Marie Schiffer

Marie
Schiffer

09.02.1998
Frankfurt an der Oder
-
06.04.2013
Brumby

stimmungsbild29
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Rückblick eines Trauer Jahres

von Mama am 06.04.2014 - 04:20 Uhr | melden

Rückblick eines Trauer Jahres

Die ersten Stunden nach ihrem Tod
Wir sind sprachlos, die Gedanken kreisen nur um sie und wir fragen uns immer wieder, WARUM. Ist das alles war, was wir heute erleben mußten?
Wir sichern ihren PC, weil sie uns Mittags noch erzählt hat, das sie ihm, wie schon so oft die ganzen Paßwörter gegeben hat, damit er ihr endlich vertraut.
Wir fahren zu ihm, um mehr zu erfahren … er ist nicht zu Hause und wir berichten seinen Eltern, was geschehen ist. Wir wissen, dass sie mit ihm noch mal telefoniert hat und würden gern die letzten Worte erfahren.
Wieder zu Hause angekommen sind wieder diese Fragen da. Die Hoffnung es klingelt und sie steht vor der Tür. Das einzige was klingelt, ist das Telefon … ihr Vater, der es noch immer nicht glauben kann, was wir ihm erzählt haben.

Die erste Woche
Wir geben uns gegenseitig Kraft und fangen den anderen auf, wenn man denkt es geht nicht mehr. Die Tränen werden getrocknet und sie wollen nicht aufhören zu laufen. Ihre Schwester ist bei uns, denn auch sie kommt nicht damit zurecht. Wir haben viele Wege zu erledigen und finden kaum Ruhe. Absprachen mit ihrem Vater, den Bestattungshaus und den Behörden. Dann der Tag der Abschiedsnahme im Bestattungshaus. Zuerst haben wir die Schmetterlinge auf den Sarg verteilt und ihre Schwester und ich mußten unsere Kleine noch mal sehen. Sie hatte ihr Jugendweihe Kleid an und lag so friedlich da. Es sah aus, als ob sie schlief. Meine Worte. „ steh jetzt auf, es ist genug und komm wieder mit nach Hause“ haben leider nichts mehr bewirkt. Es hätte mich niemand davon abhalten können, sie noch mal zu sehen, denn ich mußte mir gewiss sein, dass alles in Ordnung ist.

Die Wohnzimmermöbel sollen geliefert werden, es ist uns egal. Wir haben sie mit ihr zusammen ausgesucht … die Freude darauf ist uns vergangen. Genau wie die Tür für ihr Zimmer. Sie war fertig und konnte abgeholt werden. Sie steht seit dem Tag noch eingepackt da und wir konnten sie bis heute noch nicht einbauen … damit der Blick in ihr Zimmer für uns frei bleibt.

Die Beerdigung
Die Schmetterlinge auf ihrem Sarg sind platziert und die Stunde des Abschieds rückt näher.
Meine Haare konnte ich nicht machen, weil ich vor lauter Tränen mich im Spiegel nicht mehr gesehen habe. Ich warte auf ihre große Schwester. Die ersten Trauergäste kommen zu uns damit wir gemeinsam den letzten Weg gehen können.
Wir schreiten auf ihren weißen Sarg zu und der Wegesrand wird von ihren Mitschülern und anderen Trauergästen umgeben. Mir zittern die Knie und ich habe das Gefühl, dass meine Beine versagen … ich wollte diesen Weg nicht gehen. Nach ein paar Sekunden Stille, konnten wir den Weg fortsetzen. Wir saßen vor dem Sarg, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken und um uns herum Tränen und schluchzen und immer wieder leise das Wort „ WARUM „
Auch dem Redner viel es schwer seine Worte vor zu tragen und nur mit Tränen erstickter Stimme gelang es ihm. Die Musik die sie zum Schluß begleitete, war ihre Lieblingsmusik. Als die Träger herein kamen um den Sarg zum Grab zu tragen, kommen Gedanken wie „ nein ihr könnt sie uns nicht weg nehmen, ein Flash im Kopf als ob man vom Zug überrollt wird, alles ein falscher Film“. Am Grab wurde ihr noch ein Lied mit dem Dudelsack gespielt und der Sarg wurde langsam in die Tiefe gelassen. Alle haben sich noch mit einen Brief an sie und Blumen verabschiedet. Umarmungen und tröstende Worte für uns. Später wurde noch ein Rosenherz zu ihrem Grab gebracht und zu diesem Zeitpunkt, wußten wir noch nicht, was es uns für Schmerzen bereiten würde.


Eine Woche danach
Wir haben noch einmal ihre Mitschüler besucht um uns zu bedanken und evtl. Fragen zu beantworten. Sie konnten ihren Tod noch nicht wirklich begreifen.
Wir mußten uns ablenken, sind gefahren und haben uns Grabsteine angesehen. Es sollte etwas besonderes sein. Wir hatten auch schon bald das passende gefunden. Ein Stein aus Naturstein mit Schmetterlingen darauf. So wie sie war, ein noch nicht geschliffener Stein.

Dann die Nachricht im FB das jemand sich erdreistet hätte, das Rosenherz zu entfernen. Wir machten ein Foto davon, und stellten erst mal richtig, das wir dieses Herz auf das Herz unserer Tochter gelegt haben. Nicht nur den Verlust, jetzt auch noch Verletzung hin nehmen.
Die Entschuldigung dazu machen es nicht weg, weil die kam nicht öffentlich.

Vier Wochen später
Wir hatten eine Reise gebucht. Sie hatte sich so darauf gefreut … jetzt machten wir sie allein. Wir sammelten Rosenblätter und bereiteten eine Flaschenpost vor, wo wir ganz für uns noch mal Abschied nehmen wollten.
Als das Schiff ablegte, spielten sie das Lied von ihrer Beerdigung … Horror für uns. In unserer Kabine stand ein Bild von ihr und hat uns die Fahrt über begleitet. Am nächsten Morgen um 4 waren wir an der Stelle, wo wir die Flasche ins Wasser gebracht haben, damit sie aufs Meer hinaus treiben konnte. Die Rosenblätter haben sie begleitet. Den Blick aufs Meer, als plötzlich ein kleiner zarter Vogel sich auf ein Schiffsgeländer setzte und mit fuhr. Er erinnerte uns an unsere Kleine und er hatte auch keine Angst vor uns. Wir konnten ihn sogar fotografieren. Die Flaschenpost ist 6 Wochen später angekommen und wurde von jemanden gefunden, der ganz in der Nähe wohnt. Welche Zufälle!

Zwei Monate später
Einladungen bei der Polizei. Rede und Antwort über mein Leben und das meiner Tochter. Der Tod wird nur kurz angesprochen. Viel mehr wird die Vergangenheit unseres Lebens Thema. Wann wer wo wie mit wem gelebt hat. Unwahrheiten und Familienverhältnisse richtig stellen. Keine Zeit zum trauern, immer wieder erleben. Wut macht sich breit, dass Menschen zur Polizei gehen und ihr gefährliches Halbwissen dort verbreiten.
In unserer Ratlosigkeit die Frage bei FB, ob es Personen gibt, die an die letzten Stunden unserer Tochter interessiert sind. Die Reaktionen darauf, waren sehr unterschiedlich. Der größte Teil stand dem positiv gegenüber. Von mir das Angebot zur persönlichen Einsicht wurde mit einem Gerichtsurteil zur Unterlassung belegt und die Gerichts-und Anwaltskosten wurden mir auferlegt. Auch hier konnte kein persönliches Wort gefunden werden. Als Resonanz darauf bekamen wir ein Video von unserer Tochter zu sehen, wo illegal Bilder herunter geladen wurden und Unwahrheiten als Text eingefügt waren. Dieses ließen wir mit einer Bitte an die zuständige Anwältin wieder entfernen.

Wir errichteten eine Gedenkseite, wo jeder, der sie mag, eine Kerze anzünden und seine Gedanken an sie zurück lassen kann. Diese Seite wurde sehr gut angenommen. Auch von Fremden wurden Kerzen angezündet und sie drückten uns ihr Mitgefühl aus. Wir sehen, wie oft sie besucht wurde. Nur eins haben wir uns zur Angewohnheit gemacht … unbekannte Kerzen werden gelöscht, denn wer etwas zu sagen hat, kann es auch mit seinem Namen machen.





Ein viertel Jahr später
Wir sorgen uns, um ihre beste Freundin. Sie hat große Probleme, mit ihrem Tod um zu gehen. Es belastete sie zu sehr und wir konnten nicht wirklich helfen.

Dann mein Weg zur Psychologin, um das Geschehen besser zu verarbeiten. Es hilft, mit jemanden zu reden, der alles unabhängig von unserem Schmerz, beurteilen kann. Auch wir müssen unseren neuen Weg erst finden … ohne sie

Ein halbes Jahr später
Eine Einladung zur Staatsanwaltschaft, wo ich wieder Rede und Antwort stehen mußte und genau die Fragen noch mal gestellt wurden wie bei der Polizei. Nur das die Staatsanwältin kein Zeichen des Mitgefühls oder Respekt vor Trauernden hatte. Im Gegenteil, mir wurden noch Vorhaltungen gemacht und behauptet nicht die Wahrheit zu erzählen. Einige Monate bei meiner Psychologin, wurden in einer Stunde zunichte gemacht.

Wieder dieses unangebrachtes pietätloses Verhalten. Bilder werden von meiner Tochter i m Internet veröffentlicht … ohne unser Einverständnis. Wir beginnen uns zu wehren, denn es geht nicht. Wir haben genug und lassen es nicht mehr zu, verletzt zu werden.

Der Grabstein wird gesetzt. Als der Steinmetz mit dem Stein auf dem Friedhof stand, kam ein Schmetterling und setzte sich auf den Stein … als würde er sagen: „Das ist meiner und er gefällt mir“. Er blieb die ganze Zeit dabei, bis der Stein gesetzt war. Selbst da wußten wir, Ihre Seele ist bei uns.

Neun Monate später
Weihnachten steht vor der Tür. Unsere Nerven sind fast am Ende. Ein Fest ohne sie. Die Kugeln am Baum, wurden ein letztes mal von ihr eingepackt und unter Tränen schmückten wir den Baum. Dieses mal sind wir zu den Kindern gefahren, denn wir wollten hier niemanden sehen … wir konnten es nicht. Somit wurden wir nicht so sehr daran erinnert. Es war für uns die richtige Entscheidung, damit wir unter dieser Last der Trauer nicht zusammen brechen.

Elf Monate später
Ihr Geburtstag, wir stellen 16 Kerzen um ihr Grab und ein Bild vom letzten Geburtstag, als sie die Kerzen auf dem Kuchen aus gepustet hat. Dieses mal wurden die Kerzen vom Wind aus gepustet und wir hatten Mühe sie alle an zu bekommen. Abends mußten wir noch mal hin, um zu sehen wie schön es doch aussah. Ihre Mitschüler hatten gesammelt und ein Gesteck mit Schleife „ In Liebe deine Klasse“ hingebracht. Es hat uns sehr ergriffen und es zeigte wieder einmal wie sehr sie beliebt war und fehlt.

Es kommt zur Gerichtsverhandlung. Wir haben uns vorbereitet. Den gesamten Chatverlauf eines Jahres ausgedruckt. Mit wem auch immer sie geschrieben hat … wir haben alles schwarz auf weiß und lesen. Tage und Wochen haben wir dazu gebraucht über 800 Seiten und können nun das Leben unseres Kindes nachvollziehen. Wir bekommen auf viele Fragen eine Antwort und wissen wie sie gelitten haben muß. Die Verhandlung endete mit einem Freispruch und das Leben unserer Tochter wurde nicht noch einmal durch den Dreck gezogen.

Es kommt erneut zu einer Gerichtsverhandlung, wo das Ende noch nicht absehbar ist. Es werden sicher noch weitere folgen.


Ein Jahr ist vergangen
Wieder begleiten uns die Schmetterling am Haus vor ihrem Fenster und an ihrem Grab. Sie ist aber nicht mehr allein. Meist sind es zwei bis drei von ihnen, die uns begrüßen.
Wir bereiten uns auf den Abschied vor. Ich sollte mir was einfallen lassen und habe eine ganze Nacht dazu gebraucht. Dann hatte ich es. Eine Anzeige im Tagesblatt als Memorandum. Am Grab nehmen wir Abschied mit Helium gefüllten Luftballons die wir mit Grüßen behaftet in den Himmel schicken.

Mama
Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 24.12.2014 von Jessy angelegt.
Geschenk Am 16.12.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.09.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 18.04.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 06.04.2014 von Jessy angelegt.
Geschenk Am 09.02.2014 von Mir angelegt.
Geschenk Am 13.01.2014 von Ines angelegt.
Geschenk Am 24.12.2013 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 24.12.2013 angelegt.
Geschenk Am 17.11.2013 angelegt.
Geschenk Am 30.10.2013 von UNS angelegt.
Geschenk Am 26.10.2013 von Gedenkseiten.de angelegt.
Geschenk platzieren Klicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Marie Schiffer. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.