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Von Helma Dannehl 25.02.2018 um 19:37 Uhr | melden
Ein Herz
Es war einmal ein Herz...........
das schlug 100.000 mal am Tag, nicht mehr und nicht weniger. Es schlug nur so viel, wie es nötig war. Das Herz war aber nicht von der gleichen feuerroten Farbe, wie all die anderen Herzen, sondern besaß nur eine schwache blassrosa Farbe. Das schlimme war, dass es mit der Zeit immer mehr an Farbe verlor. Der Lebenskampf hatte es geschwächt, und obwohl das Herz noch nicht sehr alt war, hatte es schon viele Falten.
Eines Tages war es auf die Idee gekommen einen Verschlag um sich zu bauen, eine Art Schutzwall. So suchte es den härtesten Stein für die Wände, das massivste Holz für das Dach und den stärksten Stahl für die Tür. Nur so, dachte das Herz, käme niemand mehr hinein und könnte es verletzen. Endlich war es sicher.
Nun saß das kleine Herz in seinem Verschlag, lugte hinaus, sah die anderen Herzen fröhlich herumspringen und wurde richtig traurig. Es war ziemlich kalt und das Herz schloss die Augen und tat was es immer tat....nämlich 100.000 mal am Tag schlagen. Das Herz fragte sich, was es überhaupt noch für einen Sinn hat zu schlagen. Was das Herz vergessen hatte war, dass es jetzt zwar sicher war vor all dem Bösen, es niemand mehr verletzen und enttäuschen könnte, aber dass auch niemand mehr hinein kommt um mit ihm zu lachen. Niemand mit dem es Purzelbäume schlagen könnte.
Nach einiger Zeit fing das Herz an nachzudenken. Es merkte, dass es einen fatalen Fehler begangen hatte und versuchte mit aller Gewalt aus dem Verschlag zu kommen. Es trat gegen die Tür, versuchte die Steine wegzurollen, versuchte durch das Dach zu gelangen, aber nichts half.
Es merkte, dass es hier nicht mehr rauskommt. Wo war nur der Schlüssel für die Tür? Das Herz verfluchte sich für sein elendes Selbstmitleid. Wie gern würde es jetzt sich den Stürmen des Lebens hingeben, sich vor Angst zusammen-krampfen und vor Freude hüpfen, wenn es nur könnte.
Es überlegte: „Wo kann der Schlüssel sein ? Wo war er nur?“ Es sah hinaus und sah die anderen Herzen, einige rosarot, aber auch einige ganz weiß. Sie schlugen nur noch 20 mal am Tag und das Herz dachte sich, so schlecht wie den vielen weißen Herzen geht es mir doch gar nicht.
Nach einiger Zeit merkte das Herz, dass es wieder einen Fehler begangen hatte, es hatte zu schnell, zu unüberlegt gehandelt. Es war zu krampfhaft an die Sache gegangen und es verstand jetzt, dass man sein Glück nicht erzwingen kann.
Wirklich frei ist man nur, wenn man frei denken kann. Das Herz entspannte sich auf einmal und begann sich zu akzeptieren, so wie es ist.
Es fing zu summen an, immer lauter, immer fröhlicher, immer schöner. Durch dieses fröhlich schöne Summen bewegte sich einer der Steine und zum Vorschein kam der Schlüssel, den das Herz in der Mauer versehentlich vergessen hatte. Der Schlüssel, der die Tür öffnen konnte. Das Herz nahm den Schlüssel in die Hand und schloss behutsam damit die Tür auf.
Das Herz war wieder frei, es streckte die Arme in die Luft und begann tief und fest durchzuatmen. Das Herz dachte sich, wie schön das Leben doch sei und begab sich auf den Weg neue Freunde zu finden. Den ersten den das Herz traf, war ein lustiger Geselle, es verbrachte einige Zeit mit ihm, doch es merkte danach, dass ihm etwas fehlte. Der Tiefgang...es war ein Freund, mit dem es lachen konnte, aber nie weinen, mit dem es durch DICK gehen konnte aber nie durch DÜNN.
Also zog das Herz weiter und traf auf eine Gruppe von Herzen, denen es sich anschloss. Sie verbrachten einige Zeit zusammen, es war eine schöne Zeit, doch das kleine Herz merkte bald, es fehlt etwas. Die Individualität....... es war kein Platz in der Gruppe für jemanden, der sein Leben selbst planen wollte und eigenständig sein will.
Also zog es weiter und weiter....es ging 407 Kurven, über 39 Berge, überquerte 3 Seen und 12 Flüsse und plötzlich stand es vor einem Haus. Dieses Haus hatte keine Fenster, es war mit Stacheldraht umwickelt, aber aus dem Kamin quoll Rauch. Also müsste jemand darin sein. Das kleine Herz wollte das Herz im Haus kennen lernen. Also begann das kleine Herz zu reden, es redete und redete und erzählte dem anderen Herz seine ganze Geschichte. Obwohl das Kleine das andere Herz nicht sah, fühlte es eine starke Bindung zu diesem Herzen.
Tagelang und Nächtelang stand es da und erzählte und erzählte, bis zu dem Tages, als es ein Schluchzen aus dem Haus hörte. Das andere Herz war es, es sprach zu dem kleinen Herz, dass es raus wolle und es sehen. Es wolle sich an seine Schulter lehnen, es an sich drücken nie mehr loslassen. Aber wie solle es heraus, es hatte auch den Schlüssel verlegt.
Also machte sich das kleine Herz auf die Suche nach dem Schlüssel. Es suchte und suchte, aber es fand den Schlüssel nicht. Also ging es wieder zum Haus. Als das kleine Herz am Haus ankam, bemerkte es, dass die Tür offen stand und plötzlich hörte es eine warme und fröhliche Stimme hinter sich. Vor ihm stand ein blassrosa Herz mit glühenden Wangen. Das Herz sagte: " Ich habe hier auf dich gewartet. Ich habe erkannt, dass man nur aus eigener Kraft aus seinem Gefängnis entkommen kann. Doch soviel Kraft konnte ich nur durch dich erlangen. Durch deine Liebe zu mir und meiner Liebe zu dir, habe ich den Schlüssel zur Tür meines Herzens gefunden. Der mir gleichzeitig die Tür meines dunklen Verlieses öffnete."
Sie nahmen sich in die Hand und gingen von nun an alle Wege gemeinsam, ihr Herzschlag im gleichen Rhythmus.
Ein lieber herzlicher Abendgruß für dich liebe Christine.
Helma mit Eva