Nachruf für Siegfried Hitzler FONTE
(Sigi è arrivato - vedi nel "Kondolenzbuch")
Siegfried Hitzler (19.11.1934 Fristingen/Dillingen – 4.12. 2020 Augsburg)
Siegfried entstammte einer katholischen kinderreichen Bauernfamilie im schwäbischen Fristingen bei Dillingen. In Augsburg hat er an der Akademie für angewandte Technik studiert.
Siegfried hat die Spiritualität der Fokolare 1964 durch die Zeitschrift Neue Stadt kennengelernt. So war er später in Loppiano, als er ab 1967 die Schulungstätte für Fokolare besuchte, ein sehr eifriger und erfolgreicher Vertreter für die Zeitschrift und den Verlag der Fokolar-Bewegung. Auch in seinem Freundeskreis hat er erfolgreich für die Zeitschrift geworben.
Von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, hat er 1968 in Loppiano den neuen Namen „Fonte – Quelle“ erhalten. Der Name bezieht sich auf das Schriftwort, das sie ihm als Lebensprogramm mitgegeben hat: „Der Herr wird dich immer führen, / auch im dürren Land macht er dich satt / und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, / einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt.“ (Jes 58, 11)
1970 wurde er eingeladen, die Fokolar-Bewegung in den USA zu unterstützen. In einem Brief an Chiara schrieb er damals: „... wir sind wirklich wenige für diesen gigantischen Kontinent – was können wir ausrichten...? Jesus unter uns wird große Taten vollbringen...“
Er blieb 37 Jahre und hat in vielen Fokolar-Gemeinschaften dieser großen Region gelebt: zuerst in New York, dann in Boston, wieder in New York, in Los Angeles, wieder in Boston und schließlich noch einmal in New York. Er war Ingenieur und musste sich zunächst damit begnügen, Radios zu reparieren. Im Laufe der Zeit konnte er sich aber für immer anspruchsvollere Jobs qualifizieren. Eine Zeit lang war er der Fokolar mit dem weltweit höchsten Gehalt. Auch wurde ihm die Aufgabe als Verantwortlicher einer Fokolar-Gemeinschaft übertragen. 1979 schrieb er in einem anderen Brief an Chiara: „Mehr als jemals ist mir klar, dass der Weg, den Du uns aufzeigst, die gemeinschaftliche Heiligung ist. Dieses Wort gemeinschaftlich gefällt mir außerordentlich: es macht uns zu einer schönen und großen Familie, ausgedehnt über die ganze Welt.“ Besonders aus den USA ist ein ganzer Blütenregen von Zeugnissen über Siegfried (Fonte) eingetroffen, die wir zugänglich machen werden.
Schon bevor Siegfried 2007 aus den USA zurück nach Deutschland kam, hatte er gesundheitliche Probleme. Er lebte hier in Deutschland zunächst in Ottmaring im Fokolar und seit etwa 10 Jahren im Miteinander-Haus in Augsburg.
Wenn seine gesundheitliche Lage wenig stabil war, dann war seine bis zuletzt gleichbleibende sonnige Heiterkeit umso auffälliger, mit der er alle erfreute, die in seine Nähe kamen. Jemand, der einige Zeit mit ihm im Fokolar gelebt hat, meinte, man müsse ihn klonen. Es lässt sich aber nicht nur mit seinem glücklichen Naturell erklären, dass er, wie es in dem genannten Jesaja-Wort heißt, „auch in dürrem Land“ gesättigt und gestärkt wurde, sondern das hat mit der Bevorzugung von Jesus in seiner Verlassenheit zu tun, die er in einem Brief an Chiara aus dem Jahr 2000 zum Ausdruck brachte: „...vielleicht verstehe ich so mehr, was es heißt, auf Null reduziert zu werden.“
Weil er eine originelle Auffassung von Urlaub hatte, haben ihn viele Fokolare im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren noch kennengelernt. Sein Wunsch war, im Sommer in einigen Fokolar-Gemeinschaften mitzuleben und sie so kennenzulernen. Er vertraute darauf, dass ein Leben mit der Gegenwart von Jesus unter uns die beste Erholung sei. („Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ Mt 18, 20)
Es mussten ihm im Verlauf der letzten Jahre etliche Stents gesetzt werden. Nachdem er einmal kurzzeitig die Besinnung verloren hatte und gestürzt war, meinte ein Arzt ihn warnen zu müssen: es könnte sein, dass er nach einem solchen Sturz dann nicht mehr zu sich käme. Siegfrieds prompte Antwort machte den Arzt sprachlos: „What a lucky death – was für ein glücklicher Tod!“
Zuletzt lebte er im Miteinander-Haus in Augsburg in einer kleinen Fokolar-Gemeinschaft und in großer Freundschaft mit den anderen Hausbewohnern bis hin zu den Kindern in der Wohnanlage.
Hier wurde sichtbar, was Chiara noch in den USA von ihm gesagt hatte: Siegfried habe eine „anima padre-madre“, eine Seele, die zugleich väterlich und mütterlich sei.
Als sein gesundheitlicher Zustand Anfang Dezember wieder kritisch wurde, ging er mit dem Bewusstsein ins Krankenhaus, dass es das letzte Mal sein könnte. Er hat in großer Einfachheit seine drei Schwestern angerufen und gegrüßt. Seinen Brüdern im Fokolar sagte er, dass er bald sehen werde, wie es drüben wirklich ist. Wegen der Corona-Situation konnten sie ihn nicht mehr besuchen, waren aber über die mit der Seelsorge betrauten Ordensfrau mit ihm in Verbindung. Am 4. Dezember ist er, mit den Sterbesakramenten versehen und in innerem Frieden, gegen 21 Uhr in das Haus des Vaters hinübergegangen.
Peter Seifert