IN MEMORIAM MANFRED WALLENSTEIN
Manfred Wallenstein ist gestorben.
Er ist am 25. Mai 2024 friedlich im Kreise der Familie in Rinteln eingeschlafen.
Diese Zeilen sollen seinen Werdegang wiedergeben und sein Leben ein Stück weit reflektieren.
Manfred entsprang der alteingesessenen Silixer Familie Wallenstein, deren Ahnenreihung über einige Jahrhunderte zurück dokumentiert ist. Stock, Schröder, Hagemann, Schnüll, Preul, Friedrichs, Bünte, Asmus, Heger, Korf, Everding, ...die Liste der Vorfahren ist entsprechend lang. Wohlgemerkt bis zurück zu einer Zeit in der Nachnamen nicht selbstverständlich waren.
Vater Wilhelm Wallenstein und die aus Hörde (heute Dortmund) stammende Mutter Margarete "Grete", geb. Fischer, führten dort - auf den Anhöhen des lippischen Teils des Wesergebirges - eine Fischhandlung, welche bis 1988 firmierte und - über das Dorf hinaus - für Schillerlocken, eingelegte Sahne-Heringe und guten Frischfisch bekannt war.
Manfred wuchs aber nicht nur mit den Eltern auf, sondern - ganz Großfamilie - zusätzlich mit seiner geliebten Großmutter Friederike Wallenstein, geb. Stock, seiner Schwester Waltraud, den vier Tanten Anna, Rosel, Hilde und der Lieblingstante Mimi sowie einem Onkel Fritz.
Im Haus Silixen Nr. 90, heute Heidelbecker Straße 27, welches sein Großvater Heinrich Wallenstein als Ziegler um 1900 noch selbst erbaut hatte.
Auf dem Winde nannte man die Gegend auf der noch vor hundert Jahren mit Eichen bewaldeten Anhöhe Schürenbusch, weil immer ein frischer Wind weht, während der Rest des Dorfes talseitig eher geschützt war.
Dort, in diesem Haus, wurde Manfred am 18. Juni 1945, kurz nach Kriegsende, in der dann Britischen Besatzungszone, geboren.
Sein Vater Wilhelm, Spitzname "Tuben-Wilhelm" oder auch nur "Tube", war überdies Inhaber einer Handelsvertretung für Jalousien/Rolläden und passionierter Forellenzüchter sowie Vorstandsmitglied des damaligen Verkehrsvereins Silixen. Außerdem begeisterter Anfeuerer bei jedem Spiel des VSV Teutonia Silixen (bei dem auch Manfred spielte) - mitunter derart lautstark, dass es mitunter zu einer gewissen peinlichen Betroffenheit des Sohnes führte - der dennoch in seinem Vater eine starke und liebevolle Säule fand.
Mit seiner lieben Frau Lydia, die Manfred Wallenstein in den 60ern in Silixen kennenlernte (und sich unsterblich in sie verliebte), hat er fünf Kinder; Die Söhne Sascha, Sebastian, Benjamin, Alexander und Tochter Bianca - sowie die bereits 8 Enkelkinder Leila, Marvin, Moritz, Liadan, Chantal, Milia, Marleen, Robin und einen noch ungeborenen Enkelsohn.
Die zunächst jedoch vierköpfige Familie zog nach der Hochzeit 1970 in der evangelisch-reformierten Kirche Silixen, und dem viel zu frühen Tod von Vater Wilhelm Wallenstein 1973, in die angrenzende Weserstadt Rinteln.
Organisatorisches wie kaufmännisches Talent waren Manfred in die Wiege gelegt, er arbeitete fortan, nach Höherer Handelsschule und Abendgymnasium, im Verkaufsbüro der Glashütte Stoevesandt. Der Firma blieb er, auch nach deren Übernahme durch Gerresheimer Glas AG, BSN Glasspack und später OI Illinois, Zeit seines Arbeitslebens treu.
Er entschied sich damit auch gegen das heimische Familienunternehmen, den gut laufenden Fischhandel, und wollte sich rundum etwas Eigenes aufbauen.
In den 80ern wurde daher, nach einer Zwischenstation im Ostpreussenweg, Richtfest des Eigenheims unterhalb Todenmanns gefeiert, das mehr und mehr zum familiären Zentrum wurde.
Als studierter Betriebswirtschaftler wirkte er für Stoevesandt von seinem Büro in der Nordstadt nahe des Bahnübergangs und war aber auch mobil in ganz Deutschland tätig.
Der Osten der Republik hatte es ihm bei seinen Geschäftsreisen besonders angetan, auch die DDR Geschichte faszinierte ihn sehr. Den Geschäftspartnern im "Osten" trat er respekt- und vertrauensvoll gegenüber auf; in der fordernden Nachwendezeit auch mitfühlend, was diese sehr schätzten.
Er beherrschte die englische und französische Sprache und konnte Steno.
Arroganz war Manfred stets fremd. Lügen waren ihm zuwider.
Den Urlaub verbrachte die Familie der ersten Generation gerne in Ventimiglia, Menton und Monaco. Nachdem die Großen außer Haus waren verschob sich der Fokus mit den beiden "Nachzüglern" auf das Haus in Schweden.
Manfred Wallenstein hatte ein großes Faible für Leichtathletik und den Wintersport. Nordische Kombination, Biathlon, Skispringen schätzte er sehr. Selbst zunächst Fussballer beim VSV in Silixen, spielte sogar gegen den späteren Bundeskanzler Gerhard Schröder, begeisterte er sich später, nach einem schmerzhaften Meniskusriss, mehr für das Laufen.
Gerne in den Laubwäldern des Weserberglandes, mit Kollegen, Sportsfreunden oder allein.
Viele Sportabzeichen absolvierte er als Mitglied des VTR, nahm an Volksläufen und anderen Wettkämpfen erfolgreich teil.
Außerdem fand er Interesse für Weltgeschehen und Politik und Astronomie. Aber auch das gesellige Skatspiel mit seinen Freunden Günter und Peter bereitete ihm viel Freude. Natürlich war er auch großer Fan von König Fussball, die Spiele der Fußballnationalmannschaft besonders. Und des Deutschen liebstes Kind - Automobile - auch für sie konnte er sich begeistern; Vom Käfer über Scirocco, einen schnellen Japaner, BMW 528i,...Manfred war ein hervorragender, passioniert routinierter Autofahrer - und - mit seinem roten Vespa Roller - ein echter Genießer auf 2 Rädern.
Zudem fand er Gefallen an der Fotografie. Er las gern die Tageszeitung, mochte Soduku und Kreuzworträtsel. Bücher fesselten ihn weniger, als Jugendlichen aber zumindest Karl Mays Old Shatterhand und Winnetou, und Sachbücher standen auch immer in seiner Nähe.
Eine Anekdote: Manfred liess sich gerne und ausgiebig neue Informationstechnologien erklären. Frogger, ein Computerspiel, darf zu den kuriosen Hobbys von ihm gezählt werden, bei dem er, zur Begeisterung seiner Liebsten, mal eben so aus dem Effeff Highscores abräumte!
Ein mediales Highlight: In den 90ern traten Manfred und seine Familie beim "RTL Familienduell" auf und räumten schließlich, nach 5 Runden, ab. Das brachte Mitglieder des TuS Wallenstein 09 e.V. aus dem Sauerland auf den Plan und kurzerhand wurden er und seine Familie nach Meschede eingeladen, die Zeitung berichtete. Dieser Kontakt führte zu langjährigen freundschaftlichen Begegnungen und Freundschaften.
Und er liebte Spaziergänge durch die Natur, Ausflüge mit seiner wirklich geliebten Frau nach Mitteldeutschland und die Ostsee, oder das Bummeln in der Altstadt, tauschte sich gerne aus, dabei gern auf ein (oder mehr) Haselnusseis bei Rialto oder Venezia oder auch das Pilze-Sammeln im Heidelbecker Holz mit seinen Kindern oder Enkelkindern und anschliessendem Zubereiten daheim. Auch ausgiebige Reisen, wie z B Kanadas wilden Westen, Tunesien, die Riviera und Cote d Azur, die Olympia Sportstätten von Sotschi oder die Adriaküste von Dubrovnik, im damaligen Jugoslawien, fanden sein Interesse.
Ob Irish Folk in Möllenbeck, Altstadtfest, Doktorsee in Flammen, Midsommar in seiner zweiten Wahlheimat Schweden oder Sylvestertanz im Alten Zollhaus, das Feiern schätzte er - wenn es geschmackvoll war - und er war ein sehr guter Tänzer. In seiner Jugend ein großer Fan von Peter Kraus, James Dean und Rock n Roll.
Seine ganze Familie schätzte seine sanften Seiten und liebevolle Art und er war für jedes Problem ein offener, hilfsbereiter Familienvater. Wenn man den Vater fragte konnten sich die Kinder sicher sein, Papa hilft - zu jeder Zeit!
Familie war ihm über alles wichtig, ob gemeinsame Weihnachtsfeste oder das Grillen am lauen Sommerabend...wenn alle zusammen kamen war er glücklich.
Treue - Loyalität - Aufrichtigkeit und ein starkes Gerechtigkeitsempfinden - das waren für Manfred bedingungslose Werte und Ideale.
Was er nicht mochte waren Disharmonie oder Konflikte - da zog er sich zurück - mied mitunter auch Konfliktbereinigendes - das war nicht sein Gebiet, in dieser Überforderung befindlich führte das auch zu Rückzug wo er als ausgleichendes Momentum als Vater mit Machtwort gebraucht worden wäre. Als Mensch der sanften Töne stand er einer groben, lauten Welt skeptisch bis zurückhaltend gegenüber.
Wenn man sich im ruhigen Gespräch ihm gegenüber ratsuchend zeigte, wusste man:- Papa ist voll für einen da, er nimmt sich Zeit für dich!
Der Lippischen Heimat blieb er stets verbunden und kannte unglaublich viele Geheimtipps und -ecken. Wenn Dorfgemeinschaftsfeste stattfanden kam Manfred gern zurück zu den Wurzeln, pflegte den Kontakt zu seinen alten Klassenkameraden und Sportsfreunden. Seine Freundschaft zu Friedhelm Klemme begleitete ihn lange.
Kohlrouladen, Braten, Grünkohl mit Pinkelwurst, Scholle, Hering-in-Gelee,...kurz gesagt: gute deutsche Küche schätzte er besonders - war aber auch der italienischen, griechischen und sogar chinesischen Küche gegenüber offen.
Einfühlsam und sensibel war Manfred, auch war er - wenn er wollte - ein großer Charmeur und Romantiker.
Seine tiefsinnige humorvolle Ader und sein besagter Charme bleiben besonders in Erinnerung und werden in seinen Nachfahren weiterleben.
Die Messlatte für "Opa-Sein" hat er hochgelegt, wenn ein Enkelkind zu ihm kam spürte man eine Ruhe und Geborgenheit wie es sich eben gehört. Auch seine Schwiegertöchter und -söhne nahm er schnell in die Familie auf und behandelte sie, wenn gewünscht, wie eigene Kinder.
Manfred Wallenstein ist wenige Wochen vor seinem 79. Geburtstag gestorben, wäre nächstes Jahr 80 geworden und wird als Instanz innerhalb des Familien- und Freundeskreises bitter fehlen.
Er war ein ruhiger Mann; Sanft, sensibel, bedacht.
Tröstend bleibt: Er hat sich von all seinen Familienmitgliedern im Guten und liebevoll verabschieden können und musste keine Schmerzen leiden. Auch seine Angst vor dem Tod hat er überwunden und starb nach einem erfüllten Leben mit einem Lächeln im Gesicht.
Wir vermissen dich und deine Umarmungen - aber in uns lebst du weiter! Wir sind dir dankbar für all das, was du uns beigebracht und gezeigt hast! Das Frühstücken mit dir, das abendliche Gespräch oder einfach Beisammensein im Fernsehzimmer mit deinen Söhnen und deiner Tochter, deinen Enkeln, vor allem aber deiner über alle Maßen und bis zuletzt geliebten Frau; Die Geborgenheit, welche du durch und durch ausgestrahlt hast - sie wird zur Erinnerung und Aufgabe. Es ist an uns dies weiterzuführen.
S.
Quellenverweis: Silixer Ahnenbuch, bestellbar über den Heimatverein Silixen.
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