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Gedenkseite für SALUS Kerber
Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade (Ps 119:105)
Das reiche Leben von Urs Kerber, oder "Salus" wie ihn viele von uns nennen, hier in einigen Worten darzulegen, ist eine Überforderung. Das schönste Bild von ihm tragen wir vermutlich in unseren Herzen und in unseren Erinnerungen. Was wir nun sagen werden, sind einige Pinselstriche, die von jeder und jedem von euch präzisiert und ergänzt werden könnten. Sie wollen vor allem einen Dank an Urs sein.
Urs ist in Zürich aufgewachsen, zusammen mit den Eltern und den beiden Brüdern Pedro und Rolf. Sein Vater ist schon früh,1966, gestorben, als Urs 16 Jahre alt war. Die Mutter, Rosa, eine starke, mutige Frau - vielleicht eine jener verborgenen Heldinnen des Alltags, die unsere Bewunderung verdienen - hat die Familie zusammengehalten und für das Auskommen gesorgt. Urs hat den Beruf des Bauzeichners erlernt, den er auch später in Zürich und Genf mit Leidenschaft ausgeübt hat.
In den 1968er Jahren hat er in der Stadt Zürich die Jugendrevolte erlebt und war auf der Suche … nach Sinn, nach echten Beziehungen, nach einem lebenswerten Leben. Dabei kam er durch einen Freund in der Pfarrei Felix und Regula mit Menschen in Kontakt, vor allem mit Jugendlichen, die offenbar eine Antwort auf ihre existentiellen Fragen gefunden hatten. Sie orientierten sich am Evangelium und versuchten, es im Alltag zu leben. Das waren die GEN, die Jugendlichen der Fokolar-Bewegung. Urs, zuerst skeptisch, schloss sich ihnen an. Dabei ging es nicht so sehr um die Zugehörigkeit zu einer Gruppierung, sondern darum, der Beziehung mit Gott in seinem Leben Raum zu geben und … "die Ärmel hochzukrempeln" und mit der Liebe zum Nächsten ernst zu machen. Zu seiner Mutter z.B., die den konkreten Hilfen, die Urs ihr anbot, anfänglich mit Misstrauen begegnete und nicht verstehen konnte, was in ihm geschehen war.
Urs spürt in sich bald jenen feinen Anruf von Jesus, alles zu lassen und ihm nachzufolgen. Den nimmt er ernst und 1972 reist er nach Loppiano/Italien, wo er 2 Jahre an der Lebensschule der Fokolare sich in ein Leben in Gemeinschaft einübt. "Wo 2 oder 3 in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen". Diese Zusage von Jesus wird zur Grundlage auch seines Lebens. In jener Zeit lernt Urs Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, kennen. Er tritt in schriftlichen Kontakt mit ihr und drückt ihr seine Dankbarkeit für die Spiritualität aus, die jetzt auch sein Leben prägt. 1973 reist Chiara zur Behandlung eines Rückenleidens in die Schweiz. Nach der Genesung, für die ihr Urs in einem persönlichen Brief ein Versprechen gemacht hatte, schlug sie ihm - aus Dankbarkeit und als Erinnerung - den Namen "Salus", d.h. Gesundheit vor. Und den hat er bis heute - unter uns - behalten.
Dann treffen wir Salus in den Fokolargemeinschaften von Zürich und Genf. 1998 übersiedelt er nach Argentinien, wo er in der Lebensschule für Jugendliche in OHiggins einen wichtigen Beitrag gibt; dann für kurze Zeit in Bolivien und anschließend in Rosario. 2015 kehrt er in die Schweiz zurück und die letzten Jahre lebt er hier in Baar, wo Fokolar-Gemeinschaften zusammen mit Familien, Priestern, jüngeren und älteren Menschen rund um das Bildungszentrum "Eckstein" ein geschwisterliches Miteinander einüben und erfahren.
Eine chronologische Darlegung der verschiedenen Etappen würde dem reichen und vielfältigen Leben von Salus nicht gerecht. Daher möchte ich an dieser Stelle einige Eigenschaften, die ihn charakterisieren, streifen.
Wir alle haben seine Fähigkeit zu kommunizieren erlebt: verbal und non-verbal, mit einer offenen Herzlichkeit, in anregenden Gesprächen, bei denen er persönliche Erfahrungen auch seiner intimen Beziehung mit Gott weitergab. Auf ihn trifft sicher jenes Motto aus der ersten Zeit der Bewegung zu: "Nulla dies sine anima", kein Tag soll vergehen, ohne dass jemand etwas vom Reichtum spürt, der uns beseelt. So konnte für Salus jede Situation zur Gelegenheit werden, einen anderen Menschen zu beschenken: am Arbeitsplatz, in der Bahn, im Spitalzimmer, beim Sport oder in den Ferien. Vielfach gelang es ihm, im Gegenüber das Gute, das vielleicht verborgen oder verschüttet war, zu wecken und anzusprechen, sodass eine tiefe Beziehung entstand.
Auch seine Fähigkeit zur Empathie, Sich Einzufühlen in die Welt des Anderen öffnete viele Türen. Die Jahre in der Westschweiz und dann ganz besonders jene in Südamerika waren geprägt von diesem "sich eins machen", das auch ein Weg der Inkulturation ist, - zwischen Menschen unterschiedlicher Anschauungen, zwischen Angehörigen verschiedener sozialer Schichten und Kulturen - so, dass die Verschiedenheit als Reichtum erfahren werden kann. Die zahlreichen Zeugnisse, die wir in diesen Tagen z.B. aus Südamerika erhalten haben (von Jugendlichen, Ehepaaren, …), zeigen, wie viele Herzen er gewonnen hat, wie viele Menschen im Kontakt mit ihm die Liebe Gottes erfahren haben.
Eine weitere Charakteristik von Salus war die Treue, mit der er entstandene Beziehungen gepflegt hat. Jedes Mittel: Briefe, WhatsApp, Emails, Skype, Facebook, … setzte er ein, um mit Menschen in Kontakt zu bleiben, sie in schönen und in schwierigen Momenten zu begleiten, zu unterstützen, zu ermutigen … und sich mit ihnen dann über die Überwindung der Hindernisse zu freuen.
Wenn wir die Persönlichkeit von Salus beschreiben, dürfen wir auch einige Schwächen nicht verschweigen: dazu gehört die Schwierigkeit, Maß zu halten, mit den Kräften zu haushalten!
Er hat sich in den großen und kleinen Aufgaben in der Bewegung (den Sommertreffen, den Jugendanlässen, mit den "Experten des Lebens" hier in Baar, …) immer mit Leidenschaft verausgabt, ohne Rücksicht auf seine Kräfte. Er hat nicht gespart an Zeit, an der Bereitschaft zuzuhören, mitzugehen, mitzuleiden, an kreativen Ideen und Initiativen, um jemandem aus der Not zu helfen.
Sein Engagement in der offenen Drogenszene am Platzspitz in Zürich ist nur ein Beispiel dafür. Neben den konkreten Nothilfen an Abhängige hat er eine große Zahl von Jugendlichen persönlich begleitet und ist mit ihnen einen Weg aus der Drogenabhängigkeit gegangen: über 30 Menschen haben mit seiner Hilfe zu einem menschenwürdigen Leben zurückgefunden und sich oft auch einem Leben aus dem Glauben genähert.
Diese "maßlose" Hingabe ist für seine Gesundheit nicht ohne Konsequenzen geblieben. In den körperlichen Leiden, die ihn immer begleitet haben, hat er versucht, der Einladung von Jesus nachzukommen: "Wer mir nachfolgen will, nehme täglich sein Kreuz auf sich …". So wurden die Schmerzen und Prüfungen zu einer Begegnung mit Jesus in seiner Verlassenheit am Kreuz. Und paradoxerweise hat er dabei "Freiheit, Fülle, Kraft und Freude" erfahren, wie er in einem Brief von 2015 schreibt.
An seinem 53. Geburtstag zieht er eine Bilanz seines bisherigen Lebens und schreibt Chiara: "in diesen Tagen … spürte ich den Wunsch, mich vor Jesus in der Eucharistie zu stellen und vor meinem inneren Auge die 32 Jahre im Fokolar vorbeiziehen zu lassen. Ich war bewegt zu sehen, welches Übermaß an Gnaden Gott mir geschenkt hat. Ein Übermaß an Freude, an Kreuzen, die sich alle in wertvolle Perlen verwandelt haben; ein Übermaß an Brüdern und Schwestern; wie oft bekam ich konkret und sichtbar das Hundertfache für alles, was ich um Jesu willen gelassen hatte."
Salus hat sich vor Jahren entschieden, auf den Ruf von Jesus zur Nachfolge großzügig zu antworten. Er hat als ehelos Lebender viel Leben in anderen Menschen hervorgebracht und begleitet und so die wunderbare Erfahrung der geistlichen Vater- und Mutterschaft gemacht.
Daher kann man die Zusammenfassung seines Lebens ermessen, die er vor 2 Jahren - nach seiner Ankunft im Fokolar Baar - geschrieben hat: "Ich habe Gott alles gegeben, ohne Wenn und Aber … und er hat an mir seine Verheissungen Wirklichkeit werden lassen: Das Hundertfache schon auf Erden. Ich bin glücklich."
Nun wird Paul Schmid über das Leben mit Salus in den letzten Monaten und Wochen berichten;
Als Salus nach dem Aufenthalt im Zürcher RehaZentrum Wald in unser Männer-Fokolar nach Baar kam, hatte er zwei lebens-bedrohliche Operationen hinter sich; aber es bestand die Hoffnung, dass nun seine Krebskrankheit geheilt war: - Dem war aber nicht so, denn im 2020 zeigten sich Metastasen und die Krankheit konnte nicht mehr geheilt werden.
Nun wurde – durch die fortschreitende Krankheit und die zunehmende Schwäche – etwas von ihm verlangt, das für ihn sehr schwierig war: Wir kannten Salus ja als den Fokolar der immer als erster und ganz konkret zu lieben versuchte, und seine außergewöhnlichen Erfahrungen mit dem Wort Gottes rührten mich oft zu Tränen. Er versuchte ‚alles im Griff‘ zu haben, und das wurde ihm immer mehr genommen. Es kostete ihn sehr viel, seine Selbstständigkeit Schritt für Schritt loszulassen und Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. – Aber gerade in dieser Zeit legte er einen großen inneren Weg zurück, und seine Liebe zum verlassenen Jesus wurde immer konkreter: er wurde IHM immer ähnlicher.
Die letzten 6 Tage habe ich mit ihm am Krankenbett verbracht und eine Erfahrung gemacht, die ich kaum mit Worten ausdrücken kann. Es geht um eine absolute Grenzerfahrung in der Nähe des Todes, in der das Geheimnis des Menschen und das Geheimnis der Liebe, Barmherzigkeit und Wahrheit Gottes aufscheinen: Ich versuche es durch die Erfahrung des Propheten Elija am Gottesberg Horeb auszudrücken: Der Herr war nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer. – „Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ (1 Könige 19,12-13)
Peter Dettwiler:
Sicher könnten viele von euch wertvolle Erinnerungen an Begegnungen mit Salus weitergeben! Mein kurzer Beitrag beleuchtet deshalb nur einen begrenzten Aspekt seines Lebens.
Vor rund 40 Jahren sind wir uns erstmals begegnet – beide noch jung (wir haben den gleichen Jahrgang). Meine ersten Erfahrungen im Zürcher Fokolar wurden begleitet von Salus – mit großem persönlichen Engagement. Wie könnte es anders sein! Ich war erst dabei zu entdecken, was denn eine Fokolar-Gemeinschaft sei. Was das bedeute, mit «Jesus in unserer Mitte» zu leben. Ich erinnere mich an einen Brief an Salus, in dem ich versuchte, meine erste Erfahrung zu beschreiben. Seine Antwort kam buchstäblich postwendend – noch am gleichen Abend gegen Mitternacht verfasst. Sie machte mir Mut!
Vor zwei Jahren fanden wir uns beide wieder in der gleichen Fokolar-Gemeinschaft in Baar. Ein Kreis schloss sich. Salus war bereits gezeichnet von seiner Krankheit. Aber sein unbändiger Wille für den Nächsten zu leben, war ungebrochen. Kleine konkrete Aufmerksamkeiten mir gegenüber beeindruckten mich immer wieder – manchmal beschämten sie mich sogar. Dass seine Kräfte immer mehr nachließen, machte ihm zu schaffen. Aber es war, als würde der himmlische Vater zu ihm sagen: «Lass gut sein, mein Lieber. Du hast mehr bewirkt, als dir bewusst ist. Es ist Zeit heimzukehren!»
Hanny Knüsel:
Ich habe Salus bereits 1970 in Italien kennen gelernt in der internationalen Siedlung der Fokolar-Bewegung bei Florenz. Anschließend kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Wir waren eine Zeit lang in Genf für die Fokolar-Bewegung in der Westschweiz tätig, und später mehrere Jahre im nationalen Leitungsteam in Zürich, wo wir zusammen an der Vorbereitung und Durchführung von Kongressen, Tagungen, großen Jugendanlässen, Sommermeetings und anderem beteiligt waren. Bei all diesen Tätigkeiten bemerkte ich, wie für Salus das Wort Gottes die Richtschnur war im Leben.
Chiara Lubich hatte ihm als Orientierung für sein Leben den folgenden Psalm vorgeschlagen: "Dein Wort ist meine Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade." (Ps 119:105). Er setzte die Worte Gottes in die Praxis um, und bei ihm – so schien mir – verwirklichten sich die Verheissungen des Evangeliums. Er hatte eine unglaubliche Achtsamkeit gegenüber jedem, dem er begegnete und merkte auf feinfühlige Weise, wie er ihn oder sie konkret lieben konnte. Er erzählte dann voller Freude von Menschen, denen er hatte zuhören und helfen oder mit denen er hatte teilen können und wie in den Herzen dieser Menschen ein Strahl der Liebe Gottes eingedrungen war. Und wenn etwas nicht so gut lief, wie wir es uns wünschten, wies er immer wieder auf Jesu am Kreuz hin. So habe ich ihn erlebt und konnte von ihm lernen, das Wort Gottes im Alltag umzusetzen. Als er dann nach einem längeren Auslandaufenthalt nach Baar zurückkam, schon gezeichnet von der Krankheit, war es, als sei unsere Beziehung nie unterbrochen gewesen. Jedes auch noch so kurze Gespräch war tiefgründig. Am Sonntag, bevor er ins Spital eintreten musste, traf ich ihn kurz. Ich fragte: «Salus, wie geht es dir?» «Nicht so gut», sagte er, «aber halten wir Jesus in unserer Mitte!» Das waren die letzten Worte, die wir gemeinsam gesprochen haben und sie bleiben in meiner Seele, wie ein Testament von ihm an mich.
Helmut Sievers:
In den wenigen Minuten allein mit Salus nach der Spendung der Krankensalbung – eine Woche vor seinem Tod – war eigentlich alles enthalten, was wir in den vielen Jahren der Wohngemeinschaft und der Zusammenarbeit erlebt hatten. Er konnte mir mit seinem trotz aller Schmerzen verklärten Lächeln ehrlich sagen, dass er glücklich ist und dankbar für seine Berufung zum Fokolar und zur Einheit in Christus.
Ich konnte ihm sagen, dass ich von ihm viel gelernt habe und durch ihn inspiriert wurde, für Menschen am Rande der Gesellschaft da zu sein. Und ich bat ihn, mir und diesen Menschen vom Himmel aus durch seine Fürbitte beizustehen. So verabschiedeten wir uns in großer innerer Freude.
Der Verabschiedungsgottesdienst aus der Pfarrkirche St. Martin am Fr. 26. März kann unter folgendem Link nachverfolgt werden: https://youtu.be/r-eHpuQ2YYo