Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Ralph Richardson. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
Gedenkseite für Ralph Richardson
“Schauspielerei ist eigentlich nur die Kunst, eine große Anzahl von Menschen am Husten zu hindern.”
(Ralph Richardson)
Ralph Richardson ist einer der bedeutendsten Charakterdarsteller Großbritanniens.
Auf den Wunsch seiner Mutter hin, sollte Ralph Richardson ursprünglich Priester werden, entschied sich aber zunächst für die Tätigkeit in einem Versicherungsbüro. Doch bald zog es ihn zum Theater, das er lebenslang als seine eigentliche Heimat betrachten sollte, obwohl er auch zahlreiche bedeutende Filmrollen spielte.
Nach Auftritten an Provinzbühnen kam Ralph Richardson 1926 nach London, wo er am Malvern und am Old Vic auftritt, das bis 1949 seine angestammte Bühne bleiben wird, auf der er große und bedeutsame Rollen spielt wie etwa Falstaff, Peer Gynt, Cyrano de Bergerac, Onkel Wanja, Hauptmann Bluntschli in "Helden" und Inspector Goole in "Ein Inspektor kommt".
Im Zweiten Weltkrieg dient Ralph Richardson als Lieutenant Commander bei der Royal Naval Volunteer Reserve, wo er sich zwar durchaus verdient macht, allerdings auch zahlreiche Flugzeuge mit Bruch landet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg feiern Ralph Richardson und sein Kollege Laurence Olivier weitere Triumphe am Old Vic, deren Direktion sie ebenfalls innehatten. Doch die Fianziers des Theaters fürchteten, der Ruhm der Stars könne dem Hause schaden und verlängerten den Vertrag für beide nicht.
1947 wurde Ralph Richardson für seine Verdienste um die Schauspielkunst zum Ritter geschlagen.
Ralph Richardson trat nach dem Abschied vom Old Vic im West End auf, wo er große Erfolge als Dr. Sloper in "Die Erbin" , als David Preston in "Home at Seven" sowie als Verschinin in "Drei Schwestern" feierte.
Seinem Auftritt beim Stratford-upon-Avon Festival am Shakespeare Memorial Theatre war leider weniger Erfolg beschieden. Sein Prospero in "Der Sturm" und sein Volpone erhielten gemischte Kritiken, während sein Macbeth einhellig negativ beurteilt wurde.
Ralph Richardson kehrte nach London zurück, wo er bis ins hohe Alter erfolgreich auf der Bühne stand, wobei besonders sein "John Gabriel Borkman" von Ibsen und der Hirst in Harold Pinters "Niemandsland" euphorisch gefeiert wurden.
Er unternahm auch ausgedehnte Tourneen nach den USA und nach Australien.
Neben seiner Tätigkeit für das Theater, trat Ralph Richardson auch in zahlreichen Filmen auf und war auch in diesem Medium aktiv und erfolgreich bis zu seinem Tode.
Ersten Ruhm als Filmstar brachte ihm 1936 die Rolle des kriegerischen, arroganten Bosses von Everytown in der H.G. Wells- Adaption "Was kommen wird".
Ein großer Publikumserfolg war ihm 1939 als Major Hammond in "Testflug QE 97" beschieden. Ralph Richardson spielt einen exzentrischen Geheimagenten, der trotz seines zerstreuten Auftretens höchst erfolgreich agiert.
Als sein bester Film gilt "Kleines Herz in Not" (1948) von Carol Reed, in dem er als Baines, Butler in einer Botschaft in London, fälschlich in den Verdacht gerät, seine Frau ermordet zu haben.
In "Anna Karenina" (1948) gibt er als Alexei Karenin an der Seite von Vivien Leigh in der Titelrolle ebenfalls eine beeindruckende Vorstellung.
Ebenso als Dr. Sloper in dem amerikanischen Spielfilm "Die Erbin" (1949), für den Ralph Richardson eine OSCAR-Nominierung erhält.
Mit "An einem Montag wie jeder andere" (1952) inszeniert Ralph Richardson seinen einzigen Film und verkörpert als David Preston, den er zuvor bereits auf der Bühne gespielt hatte, auch die Hauptrolle.
Ein bescheidener Bankangestellter wird verdächtigt, einen Mord begangen zu haben, um sich in den Besitz einer beträchtlichen Summe Geldes zu bringen.
Für seine Rolle als John Ridgefield in "Der unsichtbare Feind" (1952) unter der Regie von David Lean erhält Ralph Richardson den BAFTA-Award als bester englischer Schauspieler.
John Ridgefield, den seine Angestellten J.R. nennen, ist ein wohlhabender Flugzeugproduzent, der von der Vision besessen ist, ein Flugzeug zu konstruieren, das die Schallmauer durchbrechen kann. Dafür opfert er bei verschiedenen Testversuchen das Leben seines Sohnes und das seines Schwiegersohnes. Seine Tochter Susan ist entschlossen, ihren Vater deshalb zu verlassen, doch sie muß erkennen, dass der scheinbar gefühllose Tyrann in seinem Innersten tiefe Emotionen verbirgt.
1963 erhält Ralph Richardson für seine Darstellung des dem Alkohol verfallenen Schauspielers James Tyrone in der Eugene ONeill - Adaption "Eines langen Tages Reise in die Nacht" auf dem Filmfestival von Venedig den Preis als bester Darsteller.
Ralph Richardsons große Altersrolle im Film ist der Earl of Greystoke in "Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen". Der Film wird erst 1984 nach dem Tode Ralph Richardsons aufgeführt
und bringt ihm eine posthume Nominierung für den OSCAR als bester Nebendarsteller.
Ralph Richardson verfügt in seinem Heimatland über eine immense Popularität, die sich leider nicht auf andere europäische Länder oder die USA im gleichen Maße übertrug.
Neben seiner Brillanz als Darsteller dürfte auch seine liebenswerte, exzentrische Persönlichkeit mit zu seiner Beliebtheit beigetragen haben.
Ralph Richardson fuhr bis ins hohe Alter ein schweres Motorrad, hielt sich ein Frettchen als Haustier und einen Papagei namens "Josè", den er von den Dreharbeiten zu "Doktor Schiwago" aus Spanien mitgebracht hatte. Er erschien zu einem Fernsehinterview in gelben Socken und mit einer rosa Krawatte. Wenn er seinen Bentley zum Parken abgestellt hatte, klopfte er dem Fahrzeug auf die Motorhaube mit der Versicherung: "Alter Junge, ich komme bald wieder."
Weitere belegte Anekdoten über den großen Mimen:
Sir Ralph Richardson besucht Sir Alec Guinness im Krankenhaus. Um ihn seinen Mitpatienten näher zu bringen, klopft Richardson an die Wand und erklärt: “Hören Sie, hier nebenan liegt Sir Alec Guinness und fühlt sich einsam. Wollen Sie ihm nicht Gesellschaft leisten?”
Am nächsten Tag erkundigt sich Guinness nach dem Verbleib seines Zimmernachbarn. Die Krankenschwester erklärt: “Wir mußten ihn verlegen, er hat so merkwürdige Stimmen gehört ...”
Sir Ralph Richardson prescht mit seinem schweren Motorrad durch London. An einer roten Ampel ruft ihm ein anderer Motorradfahrer zu: “Sie sollten das nicht tun, Sir!” Richardson schaut an sich herab: Helm, Stiefel und technische Ausrüstung sind in Ordnung. “Was sollte ich nicht tun?” erkundigt er sich. “Sie sollten keine Pfeife rauchen, während Sie Motorrad fahren ...”
Sir Ralph Richardson besucht Sir Laurence Olivier und dessen Gattin Vivien Leigh zu deren Geburtstag. Unter dem Arm trägt er einen überdimensionalen Feuerwerkskörper. Nachdem Richardson die Rakete entzündet hat, muß ein Teil des Landhauses der Oliviers komplett renoviert werden, Vivien Leigh bekommt einen Tobsuchtsanfall, nur Laurence Olivier ruft unter Lachtränen: “Zugabe, Ralphie!”
Ralph Richardson und Alec Guinness haben in einem Restaurant zu Abend gegessen und sind auf dem Nachhauseweg. Richardson beschließt, da es ein schöner Abend ist, zu Fuß zu gehen. Guinness schließt sich ihm an, kann aber nicht recht Schritt halten mit seinem hochgewachsenen Kollegen.
Als Guinness ihn wieder eingeholt hat, sitzt Richardson auf einer Bank und wird von einem Autogrammjäger belagert. “Ich kenne Sie vom Old Vic, Sir!” strahlt der Verehrer. Richardson lächelt zufrieden. “Sie sind Sir John Gielgud!” Richardson brüllt den Fan an: “Geh zum Kuckuck!”
Ralph Richardson unterbricht sich während der Vorstellung, geht nach vorn an die Rampe und ruft ins Publikum: "Ist zufällig ein Arzt im Haus?" Ein Herr meldet sich. Richardson fragt ihn gelassen: "Finden Sie dieses Stück nicht auch schrecklich, Herr Doktor?"
Ralph Richardson bleibt in den Herzen seiner zahlreichen Verehrer als ein wunderbarer Schauspieler und liebenswerter Mensch.