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Peter Frankenfeld
Als Quizmaster mochte er sich nie verstehen, denn nie habe er irgendwen gefragt, "woran das Tote Meer gestorben ist". Er sah sich als Entertainer, und in dieses Schubfach gehöre der Komiker, der Sänger, der Tänzer, der Parodist, der Imitator, der Conférencier.
Peter Frankenfeld war der erste Entertainer der deutschen TV-Unterhaltung, und schier 25 Jahre stand er als imponierender Platzhirsch in einem Revier, in dem Großwild-Nachwuchs rar in die Hufe kommt und Common Nonsense zum Alltag gehört.
Die Texte, Späße, Sketche für seine rund 1500 Funk- und Fernseh-Sendungen hat er sich selber ausgetüftelt, ein hart arbeitender Hand- und Mundwerker; sein größter Renner war die "Aktion Sorgenkind"-Serie (47 Folgen) "Vergißmeinnicht". Sie brachte 34 Millionen
Wohltätigkeits-Mark ein und dem Entertainer das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Seine Popularität war seine Volkstümlichkeit. Er trat als der Mann von nebenan auf, als der Kumpel, der immer eine Schnurre parat hat. Als seine Schlagfertigkeit in Rotzigkeit überging, er das Metier mit Arroganz zu treiben begann, schwamm ihm Sympathie davon. Moderierter kam er dann wieder, mit der letzten Erfolgsserie "Musik ist Trumpf".
Die Jugend war ihm einigermaßen abenteuerhaft geraten: Sohn eines Mechaniker-Meisters in einem Berliner Arbeiterviertel, vorzeitiger Abgang von der Realschule, Tingeln mit einer Schausteller-Truppe, vom Vater in eine Anstreicherlehre gesteckt, Page im Hotel "Adlon" und "Esplanade".
Da verdiente er so viel Geld, daß er beschloß, "Kunstmaler zu werden". 1938 stellte er in der Berliner "Sezession" aus und verkaufte drei große Bilder. Bei dem deshalb anberaumten Atelierfest produzierte er sich vor seinen Freunden als Komiker und Politiker-Imitator -- Sprungbrett zu Willi Schaeffers" "Kabarett der Komiker".
Ab 1948 war Frankenfeld wieder für die Deutschen da, zunächst im Funk, ab 1952 im jungen Fernsehen -- dann gleich mit einem Knüller. Ein Publikums-Mitspiel nach amerikanischem Vorbild, "1:0 für Sie", riß die Massen hin, leider nicht auch zum Kauf von Fernsehgeräten, sehr zum Leid der stagnierenden Industrie.
Seine besten Scherze und Anekdoten hat Frankenfeld in Bücher gepackt; zumindest für Kalau hat er Unvergeßliches geschaffen: Mit einem kleinen Dreh etwa trübte er Lehárs "Niemand liebt dich so wie ich" beinah tragisch ein: "Niemand liebt dich, wieso ich?"
Nach einer beinah überstandenen Gesichtsrose starb Frankenfeld, 65, in Hamburg an einer Virusinfektion.
DER SPIEGEL 2/1979