannover.
Der Pastorensohn Hölty war ein volkstümlicher Dichter im Umfeld des "Göttinger Hainbunds".
Neben Balladen, hymnischen Texten und Minne-Liedern schrieb Hölty eine Reihe lebensbejahender Mailieder, die es durchaus mit den Texten des frühen Goethe aufnehmen können - das "Mailied" entstand 1773.
Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Mai ein Gedicht von Adolph Glaser.
Der heutige Maifeiertag war in unserer Region äußerst warm, das Thermometer zeigte am Nachmittag 27° C.
Ich erinnere mich zurück an meine Kindheit -
oft fuhr ich an diesem Tage mit meinen Eltern
und auch Großeltern, spielte das Feiertagswetter mit, zum Rhein - spazieren, Schiffe bestaunen, auch an eine Barkassenfahrt erinnere ich mich - wie natürlich einen Spielplatzbesuch...
König Mai
von Adolph Glaser
Als Bote eilt der März herbei
Und bringt der Erde frohe Kunde,
Dass sie erwählt vom Bräutgam sei
Als Braut zu süssem Liebesbunde
Und laut erklärt er in der Runde:
Der Bräutigam, das ist der Mai,
Der schöne Mai.
Da er die Kunde ihr gebracht,
Der Erde Freudentränen rinnen
Auf ihre ernste Jungfrautracht
Von glattgelegtem weissem Linnen;
Sie weiss nicht, was sie soll beginnen,
Denn wohlbekannt ist ihr der Mai,
Der schöne Mai.
Bald ist sie tiefbewegt, bald still,
Weiss nicht, was sie soll tun und lassen,
So wechselnd endet der April.
Nun muss sie in Geduld sich fassen,
Denn zwischen Lieb und zwischen Hassen
Träumt ahnend doch sie nur vom Mai,
Vom schönen Mai.
Der aber kommt mit einem Mal
Ganz unerwartet angezogen
Und übern Berg und durch das Tal
Ist sein Gefolge mitgeflogen:
Ein Zirpen, Girren, Schwirren, Wogen,
Ein Jauchzen kündigt an den Mai,
Den schönen Mai.
Wie wird der Braut so wohl und bang,
Sie fühlt ihr Herz an seinem Hangen,
Sein Hauch ist Duft, sein Wort Gesang,
Es glühn von Rosen seine Wangen,
Sie ruht von seinem Arm umfangen
Und jauchzt: O lieber, lieber Mai,
O schöner Mai!
Adolph Glaser (Pseudonym Reinhard Reimar), *15.12.1829 in Wiesbaden, +31.03.1915 in Freiburg.
Glaser war dt. Schriftsteller, Schriftleiter und Journalist.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Christian Morgenstern.
"Regne, regne Frühlingsregen", so beginnt der erste Vers des Gedichtes - davon haben wir zumindest hierzulande in den letzten Tagen
sehr viel gehabt. Die Temperaturen sind gepurzelt,
es erwarten uns heute Nacht Temperaturen um den Gefrierpunkt...
Theresia war keine Sonnenanbeterin, wie ich schon öfter erwähnte war sie ziemlich "Wetter-
unabhängig". Sie vertrug sehr heiße Sommer
wie eisig kalte Wintertage. Nie klagte meine Großmutter, schaute vor dem Herausgehen allenfalls aus dem Fenster, rümpfte die Nase
und man hörte leise einen Kommentar: "Ah,
doller Regen. Schirm mitnehmen." ...
Frühlingsregen
von Christian Morgenstern
Regne, regne, Frühlingsregen,
weine durch die stille Nacht!
Schlummer liegt auf allen Wegen,
nur dein treuer Dichter wacht ...
lauscht dem leisen, warmen Rinnen
aus dem dunklen Himmelsdom,
und es löst in ihm tiefinnen
selber sich ein heißer Strom,
lässt sich halten nicht und hegen,
quillt heraus in sanfter Macht ...
Ahndevoll auf stillen Wegen
geht der Frühling durch die Nacht.
Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern,
*06. Mai 1871 in München, +31. März 1914 in Untermais, Tirol, damaliges Königreich Österreich-Ungarn. Morgenstern war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Besondere Bekanntheit erreichte seine komische Lyrik, die jedoch nur einen Teil seines Werkes ausmacht.
Heute vor 27 Jahren starb Theresia im Alter von 89 Jahren.
Ich werde heute wieder viel an meine Großmutter zurückdenken -
weniger an den Tag der Trauer, mehr an die schöne Zeit, welche ich mit ihr verbringen durfte!
Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es sein,
als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich von einem von ihnen lache.
Antoine de Saint-Exupéry
Zur heutigen Gedenkkerze am Weißen Sonntag ein Frühlingsgedicht von Annette von Droste-Hülshoff.
Genießen Sie diese ungewöhnlich warmen Apriltage? Theresia hätte an solch einem Tag
die Gartenstühle aus dem Stall hervorgeholt und mit ihrem Mann unter dem alten Kirschbaum die Stunden vergehen lassen...
Der Frühling ist die schönste Zeit
von Annette von Droste-Hülshoff
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
Im goldnen Sonnenschein.
Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
Das Bächlein rauscht zu Tal,
Es grünt die Saat, es blinkt der See
Im Frühlingssonnenstrahl.
Die Lerchen singen überall,
Die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
Und auch der Kuckuck bald.
Nun jauchzet alles weit und breit,
Da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Annette von Droste-Hülshoff, * 12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei Münster, + 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg. Droste-Hülshoff war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern
Zur heutigen Gedenkkerze am Ostersonntag ein Gedicht von Elisabeth Kolbe.
Wie gerne erinnere ich mich an die vielen schönen Osterfeste mit Oma Theresia und Opa Willi! Ich konnte es kaum erwarten, bis sie zum Osteressen erschienen - und natürlich gab es für den kleinen Enkel ein oder auch mehrere Geschenke - Naschereien, ein kleines Stofftier oder ein Spielzeugauto...
Den Lesern von Theresias Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles Osterfest!
Ostergruß
von Elisabeth Kolbe
s ist Osterzeit! Wenn Dus nicht wissen solltest,
So kündeten Dirs Fink und Amsel an,
Und wenn Du diese nicht vernehmen wolltest,
So hätte es der Veilchenduft gethan,
Der süß berauschend – als ein Frühlingsbote
Aus einer lieblicheren Welt entschwebt –
Mit holden Wohlgerüchen die noch tote
Natur zum Auferstehungsfest belebt.
s ist Osterzeit! Wie Dich im Lenzgetriebe
Die Blumen grüßen und der Vöglein Schlag,
So grüßt Dich aus der Ferne heut in Liebe
Ein treues Herz zum frohen Ostertag;
Es wünscht dir ein beglückendes Versenken
In die an Wundern reiche Frühlingszeit
Und ein noch mehr gesegnetes Gedenken
Der uns geoffenbarten Herrlichkeit.
s ist Osterzeit! Nun wirf sie ab, die Sorgen,
Dem neuen Morgen hoffend zugewandt,
Und fühle Dich in dessen Hand geborgen,
Der die Erlösung für sein Volk erfand!
Gewiß, wie er ein tausendfaches Leben
In Wald und Flur jetzt wundermächtig schafft,
Wird er auch Deinem Herzen wieder geben
Der Osterhoffnung neue Lebenskraft.
Elisabeth Kolbe, geb. 08.03.1864 in Boecke,
heute Ortsteil der Gemeinde Wenzlow, LK Potsdam-Mittelmark, Brandenburg, +27.08.1936 vermutlich in Berlin.
Kolbe war Lehrerin und Schriftstellerin.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Clara Müller-Jahnke. Die Karwoche hat begonnen, die Natur ist in diesem Jahr ihrer Zeit weit voraus.
Der Frühling hat begonnen, vieles blüht, viel zu früh.
Theresia würde bei solch schönem, strahlendem Frühlingswetter blinzelnd in die Sonne schauen - und dem ganzen noch nicht so richtig trauen... "Na...warten wir erst einmal ab...der April kommt erst noch...und im Mai die Eisheiligen..." So sprach meine Oma einst, und zitiere auch ganz gerne dazu Bauernregeln...
Frühling
von Clara Müller-Jahnke
Zu meinen Füßen im welken Laub
und mir zu Häupten singt der Wind
in den knospenden Buchenkronen.
blühen die Anemonen,
Ist das ein strahlender Sonnenschein -
ist das ein wonniges Wetter!
Es rauschen unter meinem Fuß
die abgestorbenen Blätter . . .
Das ist der lachende Frühlingswind,
der kommt aus dem sonnigen Süden
und grüßt von der blauen Adria
die Wellen, die wintermüden.
Das ist der lachende Frühlingswind,
der wandert weiter am Strande
und küßt noch heute ein einsam Grab
im nordischen Nebellande.
Auch in den düstern Tannenwald
zieht singend König Frühling ein:
die jungen Knospen lockt er bald,
die glühn wie Blut im Sonnenschein.
Durch die wogende Brust des Waldes geht
ein Atemholen tief und stark -
ein Baum nur trauernd seitwärts steht,
den traf der Frost bis tief ins Mark.
Clara Müller-Jahnke, geborene Müller,
* 5. Februar 1860 in Lenzen, Kreis Belgard, Pommern, heute poln. Woiwodschaft Westpommern, +4. November 1905 in Wilhelmshagen (seit 1920 zu Berlin).
Müller-Jahnke war eine deutsche Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin. Sie galt als führende sozialistische Dichterin ihrer Zeit und machte mit ihren Arbeitergedichten auf die Lage der Arbeiter und der Frauen aufmerksam.
Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust
wird es sein,
als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich von einem von ihnen lache.
Antoine de Saint-Exupéry
Für Theresia. Für Franz.
Heute jährt sich der Todestag von Theresias Schwiegersohn, meinem Vater Franz Steinhardt (eigene Gedenkseite)
Franz starb plötzlich und unerwartet 11 Tage vor seinem 60. Geburtstag. Mein Vater nahm Theresia an wie seine eigene Mutter, zu der er ein nicht mehr so gutes Verhältnis hatte.
Den Schwiegervater Wilhelm, meinen Großvater, nahm er auch an wie einen neuen Vater, sein eigener verstarb ebenfalls sehr früh, im Alter von 56 Jahren.
Franz besuchte seine Schwiegereltern auch häufig alleine, fand dort etwas, was er nie oder lange nicht mehr fand.
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht von Theodor Storm.
Nun, "so kalt" ist die Flur nicht mehr in unseren Breitengraden wie in den Versen von Storm beschrieben. Es soll der wärmste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sein - mir kam es allerdings gefühlt nicht so vor.
Heute früh, als ich zur Arbeit fuhr, hatten wir hier 1° C, am morgigen Freitag soll der Gefrierpunkt erreicht werden. Also "friert das Schneeglöckchen" doch noch, um Bezug auf die Verse zu nehmen... jedenfalls stehen auf einer bekannten Allee, die ich in der Früh befuhr, alle japanischen Kirschbäume in voller Pracht...
Die Natur ist etwas irritiert, wir sind der Jahreszeit Wochen voraus. Milder Februar - vieles steht in Blüte - durchweg kalter Morgen...
Theresia holte spätestens im Februar "den Frühling ins Haus", stellte die ersten im Handel erhältlichen Frühlingsblumen ins heimische Fenster. "Bald ist schon wieder Ostern! Mensch, wie die Zeit vergeht! Der Christbaum ist doch gerade erst aus dem Haus", äußerte meine Großmutter einst...
März
von Theodor Storm
Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
Hans Theodor Woldsen Storm, *14. September 1817 in Husum, Herzogtum Schleswig, +04. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen (heute Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein)
Storm war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker, welcher vor allem durch seine Novellen bekannt wurde - er gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des Poetischen Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Märzanfang,
von Johann Wolfgang von Goethe.
Ob es nun März war, Juli oder Dezember - es war Theresia ziemlich einerlei. Eine "Jahreszeiten-unabhängige" Frau, die sich mit glutheißem Sommer und kältestem Winter bestens arrangieren konnte. Eine harte, wetter-erprobte Ostpreußin, welche jedem Klima trotzte...
März
von Johann Wolfgang von Goethe
Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Dass von den Blümlein allen,
Dass von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.
Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.
Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe,
* 28. August 1749 in Frankfurt am Main,
+22. März 1832 in Weimar, Großherzogtum
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Goethe war ein deutscher Dichter, Politiker und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.
Zur heutigen Gedenkerze ein Gedicht von Fred Endrikat. Der Dichter teilt uns mit: "Zwischen Februar und März liegt die große Zeitenwende"
Spüren Sie, das es mir dem Winter langsam zuende geht? Nun, es ist schon etwas länger hell, die Osterglocken sprießen, hier ist es relativ mild - man sollte aber nie den Februar vor dem Märzen loben...heute zieht erst einmal ein Sturmtief über uns hinweg...
Theresia kam ja prima mit jeder Jahreszeit zurecht - aber ich glaube schon, das meine Großmutter sich durchaus auf den Frühling freute - andererseits war es ihr einerlei - ich würde sie retrospektiv als "Jahreszeiten-unabhängig" bezeichnen...
Früher Frühling
von Fred Endrikat
Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht’s zu Ende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz ins Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah,
und auf einmal ist der da.
Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauer Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt das Menschenherz
zwischen Februar und März.
Fred Endrikat, *7. Juni 1890 in Nakel an der Netze, Pommern (heute Nakło nad Notecią poln.Woiwodschaft Kujawien-Pommern)
+12. August 1942 in München.
Endrikat, welcher im Ruhrgebiet aufwuchs, war ein seinerzeit sehr populärer Dichter, Schriftsteller und Kabarettist.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Clara Müller-Jahnke.
Fasching ist vorüber, der Aschermittwoch beendet ex abrupto die närrische Zeit. Trauern Sie den "tollen Tagen" hinterher? Oder sind
Sie gar froh, dass das närrische Treiben nun jäh ein Ende fand?
Theresia mochte durchaus den Karneval, den Fasching - zur letzten Gedenkkerze berichtete ich über meine Erlebnisse mit meiner Großmutter an den närrischen Tagen.
Aschermittwoch
Nun fällt der tollen Narrenwelt
das bunte Kleid in Lumpen, -
und klirrend auf den Estrich schellt
der Freude voller Humpen.
Lautkrachend springt ins Schloss das Tor,
kein Lichtschein mehr am Fenster -
ein grauer Morgen kriecht empor,
der Morgen der Gespenster.
Da ist im tiefen Straßenstaub
ein stolzes Weib gestanden -
von ihrem Odem rauscht das Laub,
des Meeres Wogen branden.
Sie reckt sich in die Frühlingspracht
mit herrischer Gebärde:
mein ist, was blüht und weint und lacht -
mein ist die ganze Erde!
Was bimmelt ihr vom Kirchenturm
und predigt Reu und Buße?
Ihr seid das Sandkorn vor dem Sturm,
der Staub mir unterm Fuße.
Was schiert mich eurer Sünde Scham
und eurer Hölle Flammen?
Ich blas den ganzen Maskenkram
mit einem Hauch zusammen.
Mir gilt die Dirne unterm Tor,
das Hündlein in der Gossen
mehr als der schönste Damenflor
in euren Staatskarossen.
Und Blumen und Konfettischlacht?
Wie jäh verstummt die Harfe,
versprüht der Witz, verblaßt die Pracht,
löst meine Hand die Larve.
Mir gilt des Bettlers hohle Hand
und gramzerfressne Miene
mehr als der Fürstenhöfe Tand
und blutige Hermeline. -
Und tobt im Ost der Schwertertanz,
und saust das Blei, das rasche -
auf aller Kronen Faschingsglanz
streu ich die Handvoll Asche!
Ob Kirchen- oder Festungssturm,
sie wanken beid auf Erden
und werden einst vom Wirbelsturm
zu Staub zerblasen werden.
Und reißt der letzten Narretei
der bunte Rock in Fetzen,
dann soll die Menschheit, nackt und frei,
sich an die Tafel setzen.
Clara Müller-Jahnke, geborene Müller,
* 5. Februar 1860 in Lenzen, Kreis Belgard, Pommern, heute poln. Woiwodschaft Westpommern,
+4. November 1905 in Wilhelmshagen (seit 1920 zu Berlin).
Müller-Jahnke war eine deutsche Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin. Sie galt als führende sozialistische Dichterin ihrer Zeit und machte mit ihren Arbeitergedichten auf die Lage der Arbeiter und der Frauen aufmerksam.
Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht von Theodor Storm, passend zum Karneval, zum Fasching.
Sind Sie jeck? Lieben Sie die "tollen Tage?" Oder ist es Ihnen ein Greuel? Darf man bei der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation überhaupt fröhlich sein? Feiern? Lassen wir nun auch unsere Geburtstage, Weihnachten, Ostern ausfallen oder gönnen wir uns ein paar Tage, ein paar Stunden Freude, Erholung vom trüben Alltag...
Der Aschermittwoch kommt bald, dann können wir das ganze restliche Jahr wieder Trübsal blasen, wem es gefällt, mit Verlaub...
Meine Oma Theresia mochte durchaus den Karneval, ich erinnere
mich gerne an einige gemeinsame, hiesige Rosenmontagszüge mit
ihr und meinem Großvater - oder auch an gemeinsame Stunden mit
der ganzen Familie vor dem TV - so zum Beispiel bei "Mainz bleibt Mainz (...)" mit einigen Eierlikörchen, welche Theresia sehr mochte...
Februar (Karneval)
von Theodor Storm
O wär’ im Februar doch auch,
Wie’s andrer Orten ist der Brauch,
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.
Hans Theodor Woldsen Storm, * 14. September 1817 in Husum, damaliges Herzogtum Schleswig, + 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen, heute Kreis Rendsburg-Eckenförde, Schleswig-Holstein.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht zum Februarbeginn von Erich Kästner.
Sind sie dem Winter schon überdrüssig? Können Sie regen, Schnee
und Kälte kaum mehr ertragen?
Die Karnevals- oder Faschingswoche steht bevor, Wieverfastelovend ist nicht weit. Dazu vielleicht passend diese folgenden Verse von Kästner.
Aber der Frühling? Nun, er lässt noch auf sich warten. Die Jecken bei uns im Rheinland erwartet zumindest zum Rosenmontag trockenes und kaltes Wetter.
"Bloß keinen Regen" - so höre ich noch meine Großmutter Theresia - beim Umzug sollte es doch wenigstens trocken sein...
Der Februar
Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.
In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.
Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzte Narren
um zu scheinen, was wir sind.
Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?
Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verläßt den Saal.
Pünktlich legt sie in die Truhe
das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.
Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.
Erich Kästner, * 23.02.1899 in Dresden,
+ 29.07.1974 in München
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Ernst Lissauer.
Der überraschend viele Schnee ist in meiner Region leider getaut,
nach einem großen Regentag ist es heute sonnig.
Theresia war recht "wetterunabhängig", gut, sonniges trockenes Wetter
war ihr im Prinzip lieber, aber im Grunde genommen war es meiner Großmutter einerlei, ob nun ein paar Tropfen fielen, Schnee lag oder
die Sonne brannte. Die "abgehärtete Ostpreußin" konnte so zum Beispiel gar Stunden in großer Sommerhitze gebückt Erdbeeren in unserem Garten ernten, ohne Pause, ohne trinken - und das noch im Alter von weit über 70 Jahren...da half kein Schimpfen meiner Mutter - Theresia war unermüdlich...
Januar
Ich bin erwacht aus toter Winterruh’,
Es taut mein Blut, lang war es zugefroren.
Die Adern rinnen, offen stehn die Poren,
Ich spüre tief: es geht dem Frühling zu.
Klar fließt in mir Lichtjanuar.
Es wächst der Tag, es schwillt das Jahr.
Ernst Lissauer, *10. Dezember 1882 in Berlin, +10. Dezember 1937 in Wien. Lissauer war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Publizist.
Heute möchte ich mit dieser Kerze nicht nur meiner Großmutter Theresia gedenken, sondern auch ihrer ältesten Tochter und meiner Mutter Gerda, die heute vor 30 Jahren viel zu früh an schwerer Herzkrankheit verstarb. (Gedenkseite Gerda Sophia Steinhardt)
Theresia erlebte den Tod ihrer Tochter im Alter von 85 Jahren. Erst
ein halbes Jahr zuvor verstarb ihr Mann, mein Großvater Wilhelm.
Meine Großmutter befand sich derweil im Anfangsstadium ihrer Demenz, aber der Tod von Gerda war ihr voll bewusst. Gar nicht in
so ferner Zukunft vergaß Theresia sogar, das ihre ältere Tochter nicht mehr lebt, vielmehr erkannte sie auch nicht mehr ihre jüngere Tochter Dorothea.
Theresia überlebte ihrer Tochter Gerda um drei Jahre und 4 Monate.
Für Theresia. Für Gerda.
Auferstehung ist unser Glaube,
Wiedersehen unsere Hoffnung,
Gedenken unsere Liebe.
Aurelius Augustinus (Heiliger Augustinus, Augustinus von Hippo)
war ein römischer Bischof und Kirchenlehrer.
Zur heutigen Gedenkkerze am Dreikönigstag ein Gedicht von Emil Besser.
Nach den unglaublichen Wochen des Regens erwarten wir nun (auch) heute Nacht in unserer Region den ersten Schneefall des Jahres.
Ein Temperatursturz wird für heute Nacht prognostiziert, Tage mit Minusgraden sind vorhergesagt - und sämtliche Menschen die ich kenne sind erfreut - man kann den vielen Regen nicht mehr sehen...
Theresia war es ziemlich einerlei, ob es nun regnete oder schneien würde - meine Oma war wetterfest, unerschütterlich, eine "harte Ostpreußin", die nie über das Wetter schimpfte. "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung" - den Satz meiner Großmutter habe ich noch im Ohr...
Januar
Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;
Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.
Emil Besser, *09. September 1894 in Dresden, +29. Juni 1916 gefallen bei Avocourt, FR.
Zur heutigen Gedenkkerze am Neujahrsabend ein Gedicht von Richard von Schaukal.
Ich wünsche den Lesern von Theresias Gedenkseite Gesundheit und Zuversicht für das noch junge Jahr 2024.
Es ist sicherlich nicht immer einfach, in dieser Zeit zuversichtlich zu bleiben. Lassen wir uns nicht entmutigen...
Das neue Jahr
Das alte Jahr hat über Nacht
in aller Stille sich fortgemacht.
Das neue ist noch ein kleines Kind:
es weiß noch gar nicht, wer wir sind.
Und ist doch unser Herr von heut,
hat Macht über soviel tausend Leut’.
So wollen wir denn, ohne umzuschaun,
ihm all unsre Sachen anvertraun.
Es stammt aus einem großen Haus:
es kennt sich ganz gewiss bald aus.
Richard von Schaukal, * 27. Mai 1874 in Brünn, Mähren,
+ 10. Okt. 1942 in Wien.
Schaukal war ein österreichischer Dichter, Jurist und Staatsbeamter.
Zur heutigen Gedenkkerze am Heiligen Abend ein Weihnachtsgedicht von Joachim Ringelnatz.
Ich werde am heutigen Abend, während ich mit meinen Lieben das Christfest begehe, sicherlich viel an die Weihnachten der Kindheit mit meinen Eltern und Großeltern denken, wie inbrünstig mein Opa Willi "Oh Du Fröhliche" schmettete, wie sehr sich Oma Theresia über ihre Geschenke freute, das Strahlen, ihr Leuchten in den Augen - wie sicherlich auch bei mir, als Kind...
Diese Erinnerungen werden wieder besonders präsent, während des Singens am Christbaum, bei der Bescherung...
...gut, diese wundervollen Momente in der ewigen Erinnerung immer wieder aufs Neue abrufen zu können!
Ich wünsche Ihnen und ihren Angehörigen eine besinnliche Christnacht und friedvolle Weihnachten! Sollten Sie an diesen Tagen einen lieben Menschen besonders vermissen, vielleicht sogar durch einen Sterbefall in diesem Jahr, wünsche ich Ihnen viel Kraft! Ist ein lieber Mensch in ihrem Umfeld erkrankt, oder gar Sie selbst, wünsche ich Ihnen oder der entsprechenden Person Zuversicht und Hoffnung!
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
dass die kleinste Welt die größte ist.
Joachim Ringelnatz, * 7. August 1883 in Wurzen als Hans Gustav Bötticher, † 17. November 1934 in Berlin. Bötticher war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur "Kuttel Daddeldu" bekannt ist.
Schenken
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Ringelnatz, welches sich mit dem "Schenken" beschäftigt.
Liegen bei Ihnen zur Christnacht so viele Geschenke unter dem Baum, dass ein heilloses Durcheinander entsteht, wessen Paket nun wirklich wem gehört? Oder gehören Sie gar zu den Geschenk-Verweigerern, wobei ich allerdings nur eine Familie kenne, die dies so handhabt?
Bei uns wird es dieses "Durcheinander" geben, und Ehrlich gesagt gehört dies für uns auch zum Feste...
Theresia schenkte gerne und viel, war äußerst großzügig, verpackte ihre Paketchen mit viel Liebe, und freute sich selbst über Geschenke fast wie ein Kind...
Schenken
von Joachim Ringelnatz
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß dein Geschenk
Du selber bist.
Joachim Ringelnatz, * 7. August 1883 in Wurzen als Hans Gustav Bötticher, † 17. November 1934 in Berlin. Bötticher war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur "Kuttel Daddeldu" bekannt
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Fontane. Der dritte Advent steht schon vor der Tür, heute in 10 Tagen feiern wir schon den Heiligen Abend, der ja diesmal auf den 4. Adventssonntag fällt.
Das Gedicht von Fontane stellt schon die kommende Freude des Weihnachtsfestes in Aussicht, welches hier "noch fern" ist - (...)
und wir sehen schon den Stern"
Theresia stürzte sich in der Adventszeit in einen regelrechten Backrausch, nun, wenn die Enkel und später auch noch Urenkel
alles vor dem Feste wegnaschten?
Meine Oma konnte in der Tat hervorragendes Spritzgebäck herstellen, unübertroffen! Nie aß ich ein leckereres anderswo. Nicht im Handel, nicht beim Bäcker, nie bei anderen...das "Geheimrezept" ist mir leider nicht bekannt...
Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.
Fontane war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker.
Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen: Haben Sie in ihrer Region "wunderweiße" Nächte? Oder sind Diese Ihnen, wie beispielshalber in Regionen von Bayern momentan aufgrund von Schneemassen zu viel?
In meiner Region regnet es heute, eine weiße Weihnacht nach vielen Jahren wäre allerdings schön...
Meine Großmutter Theresia liebte die weiße Pracht (wie auch ich), wenn es doch einmal hierzulande soweit kommt...
Es gibt so wunderweiße Nächte
Es gibt so wunderweiße Nächte,
Drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
Als ob er fromme Hirten brächte
Zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
Bestreut, erscheinen Flur und Flut,
Und in die Herzen, traumgemut,
Steigt ein kapellenloser Glaube,
Der leise seine Wunder tut.
Rainer Maria Rilke, * 04. Dezember 1875 in Prag, +29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux, Schweiz.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Matthias Claudius,
passend zum Advent.
Haben Sie schon die erste Kerze auf ihrem Kranze entzündet?
Oder pflegen Sie gar nicht diese Tradition? Meine Großmutter
Theresia konnte die Adventstage richtig genießen, sie schmückte
ihr Haus mit zeittypischer Dekoration, beispielsweise eine Adventspyramide wie einen siebenarmigen Kerzenleuchter im
Fenster.
Mein Großvater trug mir, uns beim Besuch als Kind schöne Adventsgedichte vor, und wir lauschten alle den Erzählungen
und Versen bei einem leckeren Stück Kuchen...
Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier !
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen !
Matthias Claudius, *15. August 1740 in Reinfeld, Holstein,
heute Kreis Stormarn, Schleswig - Holstein, +21. Januar 1815
in Hamburg. Claudius, Pseudonym "Asmus", war ein dt. Dichter,
Lyriker und Journalist.
Zur heutigen Gedenkkerze am Totensonntag ein paar Worte.
Mit dem heutigen Totensonntag (Ewigkeitssonntag, kath. Christkönigsfest) geht die Reihe der vielen Gedenktage des
Novembers zuende. Allerheiligen/Allerseelen mit Gräbergängen,
der Volkstrauertag am letzten Sonntag wie dem Totensonntag
heute mit erneutem Gang zusammen mit der ganzen Familie
zu den Ruhestätten unserer Lieben.
Theresias Ruhestätte ist ein anonymes Wiesengrab (Bild im Album) welches sie sich zu Lebzeiten so wünschte. Sie wurde direkt unter einem Baum begraben.
Diese Gedenkkerze möchte ich zusätzlich der Mutter meiner
Partnerin widmen, dessen 86. Geburtstag sich heute jährt.
(+2022 in Bonn)
Das erste Adventswochenende steht uns bevor, vielleicht ein
doch trostreicher Gedanke an eine heimelichere Zeit als der
Trauermonat November, der mit den vielen düsteren und
regnerischen Tagen sich alle Ehre machte...
Für Theresia. Für Maria Johanna.
„Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)
„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)
Sind Sie diesem "Schmuddelwetter" überdrüssig? Diesem
nassesten November seit Jahren?
Theresia würde beim Blick aus dem Fenster allenfalls etwas die
Nase rümpfen, aber nicht über das Wetter schimpfen - und trotzdem alles erledigen, was nun mal zu erledigen ist...einer hart erprobten Ostpreußin kann doch das Wetter nichts anhaben...
Ertragen wir das Novemberwetter in Geduld - ändern können wir es
ja eh nicht....
In Kürze ist Advent, versüßen wir uns den Alltag und das Heim
mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Lichterkranz.
Noch sind es 11 Tage, vielleicht ist bis dahin das Wetter auch
etwas gnädiger mit uns...
Novemberabend
Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.
Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.
Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.
Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.
Bruno Wille, *1860 in Magdeburg, +1928 in Äschach bei Lindau.
Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift
"Der Freidenker". 1890 gründete er die Freie Volksbühne Berlin
und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Er war zudem Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.
Zur heutigen Gedenkkerze eine Hommage an die Backkünste Theresias...erinnern Sie sich auch gerne an das Gebäck, Kuchen, Torten Ihrer Großmutter? Irgendwie war es doch von besonderer Qualität, geheimer Rezeptur, die meisten werden mir sicherlich zustimmen - die eigene Oma konnte am besten backen....auch wenn ich es noch so oft versuche, ihre Torten, Apfeltaschen, leckeren Dopeldecker gefüllt mit Vanillecreme oder gar ihre herrlichen Weihnachtsplätzchen nachzuahmen: Es wird mir niemals so gelingen wie es meine Großmutter Theresia kredenzen konnte!
Danke, Oma, das Du uns so verwöhnt hast mit Deinen tollen Leckereien!
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Clara Müller-Jahnke, passend zum Novemberwetter. Nun, heute ist es ausnahmsweise sonnig, sehr schön für mehrere hiesige, kirchliche Martinszüge,
welche gleich beginnen.
Theresia trotzte jedem Wetter, meine Oma war extrem robust, kein Regen, kein Sturm konnte ihr etwas anhaben. Man erledigte trotzdessen alles, was anfiel. Ein Murren über das Wetter vernahm
ich nie...
Im Novembersturm
Der Sturmwind rast und der Regen schlägt
ans Fenster in schweren Tropfen –
Ich fühl in der tollen Novembernacht
mein Herz wohl hörbar klopfen.
Es schlägt in brennender Ungeduld
sehnsüchtig und beklommen ...
Ach, wenn die Stunde doch Flügel hätt
und wäre der Winter gekommen!
Und deckte die Ströme das blinkende Eis
und der Schnee die schweigende Runde –
und wären wir endlich allein, allein
in der heimlichen Mitternachtsstunde!
O Liebster, Liebster, – der Sturmwind rast
und der Regen rauscht endlos nieder –
mir aber fluten durch Haupt und Herz
traumselige Liebeslieder.
Clara Müller-Jahnke, geb. Müller war eine dt.
Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
*05. Feb. 1860 ins Lenzen, Pommern, heutiges
Łęczno, poln. Woiwodschaft Westpommern,
+04. November 1905 in Wilhelmshagen, seit
1920
Zur heutigen Gedenkkerze für meine Großmutter ein Gedicht, passend zum November, von Martin Greif.
Die letzten Tage waren in unseren Breitengraden sehr stürmisch, sehr regnerisch, nicht gerade erbauend und stimmungsaufhellend...
Theresia hielt jedes Wetter "aus", es musste schon stürmen, monsunartiger Regen fallen, bis sie vielleicht mal ein "...es ist aber auch schubbrig draußen" fallen ließ..aber dies hielt meine Oma
generell auch nicht von Einkäufen oder sonstigen Aktivitäten ab,
dann zog sie halt ein wasserdichtes, durchsichtiges Kopftuch auf
und marschierte los...harte Ostpreußin!
Halten Sie diese Tage aus, es kommen wieder schönere - falls nicht, der kommende adventliche Lichterglanz trägt vielleicht zu besserer Stimmung bei...
Novemberstimmung
Die Flur umher
es kalt durchweht,
wo nirgend mehr
ein Blümlein steht.
Im Wald zerstiebt
das welke Laub –
Die ich geliebt,
sind alle Staub.
*
Sich frühe neigt
der Sonne Lauf,
am Himmel steigt
der Mond herauf.
Es füllt sich sacht
das Sternenzelt.
Sie sind erwacht
in jener Welt.
Martin Greif, eigentl. Friedrich Hermann Frey, *18. Juni 1839 in Speyer, damals Regierungsbezirk Kreis Pfalz, Königreich Bayern, heute zu Rheinland-Pfalz, +01. April 1911 in Kufstein, Tirol, Österreich.
Am heutigen Hochfest Allerheiligen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey, passend zum Novemberanfang.
Unsere heutigen Kirch- und Gräbergänge sind beendet. Theresias Grab ist anonym auf dem hiesigen Friedhof, ein wie ich finde trotzdessen schönes Grabmal auf einer Wiese, direkt unter einem Baum. Ein Bild dazu finden sie hier im Album.
Heute möchte ich besonders Theresias und meinen Vorfahren ihrer Linie gedenken. Ihren Eltern Samuel und Katharina, ihren Großeltern Friedrich, Barbara, Marianna und Andreas, wie ihren Urgroßeltern Thomas, Gertrud, Adam, Eva wie Jacob und Gottliebe.
Das ewige Licht leuchte ihnen.
Erster November
Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Dass ich einen hätt’, der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt’.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluss fortfloss,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloss.
Drauf lese ich heut’ ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
Max Dauthendey, dt. Dichter und Maler, * 25. Juli 1867 in Würzburg, +20. August 1918 in Malang auf Java, Niederländisch-Indien, seit 1949 Indonesien.
Zur heutigen Gedenkkerze ein heiteres Gedicht von Fred Endrikat
über "Reisefrust statt Reiselust" - wie passt dies zu Theresia?
Nun, meine Großmutter Thea war immer hin- und hergerissen zwischen der Lust einmal zu verreisen, der Unlust
meines Opas das Heim auch nur einmal im Jahr für wenigstens ein paar Tage zu verlassen, wie ihre innere Zerrissenheit,
ob dies denn nun alles Sinn mache, Fernweh gepaart mit der eigentlichen Überzeugung, das der Aufwand einer Reise
einfach zu groß wäre, und das es Zuhause doch immer noch am schönsten sei...
Theresia träumte von Ferien in Bayern, in Österreich - am größten war aber ihr Wunsch, einmal noch zurück in ihre ostpreußische Heimat zu kommen. Dieser Wunsch hat sich leider nie erfüllt. "Nirgendwo ist Wuttrienen", sagte meine Großmutter öfter, in Anlehnung an das Buch "Nirgendwo ist Poenichen" von Christine Brückner von 1977, mit den Gedanken an ihre Kindheit und Jugend im Ermland, dem letzten Zipfel Masurens.
Da sie sich nie zu einem Urlaub durchringen konnte, zumal ihr Mann, mein Großvater Wilhelm (siehe dazu bei Interesse seine eigene Seite Wilhelm Remiorz, Gedenkkerze zum heutigen Tage zum selben Thema) und Opa Willi sich bei dem bloßen Gedanken an Verreisen offenbar schauderte) - genoss Oma Theresia jeden Tagesausflug zu ihren Schwestern nach Bonn, nähe Marburg, zu ihrem Enkel, meinem Bruder in die Stadt Marburg - einmal aus dem Alltagstrott herauskommen, etwas anderes sehen - war für meine Großmutter das Allergrößte.
Auch nahmen wir meine Oma häufiger mit zu Wochenendtrips,
beispielshalber ins liebliche Bad Orb im Spessart, welches meine Elter, aber auch ich als Kind - liebte. Handzahme Rehe und Eichhörnchen, welche man im Wildpark füttern konnte, der wunderschöne Kurpark, die historische Fachwerkaltstadt waren Theresia eine willkommene Abwechslung.
"Nirgendwo ist Wuttrienen" - ihre einst größte Reise, das Verlassen
der Heimat und Zuzug ins Ruhrgebiet - fand nie einen seelischen Abschluss, Frieden, Ruhe, ein Wiedersehen, eine Rückfahrkarte...
Sommerfrische
Man soll nicht in die Sommerfrische gehen,
man wird doch seines Lebens nicht so richtig froh.
Ob da nun Berges- oder Meereslüfte wehen,
auf dem Balkon zu Hause weht es grade so.
Man wird gepiesackt von den Schnaken und den Mücken,
im Meer die Quallen sind auch nicht sehr angenehm.
Und dann an alle Welt das Ansichtskartenschicken.
Nee, nee, mir ist schon mies von alledem.
Ich frage Sie: Ist das vielleicht Erbauung,
wenn man da schwitzend auf die Berge klimmt?
Und dann: Das fremde Wasser stört mir die Verdauung.
Lass mich in Ruh mit diesem ganzen Zimt.
Was brauch ich Schwarzwald? Ich hab’ eine Edeltanne
und lass’ den Ventilator durch mein Zimmer wehn.
Statt in den See, kriech’ ich in meine Badewanne.
Nee, nee, man soll nicht in die Sommerfrische gehn.
Fred Endrikat, *07. Juni 1892 in Nakel an der Netze, heutiges
Nakto nad Notecia, poln. Woiwodschaft Mujawen-Pommern,
+12. August 1942 in München. Endrikat war ein deutscher
Schriftsteller, Dichter und Kabarettist.
Kurze Anmerkung: Gleich, wie oft man diesen Text verändert,
das System gliedert die Absätze nach Belieben, mal im Blocksatz,
mal ziemlich konfus. Ärgerlich...
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes, gar heiters Gedicht, passend zum Herbst, der nun endgültig seinen Einzug erhält - und sich nach milden Tagen nun mit wilden Wolken und aufkommendem Wind zum morgigen Wetterwechsel vorstellt. Die Temperaturen purzeln, von recht schwülen 23°C am heutigen Tage zu morgigen kühlen 10°C...
Theresia würde nicht klagen, als gebürtige Ostpreußin war sie sehr warme Sommertage und äußerst kalte Wintertage gewohnt, sie nahm das Wetter wie es war - ein stürmischer Herbsttag konnte ihr gar nichts anhaben...
Hab Dank, du lieber Wind
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
We ist es anzufangen?
Se hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
August Heinrich Hugo Hoffmann von Fallersleben, *02. April 1894
in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 Ortsteil von Wolfsburg.
+19. Januar 1894 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, Ostwestfalen.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von meinem Lieblingsautor Hermann Hesse, passend zum Herbst, zum Oktober.
Beobachten Sie auch still die Entwicklung der Bäume, ihres Laubes in dieser Jahreszeit? Erfreuen sich auch über die sich im wundervollem rot verfärbenden Blätter im tiefen, besonders am Spätnachmittag herrlich diffusen Oktoberlicht der langsam ihre Abendrunde drehenden Herbstsonne?
Baum im Herbst
von Hermann Hesse
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebts, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
-
Besonderes zum Gedicht:
Der Baum kämpft um sein grünes Kleid, welches er nicht verlieren möchte. Das Blätterkleid verfärbt sich im Laufe des Herbstes immer mehr, bis der Baum in Strophe 3 in einer golden-roten Farbe LACHT...
Interessant ist, das Hesse uns eine Mischung aus Kreuzreimen und umarmendem Reim präsentiert, jeder vierte Vers der drei Strophen fällt vom Reimschema ab - Sätze enden auch ex abrupto in einer Strophe, "Mein Baum" (ein lyisches Ich!), "Ein rauher Tag" - eher seltener in Gedichten zu finden - Rilke fällt mir dazu gerade ein.
Hermann Hesse, *02. Juli 1876 in Calw, BW, nahe Pforzheim,
+09. Aug. 1962 in Montagnola, CH, südwestlich von Lugano.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Ferdinand von Saar. Welch Oktobertag! Sonne, 25° - haben Sie diesen Tag genießen können? Ungewöhnlich, für einen 2. Oktober - ich erinnere mich an
sehr verregnete und kühle erste Oktobertage. Am morgigen Feiertag soll das Wetter etwas durchwachsener sein, die Tage darauf sollen aber wieder durchweg sonnig und mild werden.
Theresia würde bei diesem derzeitigen Wetter ausgedehnte Spaziergänge unternehmen, hier und dort im Ortsteil für ein Schwätzchen anhalten, aber auch mit meinem Großvater
Wilhelm im Schatten des mächtigen alten Apfelbaums sitzen
und diesen Oktobertag genießen - denn stürmisch und kalt kann
es immer noch werden - früher oder später...
Herbst
Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblüh’n
Dünkt mir dein sanftes Glüh’n.
Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh’.
Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht:
Dass es zu Ende geht.
Ferdinand Ludwig Adam von Saar, *30. Sept. 1833 in Wien,
+24. Juli 1906 in Wien-Döbling, 19. Bezirk.
Von Saar war ein österr. Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Karl von Gerok, passend zum gestrigen meteorologischen Herbstanfang.
Theresia schimpfte nie großartig über das Wetter, als gebürtige Ostpreußin war sie hart gesotten. Allenfalls, bei sehr ungemütlichem Wetter, äußerte sie vielleicht einmal "Ist das heute schubbrig draußen" -
meine Oma nahm die Jahreszeiten wie sie kamen und gingen.
Genießen Sie diese noch warmen und sonnigen ersten Herbsttage? Theresia würde jetzt ausgedehnte Spaziergänge machen, hier und dort ein Quätschchen halten und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...
Herbstgefühl
Müder Glanz der Sonne!
Blasses Himmelblau!
Von verklungner Wonne
Träumet still die Au.
An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich das letzte, lose,
Bleiche Blumenblatt!
Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain;
Auch Vergehn und Sterben
Deucht mir süß zu sein.
Karl von Gerok, dt. Theologe und Lyriker, *30. Januar 1815
in Vaihingen an der Enz, heutiges Baden-Württemberg,
+14. Januar 1890 in Stuttgart.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Hermann Hesse, passend zum Spätsommer/Frühherbst.
Genießen Sie die warmen, sonnigen Tage kurz vor dem astronomischen Herbstanfang? Meine Oma Thea würde jetzt
mit ihrem Mann gemütlich im Schatten ihres alten Apfelbaums
sitzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...
Spätsommer
Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.
Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.
Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.
So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.
Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.
Hermann Hesse (Pseudonym Emil Sinclair), *02. Juli 1877 in Calw, heutiges Baden-Württemberg, +09. August 1962 in Montagnola, CH.
Zur Gedenkkerze für meine Großmutter eine Erinnerung an den 09.09.1983, dem Geburtstag ihres ersten Urenkels Lars, dem
ältesten Sohn meines im Dezember 2021 verstorbenen Bruders
Axel.
Mein Neffe ist heute 40. Jahre alt geworden, verzichtete allerdings
auf eine Feier. Ich kann dies durchaus nachvollziehen, zu meinem
40. Geburtstag "flüchtete" ich ein paar Tage auf Sylt. Ich gehöre zu denjenigen, die den Hype um Geburtstage nicht nachvollziehen können.
Zurück zu Theresias erstem Urenkel Lars: Als mein Neffe heute vor 40 Jahren geboren wurde, ich war gerade erst mal 13 Jahre alt und bis dato der jüngste in der gesamten Familie, war ich unglaublich stolz Onkel zu werden, es war für mich wir die Geburt eines kleinen Bruders.
Mein Oma Theresia war zu diesem Zeitpunkt 76 Jahre alt - sie konnte ihren ersten Urenkel noch über 13 Jahre erleben. Knapp drei Jahre später wurde Theresia zum zweiten Male Urgroßmutter.
Nachts um etwa 3 Uhr bekamen wir den Anruf, das Lars das Licht der Welt erblickte. Mit Schlafen war nun nichts mehr...in der Schule hang ich ziemlich durch, schon am Nachmittag konnte ich im hiesigen Hospital einen ersten Blick auf meinen kleinen Neffen werfen. Und Wilhelm war sehr stolz, zum ersten Mal Urgroßvater zu sein! Es begann eine unglaublich aufregende und wunderschöne Zeit, Lars aufwachsen zu sehen. Eine Lebensbereicherung für uns alle!
Aber auch an diesem Tag denke ich an meinen verstorbenen Bruder Axel, der den runden Geburtstag seines Sohnes nicht mehr miterleben kann.
Diese Gedenkkerze widme ich heute Theresia und Axel.
Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht, passend zum begonnenen September. Genießen Sie diese warmen Tage des Frühherbstes? Freuen Sie sich über die vielen Sonnenstunden? Meine Oma Thea
war relativ "Jahreszeiten-unabhängig", ich glaube es war ihr einerlei,
ob es nun Sommer oder Winter, Frühling oder Herbst war. Theresia
war von sehr robuster Natur, kam mit jedwedem Wetter zurecht. Sicherlich geprägt von ihrer ostpreußischen Heimat - sehr warme Sommertage - sehr kalte Winter...
Im September
Wir wollen in den Nussbusch gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Das Eichhorn und der Häher
Sind arge Nüssespäher,
Der Buntspecht und die Haselmaus,
Die lieben auch den Nusskernschmaus!
Sie nagen und sie zwicken,
Sie hacken und sie picken,
Und wer nicht kommt zur rechten Zeit,
Geht, wie ihr wisst, der Mahlzeit queit.
Wir wollen in den Garten gehen
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Zur Nachtzeit war es windig!
Nun seht nur her! Was find ich
Im sand’gen Steig, im grünen Gras,
Bald hier, bald dort? Was ist denn das?
Äpfel mit roten Stirnen
Und goldgestreifte Birnen!
Und dort beim Eierpflaumenbaum …
O seht nur hin! Man glaubt es kaum!
Wir wollen an den Zaun hin gehn
Und dort einmal zum Rechten sehn.
Was steht denn gleich dahinter?
O seht, zwei arme Kinder!
Sie ladet hinter ihrem Haus
Kein Garten ein zu frohem Schmaus.
Da sollte man doch denken:
Heut’ gibt’s was zu verschenken!
Und merkt ihr erst, wie wohl das tut,
Da schmeckt es euch noch mal so gut.
Heinrich Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, heute im Landkreis
Nordwestmecklenburg, +07. November 1906 in Groß-Lichterfelde,
seit. 1912 zu Berlin
Zur Gedenkkerze möchte ich erwähnen, daß am morgigen Sonntag Theresias Tochter Dorothea, Schwester meiner verstorbenen Mutter, ihren 92. Geburtstag feiert. Zuletzt besuchte ich meine Tante, welche auswärts wohnt, im Juli.
Wir sind stolz und glücklich, das Dorothea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit. Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für ein Vorbild!
Im Album können Sie Dorothea in jungen Jahren sehen, auf Bild 10 links, neben Theresia und meiner Mutter Gerda. Foto 11 zeigt meine Tante wiederum links neben ihrer Schwester. Auf Bild 12 sitzt Dorothea auf den Stufen des Elternhauses rechts neben Gerda. Foto 13 zeigt sie rechts im Bild neben Gerda als Kommunionkind.
Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht über den Mond von Theodor Storm.
Lieben Sie auch den Mond, den Vollmond? Sein fahles, silbernes Licht, das Gärten und Bäume surreal erstrahlen lässt?
Meine Oma Theresia konnte, ähnlich wie meine Mutter Gerda, ewig lange am abendlichen Fenster sitzen und unseren wunderschönen Mond bewundern. Ich tue es ihnen gleich...
Mondlicht
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!
Theodor Storm, *14.09. 1817 in Husum, +04.07. 1888 in Hanerau-Hademarschen, heute zum Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig- Holstein
Zur Gedenkkerze noch ein neues Bild im Album - Bild 18, letztes
Foto - es zeigt meine Oma Theresia und mich am Tag meiner Erstkommunion, dem 24. Mai 1979. Es war am Tage des Festes
Christi Himmelfahrt, eine Tradition im Ort, die Erstkommunionfeiern
an diesen Tag stattfinden zu lassen.
Zuvor habe ich zur Gedenkkerze vom 22. 07. weitere Bilder von Theresia im Album hochgeladen. Sie finden im Text zur Kerze
auch einige Hinweise zu den einzelnen Fotos.
Oma Theresia, ich vermisse Dich noch jeden Tag!
Zur Gedenkkerze der Hinweis - ich habe 9 neue Bilder dem Album hinzugefügt, Aufnahme 9 - 17 der Album-Reihenfolge.
Vor 2 Tagen bekam ich von Theresias Tochter Dorothea einige alte Bilder an die Hand, welche ich nun digitalisiert habe.
Bild 9 des Albums zeigt meine Großmutter Theresia lesend.
Auf Bild 10 sehen Sie Theresia zusammen mit ihren Töchtern Gerda, meiner Mutter (Gedenkseite Gerda Steinhardt) wie ihre Schwester Dorothea.
Bild 11 zeigt Theresia mit ihrem Ehemann Wilhelm (auch eigene Gedenkseite, Wilhelm Remiorz) und ihren beiden Töchtern.
Auf dem Foto Nr. 12 sieht man nochmals Tochter Gerda und Dorothea in jungen Jahren, auf Bild 13 als Kinder anlässlich der Erstkommunion von Gerda.
Bild 14 zeigt Theresias Ehemann, meinen Opa Wilhelm.
Aufnahme 15 finde ich besonders interessant, man sieht Theresias
Mutter Maria Lippek, meine Urgroßmutter, umschart von verwandten Kindern, Großcousins- und Cousinen aus meiner Sicht - das älteste Ahnenfoto der Familie.
Auf dem Bild 16 (Gruppenbild) sieht man große Teile der Verwandtschaft Theresias, wie auch einige Verwandte meines Vaters, anlässlich der Silberhochzeit von Theresias Schwester Rosa und ihrem Ehemann Helmut aus Bonn, welche, wie ich jetzt erfuhr, im Hause meiner Eltern stattfand.
Das letzte Foto im Album zeigt Theresia und Wilhelm bei einer großen Familienfeier zwischen 1987-1990.
Diese Gedenkkerze widme ich somit nicht nur Theresia, sondern auch allen verstorbenen Verwandten, welche man auf den neu hinzugefügten Bildern erkennen kann.
Zur Gedenkkerze für Theresia erinnere ich nochmals an ihre Geschwister, meine Großtanten, die ich teilweise noch kennen
lernen konnte verbunden mit einer Recherche, Ahnenforschung des Lippek-Zweiges.
Als kleines Kind soll ich laut meiner Tante Dorothea (91), welche ich gestern noch sprach, auf großen Feierlichkeiten, wie einem Großonkel von mir, begegnet sein - dazu fehlt mir leider jegliche Erinnerung.
Ich betreibe gerade Verwandtschaftsforschung und recherchiere dementsprechend.
Theresia Remiorz war eine geborene Lippek, aus Wuttrienen (Neu- Wuttrienen) in Ostpreußen. Meine Großmutter war das 13. (!) und damit letztgeborene Kind.
Ich lernte ihre Schwester Franziska kennen, die in Gladbeck wohnte, sie wohnte unweit meiner Großmutter Theresia. Es entstand ein herzliches Verhältnis zu ihrer Tochter Lucia, die auch meine Patentante wurde. Für mich war meine Großcousine immer nur "Tante Luzie". Leider sind ihre Kinder Siegfried und Petra früh verstorbenen, Petra vor 4 Jahren erst im Alter von 56 Jahren. Wir waren damals wie eine große Familie.
Eine weitere Großtante, Schwester von Theresia, hieß Susanne Müller, geborene Lippek, wohnte erst in Berlin, dann in Hanau, zuletzt bei Marburg. Als Kind begegnete ich ihr mehrfach. Tante "Susa" hatte nur eine Stieftochter, Anne, die ev. Schwester war, ich erinnere mich an eine Frau in Nonnentracht. Es gibt von Susanne Müller, geb. Lippek somit keine direkten Nachfahren, ich brauche nicht mehr dursen Zweig zu recherchieren.
An Rosa Schulz aus Bonn-Dransdorf, geborene Lippek (ich erwähne dies aus bestimmtem Grund bei allen hier aufgeführten Namen) lernte ich in meiner Erinnerung nur einmal kennen, bei einem Besuch in Bonn als 6- oder 7-jähriger Bub, wahrscheinlich waren es aber auch mehrfache Begegnungen. An meine Großcousine Gerda erinnere ich mich noch recht gut. Ich erfuhr von meiner Tante Dorothea, das ihr Sohn in diesem Juli viel zu früh verstorbenen ist.
Anna Teschner, geb. Lippek, lebte in Pulheim bei Köln. Ich habe nur die Erinnerung daran, als 6-jähriger an ihrer Trauerfeier teilgenommen zu haben. Ihre Kinder, meine Großcousinen- und Cousins hießen Josef Lippek aus Aachen, Agnes, Bruno und Veronika. Ich habe keine Erinnerung an eine Begegnung, die aber in meiner Kindheit - zumindest mit Zweien derer, stattgefunden haben soll.
Interessant finde ich folgendes: Erst jetzt erfuhr ich von meiner Tante, Theresias Tochter, das Theresia einen Bruder namens Franz hatte, Franz Lippek aus Bremen (Ehefrau Luzie), seine Kinder heißen Walter und Karl-Heinz. Ich wurde heute fündig, und fand im Internet einen - offenbar noch lebenden - Walter Lippek aus Bremen, meinen Großcousin. Ich werde versuchen, diesen in Kürze zu kontaktieren.
Ich finde dies sehr aufregend, vielleicht ein neues Puzzlestück meiner Familienhistorie zusammen zu bekommen, etwas aus dem Leben meines Großonkels, meines Großcousins zu erfahren.
Sollte es tatsächlich der große Zufall sein, das Sie diesen Text zur Gedenkkerze lesen und zum Familienzweig der Lippeks gehören oder etwas darüber schreiben können - ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich über eine Gedenkkerze kontaktieren. Sehr unwahrscheinlich - aber ich erwähne dies trotzdessen.
Diese Gedenkkerze widme ich damit nicht nur Theresia, sondern allen hier genannten verstorbenen Verwandten.
Zur Gedenkkerze ein wie ich finde schönes Gedicht von Cäsar Flaischlen.
Haben sie diesen heißen Sommertag gut ertragen? Konnten sie diesen genießen - oder war ihnen dieser Julitag zuwider?
Ich hielt es, wie es meine Oma Theresia auch heute getan hätte - ich saß am Nachmittage unter einem schattigen Baum und versuchte das sehr heiße Wetter zu "ertragen..." genießen wäre das falsche Wort...
Hab Sonne im Herzen
von Cäsar Flaischlen
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit ...
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang ...
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen, *12. Mai 1864 in Stuttgart,
+16. Oktober 1920 im Sanatorium Horreck in Gundelsheim
Zur Gedenkkerze das schöne Ostpreußenlied - als Hommage an meine Oma Theresia, welche aus dem ostpreußischen Wuttrienen stammte. Theresia erzählte mir viele wunderschöne Dinge aus ihrer Heimat, von den unendlichen Wäldern und den vielen Seen, von Störchen und Elchen. Geschichten aus ihrer Kindheit, dem Baden im See oder die Abenteuer im Wald. Ich denke oft an ihre Geschichten und irgendwie ist die Heimat meiner Ahnen auch zu meiner geworden - die vielen Erzählungen sind mir noch so sehr präsent, als ob ich selbst dort lebte. Ostpreuße im Herzen!
Für Oma und ihre Geschwister. Für meine Urgroßeltern und deren Vorfahren, deren Namen ich kenne und für die, dessen Namen niemand mehr kennt.
Franziska. Susanne. Rosa. Anna. Maria. Josef. Katharina. Samuel. Marianna. Andreas. Thomas. Gertrud. Friedrich. Barbara. Jacob. Gottliebe. Adam. Eva.
Ostpreußenlied - Land der dunklen Wälder
Land der dunklen Wälder
und kristall’nen Seen,
über weite Felder
lichte Wunder geh’n.
Starke Bauern schreiten
hinter Pferd und Pflug,
über Ackerbreiten
streicht der Vogelzug.
Und die Meere rauschen
den Choral der Zeit,
Elche steh’n und lauschen
in die Ewigkeit.
Tag ist aufgegangen
über Haff und Moor,
Licht hat angefangen,
steigt im Ost empor.
Text: Erich Hanning, dt. Schriftsteller, *25.02.1908 in Königsberg, ab 01.01.1945 vermisst.
Komposition: Herbert Brust, dt. Komponist, Organist, Musiklehrer, - *17.04.1900 in Königsberg, + 26.06.1968 in Bremerhaven
Heute vor 116 Jahren wurde Theresia als 13. (!) und letztes Kind ihrer Eltern im ostpreußischen Wuttrienen (heute Butrynin) geboren, dem letzten Zipfel des Ermlands. Als dreizehntes Kind? Man kann dies eigentlich kaum glauben. Einige ihrer Geschwister konnte ich noch kennen lernen, gerne erinnere ich mich zurück an Franziska "Ziska", die später im selben Ortsteil lebte, sie war ähnlich lebhaft wie ihre Schwester Theresia. Auch habe ich Susanne "Susa", welche erst in Berlin, dann bei Frankfurt und zuletzt bei Marburg lebte in liebevoller Erinnerung. Sie war eher die Stille, ein zurückhaltender Mensch.
Wie gerne schaue ich zurück auf die Geburtstage meiner Oma Theresia, das Haus und der Garten waren voller Menschen. Theresia buk die besten Kuchen und kreierte die tollsten Torten, ihr schmackhafter Kartoffelsalat mit dicken Knackern waren ebenfalls ein Schmaus. Wir konnten bis zur Wende auch immer sehr lange in den Abend hineinfeiern, da ja zu der Zeit der 17. Juni ein Feiertag war.
Ich werde heute viel an Theresias Geburtstage zurückdenken - und uns heute den Kartoffelsalat nach Theresias Rezept zubereiten...
Zur Gedenkkerze ein kleiner Fünfzeiler von Fridolin Hofer.
Genießen Sie diese heißen Junitage? Oder halten Sie sich vornehmlich im Schatten auf? Ich vertrage diese hohen Temperaturen, aber sie sind so gar nicht meine Welt...meine Oma Theresia säße jetzt mit meinem Opa Wilhelm im Schatten ihres alten Kirschbaums, die kleine Straße beobachtend, und manchmal kam ich als Kind oder Jugendlicher mit meinem Radl vorbei - dann freuten sie sich exorbitant, Oma erzählte mir den neuesten Klatsch, Opa hatte einige Anekdoten in petto - jedenfalls war es immer sehr heiter!
Juni
Juni streift mit warmer Hand
letzte Blüten von den Bäumen.
Wie enttaucht verwelkten Träumen,
schaut aus dunkler Blätterwand
junge Frucht in lichtes Land.
Fridolin Hofer, schweizer Dichter, * 26.10.1861 in Meggen,
Kanton Luzern, +16.03.1940 in Romerswil, K. Luzern
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Georg Heym.
Sind sie vielleicht katholisch und folgten gar heute einer Fronleichnamsprozession? Oder ist Ihnen dies schir einerlei?
Freuen Sie sich wenigstens über einen erneuten Feiertag in der Woche? Nun, zumindest haben wir heute wie 4 weitere Bundes-
länder einen gesetzlichen Feiertag.
Ich erinnere mich an einige Prozessionen, die ich mit meinen Großeltern, respektive Eltern, beiwohnte. Mal die kleine Prozession in unserem Ortsteil, aber auch der wesentlich größere, feierliche Umzug im benachbarten Stadteill der Großeltern, wie der in Ortsmitte.
Theresia nahm immer gern an der Prozession teil, sang laut mit, war diese doch meist bei gutem Wetter - und anschließend gab es ein kleines Fest rund um die Kirche mit Bratwurst und Waffeln...und man traf viele Bekannte zum Schnacken....
Fronleichnamsprozession
O weites Land des Sommers und der Winde,
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
Des gelben Roggens trocknen in den Mieten.
Die Erde dämmert von den Düften allen,
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen
Und weithin brennen aus den hohen Garben.
Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.
Die Wassergräser werden fortgezogen,
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.
Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten
Zu beiden Seiten halten Kastellane
Im alten Chorrock, dem von Staub verblassten.
Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.
Zu Flöten schallt der Messgesang. Die frommen
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.
In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.
Die Kirchenbilder kommen auf Altären.
Mariens Wunden brennen hell im Licht.
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.
Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.
Der hohe Stimmenschall der Diakone
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreih’n.
Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.
Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.
Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,
Die ewig nach den weißen Wolken greift.
Georg Heym, *30.10.1887 in Hirschberg, Schlesien (heutiges Jelenia Gora der pl. Woiwodschaft Niederschlesien),
+16.01. 1912 in Gatow (Wannsee), seit 1920 zum Berliner Stadtbezirk Spandau gehörend.