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Von Uwe Heine 23.10.2020 um 18:17 Uhr | melden
Michael Gwisdek (* 14. Januar 1942 in Berlin-Weißensee ; † 22. September 2020 ) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur. Er spielte an der Volksbühne Berlin und am Deutschen Theater. Seinen Durchbruch als Filmschauspieler hatte er 1983 in Olle Henry. Im wiedervereinigten Deutschland wurde er vor allem durch seine Rollen in Nachtgestalten, Good Bye, Lenin! und Oh Boy bekannt. In seinen Rollen zeigte er sich meist als Komödiant, Melancholiker und Exzentriker.
Gwisdek stand parallel zu seiner Bühnentätigkeit auch vor der Kamera. 1968 debütierte er in der Anna-Seghers-Verfilmung Die Toten bleiben jung als SS-Offizier. Danach agierte er in dem DEFA-Indianerfilm Spur des Falken als Goldsucher und dessen Fortsetzung Weiße Wölfe als Terrorist. In der Filmsatire Till Eulenspiegel gab er den Landsknecht des Ritter Kunz (Franciszek Pieczka) und arbeitete erstmals mit dem Regisseur Rainer Simon zusammen. 1976 besetzte ihn Kurt Maetzig für sein Filmdrama Mann gegen Mann in der Rolle des Kriegsheimkehrers Michael Mähr, der mit derselben Frau verheiratet ist, wie sein Kamerad, worauf es zu einem für Michael tödlichen Duell kommt. In der Filmkomödie Zünd an, es kommt die Feuerwehr (1979), seiner zweiten Zusammenarbeit mit Rainer Simon, übernahm er die Rolle des Karl Moor. In Simons Gegenwartsfilm Jadup und Boel (1980) verkörperte er den Antiquitätenhändler Gwissen, der den titelgebenden Bürgermeister Jadup (Kurt Böwe) zum Nachdenken bewegt.
1982 spielte er bei der Willi-Bredel-Romanverfilmung Dein unbekannter Bruder unter Ulrich Weiß den Conférencier Walter, der einer Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten zugehörig ist. Im Folgejahr arbeitete er erneut mit Weiß für seinen Film Olle Henry zusammen, wo er die Titelrolle des ehemaligen Profiboxers Henry Wolters übernahm. Gwisdek wurde für seine dortige schauspielerische Leistung mit dem DDR-Kritikerpreis „Große Klappe“ als „Bester Darsteller“ ausgezeichnet. 1985 war er als reicher Bankier Jakob Gontard in der Friedrich-Hölderlin-Verfilmung Hälfte des Lebens von Herrmann Zschoche zu sehen.
Im Jahr 1988 führte Gwisdek erstmals Regie. Er inszenierte für die DEFA den Historienfilm Treffen in Travers und besetzte seine damalige Ehefrau Corinna Harfouch in der weiblichen Hauptrolle und ihre beiden gemeinsamen Kinder als Dorfjungen. Sein Regiedebüt brachte ihm 1990 beim 6. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Preis für den besten Film ein und 1989 erhielt sein Werk als erster DDR-Film eine Einladung zum Filmfestival Cannes. In Heiner Carows Coming Out, dem ersten DDR-Film mit Homosexualität als Thematik, war Gwisdek als homosexueller Barwirt Achim am Mauerfallstag im November 1989 auf der Kinoleinwand zu sehen.