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von Tsepo Andreas Bollwinkel am 21.10.2019 - 21:57 Uhr | melden
Mein jüngster Sohn war wohl gerade in die Schule gekommen, als ich ihn zu einer Lesung deines Buches mitgenommen habe. Zugehört hat er wohl weniger, aber er hat Dich intensiv angesehen. Und auf der Heimfahrt sagte der Kleine: "Dass man in Deutschland alt werden kann als Schwarzer Mensch ..." Dass Du da warst und gesprochen hast, hat ihm eine Perspektive für sein Leben gegeben, die er so in Deutschland noch nicht erfahren hatte. Mir hat es diese Perspektive übrigens auch gegeben.
De Kleine wollte dann später noch wissen, wie Du das hingekriegt hast, das alt werden in Deutschland als ein Schwarzer Mensch. Ich kannte Dich nicht gut genug, um ihm das im Detail zu beantworten. Also habe ich ihm gesagt, was ich von Dir erfühlt habe: "Der Theodor, der hat nicht aufgegeben. Der hat sich um sein Überleben gekümmert auf viele verschiedene Weisen, so wie es gerade angemessen war. Und er hat Grenzen überschritten: die Bildung nachgeholt, die ihm die Nazis verwehrt hatten, sich in Bereiche gewagt, in denen es noch keine Schwarzen Menschen gab. Und er hat nie seine Geschwister vergessen, Dich nicht und uns alle nicht, die wir Schwarze Menschen in Deutschland und überall auf der Welt sind."
"Boah", hat der Kleine gesagt. Und: "Das will ich auch."
Das, lieber Theodor, ist für mich dein Erbe: Überleben, Grenzen überschreiten, die Geschwister immer im Herzen haben.
Mein (inzwischen gar nicht mehr kleiner) Sohn trägt dein Erbe in sich, ich tue das auch.
In tiefer Dankbarkeit weiß ich Dich unter unseren Ahnen.
Den Menschen, die Dir Nahe waren, gilt mein Beileid.
Khotso haholo abuti, Friede sei mit Dir mein älterer Bruder.