Robin
Bosch

von Robins Mama am 14.09.2015 - 18:56 Uhr | melden

Freundliche Augen im Alltäglichen von Annalena Jongen - Teil I

Mit der freundlichen Genehmigung von Annalena darf ich diese Herzensgeschichte in unserem Kondolenzbuch aufnehmen.

Eine Mutmachgeschichte, wie sie wertvoller nicht sein kann… Heute Morgen - zur rechten Zeit - kam sie aus heiterem Himmel... Natürlich - von einem wunderbaren Engel...

„Ich habe gelernt, auch ohne meinem Vater zu leben. Würde ich noch immer an der Vergangenheit hängen, wäre ich nicht so glücklich. Ich weiß, dass er immer bei mir sein wird und das gibt mir Kraft.“ Ich wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte. „Das tut mir alles so leid“, flüsterte ich etwas verunsichert. „Das muss es nicht. Ich verstehe sowieso nicht, warum sich die Menschen immer für etwas entschuldigen müssen, für das sie nichts können.“ Ich brachte ein kleines Lächeln über die Lippen. Die Sonne ging langsam unter und der Himmel färbte sich rot. Auch das Wasser gab dieses wunderschöne Farbenspiel durch bunte Reflexionen wider….“

Weißt Du Schatz …?! Unsere Gespräche am Küchentisch …
„Mama, warum entschuldigen sich die Leute für etwas, für das sie nichts können“.

Gewundert, nein, das hab ich mich nicht, dass ich ausgerechnet „mittig“ – bei diesem Abschnitt in diese berührende Geschichte einstieg und das sie mich von da an nicht mehr losließ…

„Jace“ … mir ist, als ob ich diese „Spaziergänge“ mit diesem wunderbaren Menschen in- und auwendig kenne… Du weißt!

Es gibt Menschen, die wagen ihren Weg – Du bist einer davon – und mit Sicherheit gehört Annalena auch dazu… Ja - ganz sicher!!

Schatz, Du weißt! Lieb´und vermiss Dich ewiglich,
Deine dankbare Mama, die heute reichlich beschenkt wurde.

ღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒஐ

Liebe Annalena,
gedanklich umarme ich Dich ganz feste und natürlich Deinen Lehrer, der Dich ermutigte diese berührende Herzensgeschichte zu veröffentlichen.

„Freundliche Augen im Alltäglichen“, ja, die hast Du - das ist eins was gewiss ist! Zudem besitzt Du das großartige Potential mit dem Herzen zu sehen und dies berührend mit Deinen Worten stimmig zum Ausdruck zu bringen.
Ein dickes Vergelt´s Gott – liebe Annalena. Schön, wenn Du uns weiterhin mit auf den Weg von „Jace und Vera“ nimmst…

Gerade jetzt in unserer „Flüchtlingssituation“ brauchen wir Menschen wie Dich; Menschen, mit dem Herz am rechten Fleck. Danke Dir und auch ein ganz lieber Gruß von meinem Mann an Dich und Deine Familie. Alles Liebe,

sonnige Herzensgrüße vom Bodensee
Christiane, Robins Mama, die Du heute sehr glücklich gemacht hast.

ღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄ƷஐღღஐƸ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒஐ

„ Ich saß auf der Bank in meinem Garten und beobachtete die Passanten, die auf dem Gehweg vorbeiliefen. Hin und wieder schaute einer mit einem genervten Blick zu mir herüber, um sich dann mit seinen Gedanken wieder in den alltäglichen Wahnsinn zu vertiefen. Ich zog eine Augenbraue nach oben und seufzte. Nach einer Weile hörte ich ein Gartentürchen quietschen und bemerkte, wie meine Nachbarin mit zwei vollen Einkaufstaschen zur Haustüre schlürfte. Nachdem sie ihre beiden Taschen auf die Treppe vor der Türe abgelegt hatte, kramte sie in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel. Sie fluchte leise, als sie ihn nach einer halben Minute immer noch nicht fand. Ich wollte gerade meine Hilfe anbieten, als sich meine Aufmerksamkeit auf etwas in der Ferne richtete. Ich kniff meine Augen zusammen und beugte mich etwas nach vorne um es besser erkennen zu können.

Da kam jemand die Straße hinuntergelaufen! Wer es war, wusste ich nicht, aber als diese Person aus dem Schatten trat, erkannte ich, dass es ein Junge war. Er schlenderte ruhig durch die Straßen und genoss seinen Spaziergang an der Sonne. Seine Hände hatte er in der Hosentasche und er pfiff freudig ein Lied, das ich aber nicht kannte.

Irgendwie war an ihm etwas anders als bei den hundert anderen Menschen, die hier jeden Tag vorbeiliefen.
Er ging an meinem Garten vorbei, schaute kurz zu mir herüber, winkte und pfiff dann sein Lied weiter.
Irgendetwas befahl mir ihm zu folgen um herauszufinden, was dieses „Besondere“ an diesem Kerl war.

Ich sprang mit einem leichten Sprung über die kleine Mauer, die meinen Garten und den Gehsteig trennte und lief hinter ihm her. Ich erkannte, dass dieser Junge kurze dunkelblonde Haare hatte, die im Sonnenlicht hell schimmerten. Er trug ein schwarzes T-Shirt, eine blaue Jeans und graue Turnschuhe. So unauffällig wie nur irgendwie möglich, folgte ich ihm über eine Kreuzung bis hinüber zu einer engen Gasse, die zum Stadtpark führte. In der Gasse war es kühl, da durch die hohen Häuser hier nie Sonne rein scheinen konnte. Ich schaute kurz auf meine Armbanduhr. Vier Uhr! Erleichtert fiel mir ein, dass meine Eltern erst am späten Abend von der Arbeit kamen und ich hatte noch genug Zeit, um herauszufinden, wer dieser Typ war.

Er bog, wie ich es geahnt hatte, in den Park ein und folgte einem Kiesweg. Bäume standen in einer Reihe am Rand des Weges entlang. Ihre grünen Blätter malten Schattenbilder auf den Boden. Ein Mann mit einem Hund an der Leine kam uns entgegen. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er uns gar nicht bemerkte.

Trotzdem grüßte der Junge ihn, doch er bekam keine Antwort.
Mit einem verärgerten Blick sah ich dem Mann hinterher, der nun mit seinem Hund aus dem Park eilte. Nun kamen wir, wie es meine Mutter immer nannte, zum Herzen des Parks. Warum, wusste ich nicht, aber dass dies hier der schönste Teil der Parks ist, musste ich schon zugeben. Der Weg endete und verwandelte sich in einen Strand aus Kies. Dieser umfasste einen See, der in der Sonne golden glitzerte. Ich hörte das leise Rauschen, das entstand, wenn der Rand des Wassers den Kies streifte. Ich blieb stehen und beobachtete, wie der Junge einmal tief durchatmete und sich dann in den Kies setzte.

Irgendwie war mir jetzt die ganze Situation peinlich. Warum nur war ich so blöd, diesem Typen zu folgen, der jetzt einfach nur dasitzt und nichts tut. Was hab ich mir dabei nur gedacht? Das war reinste Zeitverschwendung! Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, als ich eine Stimme vernahm.

„Setz dich doch zu mir!“ Erschrocken fuhr ich zusammen.
„Denkst du, ich hätte nicht gemerkt, dass du mir gefolgt bist?“ Ich fühlte mich wie angewurzelt.
„...Äh...“ war das einzige, was ich rausbrachte. "Hast du Angst?" War da Belustigung in seiner Stimme zu hören?
„Ich werde dich schon nicht beißen.“ Verärgert trat ich einen Schritt auf ihn zu.
„Ich habe keine Angst!“, versuchte ich mit einer festen Stimme zu antworten, aber wie unsicher ich dabei war, konnte ich nicht verbergen. Er drehte sich schließlich zu mir um. Nun konnte ich das erste Mal richtig in sein Gesicht blicken.

Er besaß hellblaue Augen, die mich nun direkt ansahen.
Ich wich seinem Blick aus und starrte auf einen Kieselstein direkt neben ihm. Er grinste daraufhin und deutete mit einer Handbewegung an, ich solle mich neben ihn setzen. Ich zögerte einen Augenblick, doch dann beschloss ich, mich zu setzen. Als ich mich so umsah, bemerkte ich, dass wir fast alleine waren. Ich konnte aus der Ferne nur zwei Erwachsene erkennen, die zusammen einen Spaziergang machten.

„Um diese Zeit ist kaum jemand hier“, fing der Junge an zu sprechen. Ich richtete meine Augen auf das klare Wasser des Sees, das durch den Himmel bläulich wirkte. „Die meisten sind bei der Arbeit und kommen erst, wenn die Sonne untergeht. Denn dann ist es wunderschön hier“, erklärte er. „Bist du oft hier?“, fragte ich nach einer kurzen Pause. Der Junge nickte.

„Mindestens einmal in der Woche.“
Er nahm einen Stein in die Hand und ließ ihn durch seine Finger gleiten.
„Dies hier ist die Stelle, die ich am liebsten mag. Es hat... irgendetwas Besonderes.“
Ich sah zu ihm auf. Er war größer als ich und vielleicht zwei oder drei Jahre älter.

Ich saß etwa einen halben Meter neben ihm und erkannte, dass dies jetzt meine Chance war herauszufinden, was an diesem Jungen so anders war, als bei den anderen, die ich jeden Tag sah. Ich musste es einfach wissen!

„Was ist denn so schön hier?“, fragte ich nun. Er zögerte und überlegte. Doch dann richtete er seine klaren blauen Augen auf mich. „Früher bin ich oft mit meinem Vater hierhergekommen. Wir saßen abends oft an dieser Stelle, an der wir jetzt sind und haben ein Lagerfeuer gemacht. Er erzählte mir immer Geschichten, oder wir haben zusammen in den Nachthimmel geschaut und über die verschiedensten Themen gesprochen. Bei ihm habe ich mich immer gefühlt, als könnte ich ihm alles anvertrauen.“

Er richtete seine Augen auf das Wasser.
„Als ich zehn Jahre war, starb er bei einem Autounfall.
Ich war dabei, bin aber mit ein paar schwereren Verletzungen davongekommen.“

Er krempelte sein T-Shirt ein Stückweit nach oben. Mein Blick richtete sich auf eine große Narbe, die sich seitlich an seinem Bauch entlang zog. Als er Entsetzen in meinen Augen erkannte, ließ er den Stoff wieder hinunterfallen und lächelte mich an.

„Das ist alles schon vorbei.
Ich habe gelernt, auch ohne meinem Vater zu leben.
Würde ich noch immer an der Vergangenheit hängen, wäre ich nicht so glücklich.
Ich weiß, dass er immer bei mir sein wird und das gibt mir Kraft.“

Ich wusste nicht so recht, was ich darauf sagen sollte.
„Das tut mir alles so leid“, flüsterte ich etwas verunsichert.

„Das muss es nicht. Ich verstehe sowieso nicht, warum sich die Menschen immer für etwas entschuldigen müssen, für das sie nichts können.“

Ich brachte ein kleines Lächeln über die Lippen.

Die Sonne ging langsam unter und der Himmel färbte sich rot. Auch das Wasser gab dieses wunderschöne Farbenspiel durch bunte Reflexionen wider.

„Es ist wirklich wunderschön hier“, bemerkte ich. Der Junge richtete sich auf. „Komm, ich möchte dir noch etwas zeigen.“ Er reichte mir seine Hand und half mir auf die Beine. Etwas verlegen folgte ich ihm. Er führte mich am Wasser entlang und ging anschließend einen Hang hinauf. Er lief sehr schnell und ich musste mich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.

Fortsetzung Teil II folgt ...