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Von Iris 08.12.2023 um 00:34 Uhr | melden
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Junges Bäumchen, das ich selbst gepflanzt,
sag, wann schenkst du mir die ersten Früchte?
Edel bist du. Deine Art will Zeit.
Langsam reifst du, und ich muß wohl warten.
Warten! Jugend ist dem Wort nicht hold,
Jugend pflückt gern Früchte aus dem Blauen,
aus dem Leeren. Aber mählich dann
lernt sie sich gedulden, sich bescheiden.
Doch das Alter, mannigfach geprüft,
oft enttäuscht, und nicht mehr reich an Hoffnung,
schätzt nur noch den Apfel in der Hand,
denkt des Guten, das es schon genossen.
Manche Ernte hab ich eingeheimst,
manche Ernte mag mir noch gedeihen.
Doch ich wart und laß den Sommer brauen
,
weiß, der Segen läßt sich nicht erzwingen.
Du nur, Bäumchen, das ich selbst gepflanzt,
Edelbäumchen, Schoßkind meiner Sorge,
bringst des Alters Gleichmut in Gefahr,
und ich frag, wie lange soll ich warten?
Wärs auch nur, daß ich aus deinem Saft
eines Apfels süßen Schaum genösse,
wärs auch nur, daß man den ersten mir
rötlich schimmernd in den Sarg mitgäbe.
Lieg ich dann auf meinem stillen Bett,
sacht zerfallend mit der Frucht, der mürben,
labst du meine Kinder, die mit Lust
schmausen und den toten Gärtner segnen.
Gustav Falke
1853 – 1916