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Von Sabine Fischbach 23.12.2023 um 22:38 Uhr | melden
In dieser Zeit wird mancher weichen
und nicht zur ersten Liebe stehn.
Da werdet ihr des Tieres Zeichen
auf rein geglaubten Stirnen sehn.
Da werden Brüder sich verkaufen
und unter Gatten ist Verrat.
Die losgebundenen Mörderhaufen
führt im Triumph der Apostat.
Da werden Fluten sich ergießen
die Elemente sind verstört.
Da werden Feuerbäche fließen
und alle Tiefe steht empört.
In Asche lösen sich die Mauern.
Basteien sind wie Spreu verjagt.
Und nur der Fels wird überdauern
von dem Mathäus uns gesagt.
Die Raschen werden nicht entrinnen
noch wer in Schacht und Höhle steigt
Den Schwangeren und Säugerinnen
ist viele Trübsal angezeigt.
Die Zeit ist reif , das Messer steche
in die verhüllte Schwäre ein,
die feige Sehnsucht unserer Schwäche:
zugleich zwei Herren dienstbar sein.
Erwählen musst du, musst verwerfen.
Geist wider Geist , Hand wider Hand!
Um den verhangenen Blick zu schärfen
sind große Zeichen uns gesandt.
Weh jenem , der in solchen Tagen
Unangefochtenheit begehrt!
Der Helm ist jedem aufgetragen
und auch der Schwache ist bewehrt.
Wenn die Gewaltigen sich beugen
und niemand mehr den Abfall zählt,
seid ihr Verborgenen zu Zeugen,
seid ihr Geringen auserwählt.
Die Horcher stehn vor allen Türen.
Der Schweigende bleibt nicht geschont.
Gebunden werden sie euch führen
und der euch peinigt , wird belohnt.
Inmitten eurer eignen Wände
seid ihr Verfolgte und verhöhnt.
Wer aber ausharrt bis ans Ende,
wird überwesentlich gekrönt.
Kein Hauch der Treue geht verloren.
Der Richter wertet ihn gerecht.
Aus Flammen seid ihr neu geboren
und Gottes königlich Geschlecht.
Werner Bergengruen