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Von Mama 03.08.2021 um 10:57 Uhr | melden
Nun jährt sich in wenigen Tagen Dein Todestag und wie jedes Jahr Anfang August werden viel mehr Erinnerungen wach als ohnehin schon.
Natürlich erinnert man sich an jeden Familienurlaub und jeder Urlaub hat seine ganz speziellen Momente, die man sich für immer bewahrt.
Durch die Ereignisse im August 2014 sind aber die Tage davor viel mehr in meinem Gedächtnis als andere Tage.
Wir fuhren also los mit Euch beiden in Richtung Berge....meine geliebten Berge. Mein Sehnsuchtsort war immer Österreich, Berge und spezielle diese Region, in die wir 2014 reisten.
Die Fahrt dorthin war wirklich lang weil ein Stau dem nächsten folgte und so brauchten wir 16 Stunden, bis wir endlich an unserem Urlaubsort waren...mitten auf dem Berg in sehr hoher Höhe.
Wir wollten 10 Tage hier verbringen und starteten in den Urlaub. Ich erinnere mich daran, dass ein Haus dort in der Nähe sehr bunt war und Du es immer als das Pippi Langstrumpf Haus "Villa Kunterbunt" bezeichnet hast. Pippi war damals neben Spiderman Deine heimliche Heldin.
Am ersten Tag unternahmen wir eine total tolle Wanderung. Der Weg bot ganz viele Entdeckerstationen für Kinder und so machte auch Dir die Wanderung riesen Spaß. Während Deine große Schwester immer bei uns blieb bist Du vorgelaufen um zu entdecken, was es alles gibt. Proviant war im Rucksack dabei und das Picknick in der Natur fandet Ihr beide dann total cool.
Wir besichtigten ein Bergwerk in dem es eine dunkle Schatzkammer für Kinder gab. Ihr habt hier mit Taschenlampen nach Edelsteinen gesucht und die Steine, die Du stolz gefunden hast, stehen bis heute bei uns im Wohnzimmer neben Deinen Bildern.
Wir sind dann an den Ossiacher See gefahren und haben eine Burgruine besichtigt, bei der es ein ganz tolles Affenfreigehege gibt. Es war so witzig....Du hattest einen riesen Tannenzapfen gefunden den Du stolz getragen hast und wir haben Dich schon gewarnt vor den Affen....Natürlich wurde Dein Tannenzapfen von den Affen entdeckt und schwupps war er auch schon geklaut und das war natürlich echt lustig für uns alle.
Wir sind mit der Bergbahn ins Tal und wieder rauf zu unserem Hotel gefahren und auf der Fahrt in der Bahn hast Du so viel Quatsch gemacht.
Später haben wir noch eine Käserei besichtigt. In sehr starkem Dialekt erzählte uns der Mann dort wie Käse hergestellt wird und ich sehe Dich da noch immer sitzen und kein Wort verstehen. Aber tapfer bist Du sitzen geblieben.
Am Vorabend Deines Unfalls trat ein Zauberer im Hotel auf. Es gab eine Vorführung für Kinder und später ging der Zauberer noch von Tisch zu Tisch und machte kleine Tricks beim Essen. Ihr beide habt natürlich voller Spannung gewartet, wann er endlich zu uns kommt. Weiter am Abend machte der Zauberer aus Luftballons Figuren und wir haben eine halbe Ewigkeit gewartet, bis Du endlich Dein "Schießteil" hattest. Er konnte nämlich Pfeil und Bogen aus Ballons modellieren und das wolltest Du haben. Wir haben noch ein so schönes Bild von Dir, wo Du abends müde aber voller Stolz dein "Schießteil" in der Hand hast.
Dann kam der 06.08. und bis kurz vorher waren wir am Überlegen, ob wir an unserer gebuchten Traktorfahrt überhaupt teilnehmen. Wir waren mit Euch am Pool und Ihr hattet so viel Spaß dass wir erst gar nicht loswollten.
Hätten wir mal auf dieses Gefühl im Bauch gehört was da sagte, bleibt einfach hier in der Sonne liegen und schau den Kindern zu.
So aber nahm das Schicksal seinen Lauf und unser ganzes Leben änderte sich innerhalb von Sekunden.
Nun rächte sich auch das Hotel in 1.600 Meter Höhe gebucht zu haben denn es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ein Rettungswagen da war. Vielleicht war es in Wirklichkeit gar nicht so lange aber es kam mir so vor...viel zu lange
Während Papa und Ersthelfer um Dein Leben kämpften saß ich ein Stück abwärts mit deiner Schwester im Arm und wir alle konnten nicht begreifen was passiert war. Das konnte doch nur ein böser Traum sein aber HILFE, es klingelte kein Wecker.
Oh Gott, steh mir bei, das ist die verdammte Realität und mein 5jähriger Sohn liegt im Sterben. Nur eine Sekunde, nachdem wir alle noch Spaß hatten und glücklich waren.
Schließlich kam der Hubschrauber und nahm Dich mit.
Wir packten im Hotel ein paar Sachen zusammen für einen Aufenthalt im Krankenhaus und wurden von Menschen, denen ich gar nicht genug danken kann nach Villach ins Krankenhaus gefahren. Der Gedanke, dass Du es nicht schaffen könntest....nein...den gab es eigentlich nicht. Das war viel zu unreal.
Uns empfing bei der Ankunft im Krankenhaus direkt der Pastor um uns mitzuteilen, dass Du es nicht geschafft hast. Wir durften zu Dir und ich hätte den Pastor am Liebsten angeschrien, dass er abhauen soll. Was für ein Gott soll das sein, der so etwas zulässt?
Diese Frage sollte mich von diesem Tag an begleiten.
Die Frage nach dem Warum bin ich bis heute nicht losgeworden.
Wir haben uns von Dir verabschieden müssen.
Wir kehrten zurück ins Hotel und fuhren am nächsten Tag nach Hause. Wir kehrten heim in unser Haus, was plötzlich so groß, so leer und so leise war.
Wir räumten Deine Kleidung in deinen Schrank zurück und im Grunde warteten wir eine lange lange Zeit auf das Aufwachen aus diesem schlimmen Traum.
Wir hatten zu Hause eine großartige Hilfe.
Der Pastor, der Dich getauft hatte kam regelmäßig zu uns, später gingen wir in eine Trauertherapie, genau wie auch Deine große Schwester.
Wir hatten unsere Familie bei uns und viele viele Freunde mit denen wir reden, schweigen und weinen konnten. Die uns auch teilweise abgelenkt haben, zum Lachen brachten oder uns Essen machten....Kuchen gebacken haben.
DANKE dafür an jeden einzelnen.
Ich weiß wie schwer es ist, den richtigen Ton, die richtigen Worte zu finden wenn jemand trauert und Ihr alle habt das so großartig gemacht und das ist nicht selbstverständlich. Das weiß ich.
Wir hatten zum Glück ein Netz aus vielen verschiedenen Dingen, was uns aufgefangen hat. Wir sind später zu einer Familienkur gefahren, waren alle in Trauertherapie und bis heute bekommen wir Hilfe von Familie und Freunden.
Denn was man nie vergessen darf ist, dass die Trauer niemals aufhört. Die Liebe hört niemals auf und auf ewig bleibt da eine Lücke in unserem Leben. Man kann diese Lücke niemals ganz schließen und die Trauer kommt in Wellenbewegungen immer wieder.
In Österreich, in meinen geliebten Bergen bist Du gestorben. Der Ort, den ich bis dahin mit purem Glück verbunden habe. Ich hatte nur gute Gedanken, nur gute Erinnerungen und mit Deinem Tod ist das leider weg. Die schlimmen Bilder bleiben auf ewig im Kopf und wenn ich heute an Villach denke ist mein erster Gedanke, dass es Dein Sterbeort ist.
Aber vielleicht ist es an der Zeit, Frieden zu machen mit Österreich.