Von Wolfgang Herdlitschka 20.06.2020 um 16:53 Uhr | melden
Liebe Frau Duda,
ich lese Ihre Gedenkkerzen an Ihren lieben Martin oft mit sehr viel Betroffenheit, denn ich kann sie in Ihrer Trauer so verdammt gut verstehen.
Wie schlimm ist es, wenn man in jungen Jahren aus dem Leben gerissen wird, wenn man noch viele seiner Wünsche erst noch in Angriff nehmen möchte, wenn man einen Partner gefunden hat, mit dem man sein Leben nun "durchstarten" möchte - und dann kommt
das Schicksal und wirft von einer Sekunde zur anderen ALLES über den Haufen, beendet mit einem brutalen Schlag alle Wünsche und Träume, ALLES was man sich für`s Leben vorgenommen hat und man hat noch nicht einmal den Hauch einer Chance bekommen zu kämpfen und das Ruder noch einmal herum zu reißen. Was das für den Menschen bedeutet, der dann zurückbleiben muss, das zu beschreiben, dafür gibt es einfach keine Worte und auch keinen Trost, weder jetzt noch in Zukunft.
Sicher wird die Trauer im Laufe der Zeit anders werden - so zumindest ist meine Erfahrung -, leider wird sie aber nicht BESSER oder GERINGER, sondern nur ANDERS. Man lernt die Trauer vor den Anderen besser zu verbergen, denn nach einer gewissen Zeit wollen die meisten Menschen nicht mehr damit konfrontiert werden, wollen ihr gewohntes Leben einfach weiterleben und man wird im besten Fall mit irgendwelchen Floskeln "abgespeist", die sich einem dann noch zusätzlich wie ein schmerzhafter Dorn ins Herz bohren. Und ich kann auch nicht behaupten, dass dieses "ANDERS" der Trauer weniger schmerzhaft wäre, als vorher.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Weg durch die Trauer vielleicht finden, ganz egal, wie lang dieser Weg auch sein wird und dass Sie Ihr Leben nun zwar nicht mehr MIT Ihrem Martin leben können, aber zumindest - IRGENDWIE - FÜR IHN, dass Sie alles dass realisieren, was Sie beide sich eigentlich einmal gemeinsam vorgenommen haben, auch wenn es nun allein anpacken müssen. Ich weiß, wie verdammt schwer das ist und wie oft man sich dabei die Frage stellt: "Wozu soll ich das alles überhaupt noch tun?", aber die Antwort darauf kann wahrscheinlich nur sein: "Für Ihren Martin!"
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit, mit vielen lieben Gedanken und Erinnerungen an Ihren Martin, auch wenn ich weiß, wie weh selbst "liebe, schöne Gedanken und Erinnerungen" sein können. Aber wie ich schon sagte, die Trauer wird bestimmt einmal "anders" werden, aber leider sehr wahrscheinlich trotzdem nicht besser.
In stillem Gedenken an Ihren Martin,
Wolfgang Herdlitschka
