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Von Sabine Brandlmeier 04.04.2015 um 20:12 Uhr | melden
Lieber Markus,
Deine Seele ist nun wieder heimgekehrt in den Schoß der unendlichen Liebe Gottes. Wir nehmen Abschied von Deinem Leben auf Erden, aber Deine Liebe und Deine Seele leben weiter in uns und im geistigen Reich der Schöpfung.
Dein Leben war geprägt von Unrast, ohne Urvertrauen und voll Unsicherheit, aufgrund der Entbehrungen, die Dir bereits in frühester Kindheit aufgebürdet wurden. Du warst auf der Suche nach Liebe, Zuneigung und Verständnis. Oft wurdest Du enttäuscht, auch von Dir selbst. Und so schlugst Du Wege ein, welche Dich in die Irre führten und Dich sowie auch manche Menschen, die Dich liebten, verletzten. Es war jedoch niemals Deine Absicht anderen weh zu tun.......nein, Du littest am schwersten von allen, weil Du niemandem zur Last fallen und um Gefallen betteln wolltest. Du warst still, leidensfähig und warst oft zu schwach, einfach nur Dein gottgegebenes Recht, das Recht auf Liebe, Frieden und Freiheit, einzufordern.
Manche mögen behaupten, Du hättest Dein Leben weggeworfen, Deine Gesundheit mit Füßen getreten und große Fehler begangen; denen möchte ich entgegnen: "Wer von uns macht keine Fehler? Wer von uns hat nicht schon andere verletzt? Wer von uns ist ohne Schuld und wer von uns ist schon perfekt? Gott weiß, ich bin es nicht!"
Auch ich war eine Zeit lang der Ansicht, Du hättest mit Deiner Sucht Schindluder an Deiner Gesundheit getrieben, aber nun ist mir bewusst, dass dies nur das Symptom einer schwerwiegenden Krankheit war. Einer weitaus schlimmeren Krankheit, nämlich ständige Angst- und Panikattacken, Depressionen, welche auf verwehrte Liebe, auf mangelndes Verständnis und fehlende Anerkennung zurück zu führen sind. Du fühltest Dich allein und hilflos, aufgeschmissen in dieser Welt, in der nicht der Mensch, sondern der Besitz zählen. In einer Welt in der nicht Menschlichkeit, sondern Erfolg sich durchsetzt. In einer Welt, in der nur Äußeres gepflegt und die Seele vernachlässigt wird. Für einen feinfühligen Menschen wie Dich war dies ohne Betäubung einfach nicht tragbar. Aber Du gingst diesen Weg mit einer gewissen Würde, welche nicht viele Menschen bereit sind, aufzubringen. Du warst stets auf Selbständigkeit bedacht und selbst im Angesicht des Todes wolltest Du niemandem zur Last fallen und hast Dich niemals beklagt.
Ich kenne Dich nun fast ein Leben lang und leider verloren wir uns 15 Jahre lang aus den Augen. Als ich Dich das erste Mal wieder sah, war ich erschüttert über Deinen Zustand. Von Deiner Sucht aufgezehrt, krank und abgemagert bis auf die Knochen. Ich war so entsetzt, dass ich das tat, was leider viele Menschen ohne zu Überlegen tun; ich urteilte über Dich: "Selbst schuld, wenn man sein Leben so wegwirft!" dachte ich. "Soll er halt einfach aufhören zu trinken!" war meine abwertende Schlussfolgerung. Diese Einstellung änderte sich, als ich die Gelegenheit hatte, Dich auf Deinem letzten Weg zu begleiten. Ich erlebte einen stillen, bescheidenen Menschen, der trotz seines bevorstehenden Todes nicht einmal klagte, nicht einmal bettelte. Im Gegenteil, Du bewiest noch einen köstlichen Galgenhumor und eine Lebensfreude, die mich überwältigte. Ich hatte Angst, einen Sterbenden auf dem letzten Weg zu begleiten. Du - der Sterbende - nahmst mir diese Angst.
Dein Leben war gewiss nicht sinnlos, jedenfalls nicht für mich, denn trotz dieser Qualen, die Du in Deinen letzten Tagen ertragen musstest, warst Du so tapfer, so bescheiden und bis zur letzten Minute auf Deine Unabhängigkeit bedacht, dass ich Dir meinen größten Respekt zollen muss. Mein lieber kleiner Bruder, es ist mir eine außerordentliche Ehre und Lehre, dass ich Dich auf Deinem letzten Weg begleiten durfte.
Bubi