Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Simon Staemmler. Veredeln Sie jetzt diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
von Claudia Jung am 13.05.2016 - 12:14 Uhr | melden
In den vielen Jahren ohne dich habe ich mich oft gefragt, was mich diese lange Zeit hat überleben lassen. Vor Deinem Tod habe ich immer gedacht, dass ich den Tod eines meiner Kinder nicht überleben werde, aber es gibt mich noch. Wie viel ein Mensch ertragen kann, haben mir diese Jahre gezeigt. Geschafft habe ich diese Zeit nur mit der Liebe, die ich tief in mir habe für Dich, meine kleine Familie und die Menschen, die noch an meiner Seite sind.
Menschen, die immer für mich, für uns da waren, die mir Liebe, Wärme, Geborgenheit, Zuspruch und Hoffnung gegeben haben, wenn ich mal wieder nicht weiterwusste.
Menschen, die mich ausgehalten haben, egal wie schwierig ich auch geworden bin.
Das Verschweigen von Simon, meiner Trauer und meinem jetzigen Leben macht die Beziehungen zu anderen sehr schwer. Versteht doch … mein totes Kind gehört immer noch mir und es kostet mich wahnsinnige Kraft dieses Leben nun so zu leben. Wird dieser Teil meiner Person ignoriert, so bleibt eben ein Loch, dass die ganze Beziehung löchrig macht. Wie würden diese Menschen sich fühlen, wenn ich mir ihre freudigen Ereignisse nicht anhören wollte, schnell das Thema wechseln würde oder alles totschweige?
Ein Elefant ist im Raum.
Breit sitzt er da und es ist schwierig, um ihn herumzukommen.
Und doch quetschen wir uns vorbei, sagen „Wie geht`s ?“
Und „Mir geht`s gut“.
Und viele andere Floskeln und Geschwätz.
Wir reden über das Wetter. Wir reden über die Arbeit.
Außer – über den Elefanten im Raum.
Ein Elefant ist im Raum.
Wir alle wissen, dass er da ist.
Wir denken an den Elefanten, während wir miteinander reden.
Wir denken ständig an ihn.
Er ist nämlich ziemlich groß.
Er tut uns allen weh.
Aber wir sprechen nicht über den Elefanten im Raum.
Bitte, sagt seinen Namen.
Bitte, sagt noch einmal „S I M O N“.
Bitte, lasst uns über seinen Tod reden,
dann können wir vielleicht auch über sein Leben reden.
Kann ich den Namen „Simon“ in eurer Gegenwart sagen, ohne wegschauen zu müssen?
Denn wenn ich das nicht kann, dann lasst ihr mich
Allein ...
In einem Raum ...
mit einem Elefanten.
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Habe ich wirklich mal ein Leben voller Leichtigkeit und Glück geführt? Es scheint, als wäre dieses schon so unendlich lange her. Ein Blitz ist durch die Zeit gefahren und hat sie durchtrennt. Die Zeit mit Simon und die Zeit ohne ihn.
Ich fühle mich so viel älter, als ich es bin.
Nach dem Tod von Simon blieb eine Ruine und aus dieser versuche ich etwas Neues zu bauen. Ich sammle Bausteine … es ist wichtig, Bausteine zu sammeln, sie zu drehen und zu wenden. Viele Bausteine werden benötigt und ebenso viele Zulieferer, doch die sind selten geworden.
Viele Menschen in meinem Umfeld wissen nicht, dass sie Zulieferer sein könnten. Auch kleine Bausteine sind wichtig für einen Neuaufbau. Manchmal müssen auch erneut Risse hingenommen werden, weil in unserem Umfeld davon ausgegangen wird, dass Tod und Trauer um unser totes Kind endgültig abgeschlossen zu sein hat.
Mein Schmerz ist sanfter geworden oder habe ich mich inzwischen so sehr an diesen Dauerschmerz gewöhnt, dass ich es gar nicht mehr anders kenne?
Auch heute gibt es Momente, an denen alles so unwirklich ist und ich mir klar machen muss, dass Du wirklich nie wieder kommst. Ich versuche immer wieder, mich gegen dunkle Hoffnungslosigkeit zu wehren.
Du hast so eine große Leere hinterlassen und ich leide an der Zerrissenheit meines Lebens, alle Tränen sind Tränen der Liebe, der Sehnsucht, aber auch der Hoffnung, in dem Glauben an die Unzerstörbarkeit des Lebens.
Nichts ist mehr selbstverständlich, auch nicht, dass einige wunderbare Menschen mich auf meinem Weg begleiten.
Du bist immer noch ein Teil unserer Familie, bei allem dabei, wenn auch für uns nicht mehr sichtbar.
Ich vermisse Dein Lachen, Deine strahlenden Augen und Deine ansteckende Lebenslust.
Die Liebe hat sich gewandelt,
sie ist nun unendlich zart
und doch stark,
still,
dennoch voller Lebendigkeit,
fern
aber in jedem Augenblick gegenwärtig
sie ist geheimnisvoll
und doch ganz klar
rein und frei von allen Dingen dieser Welt.
Nun ist sie daheim
In der Geborgenheit des Herzens,
im Schutze der Erinnerungen,
unantastbar,
unbesiegbar,
unverlierbar
(Petra Fuchs)
Wie gerne würden wir ein Leben mit Dir an unserer Seite leben, unsere gemeinsamen Träume verwirklichen.
Ich liebe Dich - ohne Anfang und ohne Ende.
Ich trage Dich in mir, bis wir uns wieder treffen.
In Liebe Deine Mama, denn du bist der Wind in meinen Flügeln