Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Reiner Werner Gartmann. Veredeln Sie jetzt diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
von Wolfgang Kessler am 24.02.2020 - 12:20 Uhr | melden
Reiner und ich hatten uns die letzten 20 Jahre in nur allen erdenklichen Ländern und Plätzen der Welt regelmäßig auf der Arbeit getroffen. Viele Bilder von Reiner gibt es hiervon leider nicht, doch um so mehr Geschichten gibt es über Reiner zu erzählen:
Dackelhütte
Bei meinem ersten Projekt in Kurdistan 2005 fing ich mit dem Field-QC alleine an. Nach 6 Wochen wollte ich heim und ausgetauscht werden. So schrieb ich Reiner und eines Tages war auch er im wilden Kurdistan. Zu Anfang waren die Camps noch einfach, wir schliefen in einfachen Giebelzelten, Dackelhütten halt. Dort paßten gerade mal zwei Bettgestelle rein und man konnte kaum stehen, Reiner schon gar nicht. Nachts war es über 40°C heiß und wir ließen die Zeltseiten offen. Zu erwähnen ist die Ameisenstraße quer durchs Zelt und meinen Koffer und die Swamp-Cooler, deren lecke Wasserleitungen ein Mückenplage zur Folge hatte.
Den ersten Abend hatten wir viel zu erzählen und kamen erst nach Mitternacht ins Bett. Am nächsten Morgen bat mich Jimmy, damals unser Projektleiter, abends nicht mehr so viel Bier mit Reiner zu trinken. Wir waren wohl beim zu Bett gehen etwas zu laut gewesen. Ich entgegnete ihm, daß wir den Abend gar kein Bier getrunken hatten. (Wir hatten nur Whiskey-Cola getrunken...)
Molwanier
Im Süd-Sudan am Weißen Nil hatten 2006 die Molwanier (über die kann man einen ganzen Abend erzählen) ein riesen Camp mitten in die Sümpfe gebaut. Unser Büro war in einem großen Mannschaftszelt, so 12m lang, mit angenähtem Boden. Eines Nachmittags kam ein schwerer Sturm auf, alles wackelt im Zelt. Durchs Zeltfenster sahen wir gerade das Bürozelt der Molwanier nebenan wegfliegen, die hatten deutlich weniger Plunder im Zelt liegen als wir. Wir schafften es gerade noch den Laptop auf eine schwere Kiste zu stellen, da erwischte uns die nächste Böe. Der Boden des Vordeteils des Bürozeltes wurde plötzlich angehoben und einfach umgekrempelt. Wir fanden uns verschüttet unter Kisten, Stativen und roten leeren Leica-Koffern wieder. Mein erster Gedanke war mein schweizer Taschenmesser um mich aus der Bodenplane zu befreien. Doch irgendwie fand ich den Reißverschluß des Eingangs und ich krabbelte raus. Danach bereite ich Reiner. Er hatte eine Kriegsverletzung davongetragen und sein kleiner Finger mußte verbunden werden. Kurz darauf kam der Regen und dummerweise stand das Zelt an der tiefsten Stelle, eine richtige Schlammschlacht. Später stellten die Bohrer eine Pumpe mitten in die Pfütze und pumpten diese leer. Einige Laptops und Festplatten überlebten den Sturm nicht.
Es gibt noch so viel mehr zu erzählen, nächste Tage mehr.
Wer kann noch was von Reiner erzählen?
Ich vermisse Reiner schon jetzt, so viel haben wir gemeinsam erlebt und ich von ihm gelernt. Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten und wünsche Evi alle Kraft der Welt um über diesen schmerzlichen Verlust hinwegzukommen.
In Erinnerung
Wolfgang Kessler