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Von Sabine 21.02.2023 um 22:23 Uhr | melden
Ein Kind voll Wehmut und voll Treue
Verstoßen in ein fremdes Land ,
Ließ gern das Glänzende und Neue
Und blieb dem Alten zugewandt.
Nach langen Suchen , langem Warten
Nach manchen mühevollen Gang ,
Fand es in einem öden Garten
Auf einer längst verfallenen Bank
Ein altes Buch mit Gold verschlossen,
Und nie gehörte Worte drin;
Und wie des Frühlings zarte Sprossen,
So wuchs in ihm ein innerer Sinn.
Und wie es sitzt und liest , und schauet
In den Kristall der neuen Welt
An Gras und Sternen sich erbauet,
Und dankbar auf die Knie fällt.
So hebt sich sacht aus Gras und Kräutern
Bedächtiglich ein alter Mann
Im schlichten Rock , und kommt mit heiterem
Gesicht ans fromme Kind heran.
Bekannt doch heimlich sind die Züge
So kindlich und so wunderbar.
Es spielt die Frühlingsluft der Wiege
Gar seltsam mit dem Silberhaar.
Das Kind fasst bebend seine Hände
Es ist des Buches hoher Geist
Der ihm der sauren Wallfahrt Ende
Und seines Vaters Wohnung weist.
Du kniest auf meinem ödem Grabe.
So öffnet sich der heilge Mund.,
Du bist der Erbe meiner Habe.
Dir werden Gottes Tiefen kund.
Auf jenem Berg als armer Knabe
Hab ich ein himmlisch Buch gesehen,
Und konnte nur durch diese Gabe
In alle Kreaturen sehn..
Es sind an mir durch Gottes Gnade
Der Höchsten Wunder viel geschehen;
Des neuen Bunds geheime Lade
Sahn meine Augen offen stehn.
Ich habe treulich aufgeschrieben,
Was innere Lust mir offenbart,
Und bin verkannt und arm geblieben,
Bis ich zu Gott gerufen ward..
Die Zeit ist da , und nicht verborgen
Soll das Mysterium mehr sein.
In diesem Buche bricht der Morgen
Gewaltig in die Zeit hinein.
Verkündiger der Morgenröte,
Des Friedens Bote sollst du sein
Sanft wie die Luft in Harf und Flöte
Hauch ich dir meinen Atem ein.
Gott sei mit dir , geh hin und wasche
Die Augen dir mit Morgentau.
Sei treu dem Buch und meiner Asche.
Und bade dich im ewigen Blau.
Du wirst das letzte Reich verkünden,
Was tausend; Jahre soll bestehen ;
Wirst überschwenglich Wesen finden,
Und Jakob Böhmen wiedersehen.
Novalis