Wie wollen wir sterben?
Es ist eine unabänderliche Tatsache: Wir alle werden eines Tages sterben. Wir wissen das - und verdrängen es gerne. Sich den eigenen Tod, das eigene Sterben vorzustellen, bringt uns an die Grenzen unseres Denkens, unsere Fantasie versagt. Schnell schieben wir die Gedanken an den Tod beiseite und tun so, als gäbe es ihn nicht. Und wenn wir doch an ihn denken, dann wünschen wir uns einen schnellen schmerzlosen Tod, am besten in hohem Alter und zuhause - aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird unser Ende so nicht sein. Solange wir zum eigenen Sterben schweigen, werden wir uns und unsere Angehörigen unvorbereitet und hilflos in eine Achterbahn der Gefühle stürzen. Es wird Zeit, dass der Tod ein Thema unseres Lebens wird.
Die großen Tabus fallen. Wichtige Themen unseres Lebens wie Sexualität oder Geburt sind öffentlicher geworden. Doch auch das Thema Tod bahnt sich immer öfter über Bücher und Filme seinen Weg in die gesellschaftliche Diskussion. Seminare zu Sterbe- und Trauerbegleitung finden großen Anklang, die Hospizbewegung und die neuere Forschung rücken das Ende des Lebens ins öffentliche Bewusstsein. Doch wir beziehen das Sterben noch allzu häufig auf das Sterben der anderen.
Der Tod gehört zu uns
Es ist ein erster Schritt: Wenn wir uns dem Sterben der anderen nähern, wird uns der Gedanke an den eigenen Tod vertrauter. Und wenn wir erleben, dass es ein Sterben geben kann, in dem der/die Sterbende einfühlsam begleitet wird, kann das viel vom Schrecken des Todes nehmen und helfen, sich den Vorstellungen über den eigenen Tod anzunähern. Vorsorge- und Patientenverfügung sind zwei Möglichkeiten, um Regelungen für den Fall zu treffen, in denen man selbst als Patient/-in nicht mehr in der Lage ist, Entscheidungen kundzutun.
Sterben üben?
Doch das Befassen mit dem eigenen Sterben umfasst mehr: Es ist das Anschauen unserer Sterblichkeit, mit dem wir unser Leben schon jetzt bereichern können. Denn wir können das endgültige Sterben nicht üben, aber uns mit jedem Wandel in unserem Leben der Veränderlichkeit unseres Seins bewusst werden.
Über das Sterben reden heißt auch: zuzuhören, wenn jemand etwas darüber zu erzählen hat, neugierig zu sein und Fragen zu stellen, hinzugucken und eine Haltung einzuüben, die Offenheit zulässt und nicht direkt abblockt. Das alles trägt dazu bei, dass wir Vorstellungen entwickeln können, was uns bei unserem Abschied vom Leben wichtig ist. Wo und wie möchte ich sterben? Was heißt es für mich, in Würde zu sterben?
Artikel geschrieben von Eva-Maria Glagau
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