Gedenkseite für Roswitha Schappacher
Roswitha wurde am 22. August 1938 in Lörrach in Deutschland einem Ort an der Grenze zur Schweiz geboren. Mit zwei älteren Geschwistern ist sie gut behütet in einer gesunden Familie aufgewachsen. Sie war ein aufgewecktes, lebendiges Mädchen, das lieber auf Bäume kletterte als mit Puppen spielte. So wunderte es niemanden, dass sie sich mit Begeisterung bei den Pfadfindern engagierte.
Roswitha erlernte den Beruf einer Zahntechnikerin und diese Fähigkeit so genau und präzise zu arbeiten, diente ihr bei vielen Gelegenheiten im Leben des Fokolars.
Schon als Jugendliche hatte sie den Wunsch, sich für andere Menschen einzusetzen. Sonntags arbeitete sie deshalb oft im Krankenhaus. Durch einen Priester, den Leiter der Pfadfinder, lernte sie 1957 das Fokolar kennen, und nahm 1959 an der Mariapoli in den Dolomiten teil.
Dieses Leben dort zog sie sehr an, und sie wollte Chiara auf dem Weg ins Fokolar folgen. Ihre Eltern verstanden diese Entscheidung nicht, und unterstützten sie nicht. Das war für Roswitha oft sehr schwierig. Dennoch spürte sie, dass sie Gott mehr gehorchen musste, ihm wollte sie folgen. Entbrannt von diesem Wunsch, suchte sie eine Möglichkeit, in die Nähe des Fokolars zu ziehen, um in dieser Berufung, die sie ganz stark spürte, zu wachsen.
Mit einigen anderen jungen Frauen, die den gleichen Ruf spürten, mieteten sie eine kleine Wohnung in der Nähe des Fokolars in Köln. Chiara gab dieser Wohnung den Namen „annunciazione“. Sie erzählen von dieser Zeit: „Jede freie Minute verbrachten wir im Fokolar, meist mit praktischen Arbeiten beschäftigt, und es gab viele Tage, an denen wir die Fokolarinnen gar nicht zu Gesicht bekamen, und trotzdem gingen wir am Abend glücklich nach Hause in dem Bewusstsein, Gott berührt zu haben.“
Roswitha war die erste von dieser Gruppe, die 1963/64 zur „Internationalen Schule“ nach Grottaferrata fahren durfte. Dann war sie im Fokolar Köln und machte 1968/69 das zweite Jahr der Schule in Loppiano.
Nach der Zeit in Loppiano kehrte sie nach Deutschland zurück, war kurze Zeit in Karlsruhe im Fokolar und dann mehr als 40 Jahre in Heidelberg – immer im selben Fokolar, aber dennoch immer wieder in einem neuen Fokolar, wie sie selbst sagte, wenn die Fokolarinnen wechselten.
„Noch zu Brunas Zeiten galt Roswitha als die "reifste" Fokolarin der Zone. Auf sie konnte man sich 100%ig verlassen. Richtiger gesagt: man konnte sich immer darauf verlassen, dass mit Roswitha Jesus in unserer Mitte war. Sie war ein Fels in der Brandung“, schreibt Renata Simon. “Ich würde sie jetzt als eine "Frau für alle Jahreszeiten" bezeichnen. Ihre unverbrüchliche Treue zu Jesus dem Verlassenen trug auch durch stürmische Zeiten des Fokolars und des Werkes. "Gesù Abbandonato, abbracciato, serrato a se, voluto come unico tutto, consumato in uno con noi, consumati in uno con Lui, ecco come si diventa Dio, lAmore." Dieser Satz war verborgen an ihrem Nachtschränkchen angebracht. Aus dieser Realität lebte sie, in diese Realität wuchs sie im Laufe ihres Lebens immer mehr hinein.“
Sie war kein Mensch vieler Worte, dafür aber vieler Taten. Ihre Liebe war feinfühlig, ausdauernd und konkret. Sie begleitete die Menschen, die ihr anvertraut waren in großer Treue. Für die Neue Stadt war Roswitha die tragende Säule im Südwesten. Sie kannte und las alle Neuerscheinungen und erzielte einen beträchtlichen Jahresumsatz an verkauften Büchern.
So manches Mal hat sie durch ihren feinen Humor und auch mal durch eine „Clownvorführung“ zur Erheiterung aller beigetragen und auch manch schwierige Situation entspannt.
Nach 40 Jahren in Heidelberg sagte sie erneut ihr JA zu Gott. Es war beeindruckend zu erleben, wie es ihr mit 70 Jahren gelang, den Sprung nach Hamburg in den Norden Deutschlands zu machen! – Es hat sie viel gekostet, doch es war ein großes Zeugnis dafür, dass sie allein Gott gewählt hatte und für ihn leben wollte, wo auch immer es sei. Hüter von Jesus in der Mitte zu sein, das war ihr ein sehr wichtiges Anliegen.
Viele Jahre hat sie das Leben der Pfarrbewegung mit persönlichen Erfahrungen und großem Einsatz geprägt und aufgebaut. Besonders wichtig waren ihr die Beziehungen zu den einzelnen Menschen, um sie die Erfahrung mit Jesus in der Mitte machen zu lassen und mit dem Ideal anzustecken.
Nach Chiaras Tod gab es immer wieder Situationen und Veränderungen, auch von Seiten des Werkes, z.B. il nuovo assetto, die für sie spontan schwierig waren, sie verunsicherten, auch in Bezug auf ihre Berufung. Offen äußerte sie ihre Bedenken, Gedanken, konnte sich dann jedoch auf diese Prozesse einlassen und ging sie mit, bereit, sich neu von Gott rufen zu lassen, alle Widerstände überwindend. Mit großer Freude und einem erneuerten Ja hat sie ihre Berufung in neuer Fülle erlebt.
Im Februar 2020 erhielt sie die Diagnose einer akuten Erkrankung, die sie mit großer Einfachheit angenommen hat. Diese letzten Wochen, in denen sie immer schwächer wurde, hat sie sehr bewusst gemeinsam mit dem ganzen Fokolar gelebt, in dieser Zeit strahlte auch ihr Wort des Lebens nochmals neu auf. Am 7. Juli haben sich die Pope um ihr Bett versammelt, um gemeinsam das Abendgebet zu beten. Roswitha hat mit gut hörbarer Stimme und in großem Frieden mitgebetet, niemand ahnte, dass es ihr letztes hier auf Erden sein wird. Wenige Stunden später, am 8.7. hat sie die Hl. Reise beendet.
WdL: Dienet einander in Liebe (Gal. 5,13)