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Von deine Frau Christophers Oma 22.10.2022 um 23:06 Uhr | melden
Mein geliebter Micha.
Für die Nacht habe ich ein helles schönes Licht angezündet
für unser Engelchen Christopher.
Sag ihm die Oma hat auch eine Geschichte geschickt
das du sie ihn vorlesen kannst.
Es wird kalt und bunt im Herbst
„Hallo!“, sagte der kleine blaue Schmetterling, der in einem fort mit den Flügeln schlug. „Du bist schön. Ich mag deine Farben. Sag, wer bist du?“
„Ich bin ein Blatt“, sagte das tiefrot gefärbte Blatt. „Genauer gesagt, ein Ahornblatt.“
„Ein Blatt? Hahaha! Nein. Das kann nicht sein“, rief der kleine blaue Schmetterling und lachte.
„Nein?“, fragte das Blatt.
„Nein. Ganz bestimmt nicht“, sagte der Schmetterling. „Ich kenne Blätter und Ahornblätter ganz besonders. Die sind grün und nicht bunt. Sie liegen auch nicht auf dem Boden.“
„Nein?“, fragte das Blatt wieder.
„Nein. Sie sind Kinder der Bäume und lieben es, von ihren Plätzen an den
Ästen aus in die Welt zu gucken und sich im Wind zu wiegen.“
„Oh ja!“, seufzte das Blatt. „Schön ist das.“
„Stimmt. Und deshalb würde sich kein Blatt der Welt auf den Boden legen. Dunkel ist es da und langweilig und gefährlich bestimmt auch.“ Der kleine blaue Schmetterling nickte bekräftigend. „Nein, wer würde das auch freiwillig tun?“
„Hm!“ Das Blatt seufzte wieder. Ein bisschen lauter nun. „Das mit dem Freiwilligsein ist so eine Sache“, knurrte es dann. „Bist du denn freiwillig zu mir hierher auf den Boden gekommen?“
„Freiwillig? Nicht so wirklich“, antwortete der Schmetterling nach einem leisen Zögern.
„Nicht wirklich? Wie kann ich das verstehen?“, erkundigte sich das Blatt.
„Es … es ist so …“, begann der kleine blaue Schmetterling und wieder schlug er aufgeregt mit seinen schönen, weiß-blau-gefärbten Flügelchen. „Es ist, weil mir so kalt ist und das jeden Tag mehr. Vor allem in den Lüften und ganz besonders in den Bäumen, in denen ein kühler, ein sehr kühler Wind plötzlich zuhause ist. Verstehst du, was ich meine?“
Verstehen? Und ob. Das Blatt lachte.
„Und nun rate, warum ich meine grüne Blätterfarbe verloren habe und meinen Platz im Baum verlassen musste!“, wollte es fragen, doch es schwieg.
Auch der kleine blaue Schmetterling saß nur da, klapperte mit den Flügeln und sagte nichts.
Dann, nach einer Weile, begannen sie, gleichzeitig zu sprechen.
„Du bist wirklich sehr schön mit deinen roten und gelben Farben“, wollte der kleine blaue Schmetterling eigentlich sagen.
„Magst du unter mein Blattkleid kriechen und dich bei mir wärmen“, wollte das Blatt fragen.
Und das sagten sie dann auch einige Male, bis sie lachen mussten. Dann kroch der kleine blaue Schmetterling unter das Blatt. Sie verbrachten viele Tage und Nächte zusammen und in dieser Zeit erzählten sie einander alles, was sie wussten. Vom Leben, vom Lachen, vom Freuen, vom Ruhen, vom Herbst und Winter … und ein bisschen auch vom Sterben, denn das gehörte dazu.
© Elke Bräunling