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◉❀✿ Miriam Pielhau ✿❀◉
Zwei Mal überlebte Miriam Pielhau den Krebs, nun ist die Fernsehmoderatorin mit 41 Jahren überraschend gestorben. Erst vor wenigen Wochen hatte sie bei einer Gala gesagt: "Mir geht es gut!".
An einem Sommerabend in Wien hatte Miriam Pielhau ihren letzten Auftritt. Die dunklen Haare lässig hochgesteckt, das Oberteil mit Paillettenornamenten bestickt, der Rock eine Kaskade pfirsichfarbenen Chiffons – so posierte die Moderatorin am 21. Juni bei den "Leading Ladies Awards" im Palais Niederösterreich. "Mir geht es gut, sehr gut", rief sie den Journalisten zu. "Das sieht man, glaube ich, auch, oder?".
Drei Wochen später ist Pielhau tot. Wie ihr Management am Mittwoch in Köln mitteilte, ist die 41-Jährige am Vortag an einer Krebserkrankung gestorben. "Weitere Erklärungen werden hierzu nicht abgegeben. Aus Rücksichtnahme auf die Familie, insbesondere auf Miriam Pielhaus Tochter, bitten wir Sie, von Anfragen zu dieser Mitteilung abzusehen", hieß es weiter. Das Mädchen ist vier Jahre alt.
Pielhaus Tod kam überraschend: Erst im März hatte die sie voll Freude verkündet, dass sie endlich, endlich den Brustkrebs besiegt habe. 2008 war sie zum ersten Mal erkrankt. Kämpfte, überlebte. 2014 dann die erneute Diagnose: Metastasen, die überall im Körper wucherten. Unheilbar erkrankt, hieß es damals.
Doch wieder kämpfte Pielhaus. Und erhielt im Februar 2016 die erlösende Diagnose: Sie sei endgültig geheilt. Gegen jede Statistik - jeder dritte bis fünfte Patient mit ihrer Diagnose ist in zehn Jahren nicht mehr am Leben. "Ich habe etwas geschafft, was viele und ich auch als Wunder empfinden", sagte Pielhau im März der "Bild"-Zeitung, Jubel in der Stimme.
Pielhau überlebte den Tsunami
Das Leben hatte Miriam Pielhau schon oft auf die Probe gestellt. In Heidelberg geboren, wuchs sie in Bad Berleburg auf. Die Verhältnisse so bescheiden, dass eine Milchschnitte schon Luxus war, erzählte sie mal. Doch Pielhau war ehrgeizig: Schaffte das Abitur mit Einserschnitt, schaffte den Sprung in den Journalismus. Ans Mikrophon bei EinsLive, vor die Kamera bei Pro7 und RTL. Sie gewann den Grimme-Preis als Chefredakteurin bei der Sendung "MBC Giga". Moderierte die Container-Show "Big Brother". Vielseitig, redegewandt.
2004 überlebte die Moderatorin den Tsunami in Thailand, der mehr als 200.000 Menschen in den Tod riss. Immer wieder erzählte sie ihre "Tsunami-Geschichte", wie sie selbst sagte. Die so voller Zufall und Fügung war.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Musiker Thom Hanreich, hatte sie damals in Khao Lak einen dreitägigen Tauchkurs gebucht. Doch am letzten Tag, dem 25. Dezember, hatte sie keinen Lust mehr, wollte einen Strandtag einlegen. Thom überredete sie, mit rauszufahren, knapp 60 Kilometer vor der Küste, erinnerte sie sich im Gespräch mit dem Magazin "neon". Das Wasser zitterte. Als wenn ein Eimer auf eine schleudernden Waschmaschine steht. Normalerweise sei das Wasser ganz ruhig. Sie funkten das Festland an, hörten vom Hafen, der plötzlich ganz ohne Wasser war, alle Schiffe auf Grund gelaufen.
Die Crew beschloss, eine Essenspause an Bord einzulegen, in Sichtweite einer winzigen Insel. Plötzlich war die Insel weg. Keine Palmen mehr zu sehen. Dann spuckte der Tsunami sie wieder aus. Auf der Rückfahrt zum Hafen, trieben ihnen die ersten Leichen entgegen.
Bis zuletzt voller Hoffnung
Pielhau überlebte. Verarbeitete ihre Erfahrungen. In Interviews, in Büchern. Zwei Stück schrieb sie zu ihrer Krebserkrankung: 2009 "Fremdkörper", 2016 "Doktor Hoffnung". Sie ließ sich nicht unterkriegen, wollte Hoffnung geben. Aber gewann nicht immer: 2013 zerbrach nach zehn Jahren ihre Ehe. In "Exklusiv Weekend" auf RTL sagte Pielhau damals: "Mein Mann hat sich von mir abgewandt. Ich habe gekämpft, aber leider erfolglos."
Ihrer Tochter schützte sie, so gut es ging. Nach eigenem Bekunden hatte sie ihr nie gesagt, dass sie krank sei. In Anwesenheit der Tochter trug sie stets eine Perücke, damit diese ihre Glatze nicht sehen würde.
"Mir war das ganz wichtig, dass meine Tochter meinen Schmerz, meine Tränen nicht mitbekommt", begründete Pielhau im März in der "Bild"-Zeitung. "Aber insgeheim spüren Kinder alles, glaube ich. Irgendwann haben wir rumgetollt kurz vor dem Zubettgehen. Sie nahm meine Hand, spielte mit den Fingern und sagte: ,Mama? Ich weiß, du bist dolle krank. Aber bald bist du wieder gesund."
Pielhau war nach dem Untersuchungsergebnis, dass sie krebsfrei sei, voller Hoffnung. "Ich versuche gerade, wieder Vertrauen ins Leben zu finden. Vergessen ist nicht möglich. Aber mit jeder Nachuntersuchung wird dieser elende Krebs verblassen", sagte sie. "Ich habe etwas geschafft, was viele und ich auch als Wunder empfinden. Und meine Ärzte sagen auch, dass mir nach dem großen Desaster in meinem Körper, das nicht nach gutem Ausgang aussah, ein echtes Wunder gelungen ist. Und das ist auch der Grund, warum ich jetzt darüber rede: Wenn man aus einem unheilbar ein heilbar machen kann – dann gibt das doch ... Hoffnung."
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