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von Mama am 06.02.2014 - 19:11 Uhr | melden
Es geschah, dass in einem Schoß Zwillingsbrüder empfangen wurden. Die Wochen vergingen und
die Knaben wuchsen heran. In dem Maß, in dem ihr Bewusstsein wuchs, stieg die Freude.
„Sag, ist es nicht großartig, dass wir empfangen wurden? Ist es nicht wunderbar, dass wir leben?“
Die Zwillinge begannen ihre Welt zu entdecken.
Als sie aber die Schnur fanden, die sie mit ihrer Mutter verband und die ihnen die Nahrung gab, da
sangen sie vor Freude: „Wie groß ist die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns
teilt!“
Als aber die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie plötzlich, wie sehr
sie sich verändert hatten.
„Was soll das heißen?“ fragte der eine.
„Das heißt“, antwortete der andere, „dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald seinem Ende zugeht.“
„Aber ich will gar nicht gehen“, entgegnete der andere, „aber vielleicht gibt es ein Leben nach der
Geburt!“
„Wie könnte das sein?“, fragte zweifelnd der erste, „wir werden unsere Lebensschnur verlieren und
wie sollten wir ohne sie leben können? Und außerdem haben andere vor uns diesen Schoß hier
verlassen und niemand von ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach
der Geburt gibt. Nein, die Geburt ist das Ende!“
So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und sagte: „Wenn die Empfängnis mit der Geburt
endet, welchen Sinn hat dann das Leben im Schoß? Es ist sinnlos. Womöglich gibt es gar keine
Mutter hinter allem.“
„Aber sie muss doch existieren“, prophezeite der andere, „ wie sollten wir sonst hierher gekommen
sein. Und wie könnten wir am Leben bleiben?“
„Hast du je unsere Mutter gesehen?“ fragte der eine. „Womöglich lebt sie nur in unserer
Vorstellung. Wir haben sie uns erdacht, weil wir dadurch unser Leben besser verstehen können“.
Uns so waren die letzten Tage im Schoß der Mutter erfüllt mit vielen Fragen und großer Angst.
Schließlich kam der Moment der Geburt. Als die Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sich
ihre Augen. Sie schrien. Was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Träume.