Trauer
Wenn der Mensch einen Verlust erleidet, so begegnet er diesem Verlust meistens mit der emotionalen Reaktion der Trauer, welche im Grunde genommen ein Konglomerat an vielen unterschiedlichen Gefühlen ist. Trauern kann man um vieles: um den Verlust seiner Heimat, seines Arbeitsplatzes, eines Menschen oder aber um den Verlust von anderen Dingen wie den Verlust der Jugend, der Schönheit oder der Unschuld. Der Verlust eines Menschen durch den Tod stellt dabei wahrscheinlich den Verlust dar, der die heftigsten Gefühle der Trauer auslöst.
Trauer als Prozess
Gefühle sind keine stabilen Einheiten, die ewig unveränderbar bleiben. Das zeigt sich bei der Verliebtheit, die sich zu Liebe oder Ernüchterung wandeln kann, es zeigt sich aber auch bei der Trauer, die sich von vernichtendem Schmerz zu wehmütiger Melancholie wandeln kann. Die meisten Psychologen gehen mittlerweile davon aus, dass Trauern ein Prozess ist, der sich über eine längere Zeit hin zieht und von einem Wechselbad der Gefühle begleitet wird.
Phasen der Trauer
Dabei werden je nach Modell unterschiedliche Phasen der Trauer definiert, die aber grundsätzlich dem gleichen Schema folgen:
- Schock und Lähmung
Wenn man die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen erhält, ist man erst einmal geschockt und fühlt sich wie gelähmt. Man kann vielleicht noch nicht einmal weinen oder schreien, weil die Nachricht so unfassbar, ist, dass sie sämtliche Reaktionen unterbindet. Die steinerne Miene beim Empfang der Todesnachricht hat also nichts mit Gefühllosigkeit zu tun, sondern mit der Lähmung angesichts einer undenkbaren Situation. - Leugnen
Nachdem der erste Schock abgeklungen ist, versuchen viele Menschen, sich vor den schmerzlichen Gefühlen durch Leugnen der Situation zu retten. Es darf, es kann nicht wahr sein! lautet ihr Credo, und sie versuchen, ihr Leben fortzusetzen, als sei nichts passiert. Jeden Moment kann der verstorbene Mensch wieder zur Tür herein kommen, es war alles nur ein großer Irrtum. - Akzeptanz, Schmerz und Verzweiflung
Spätestens bei der Bestattung des Verstorbenen fordert dann die Realität ihr Recht: Man muss mit eigenen Augen mit ansehen, wie die sterblichen Überreste des geliebten Menschen in die Erde gegeben oder verbrannt werden. Nun hilft auch das Leugnen nichts mehr, die letzte Hoffnung ist erloschen, und der Schmerz bricht sich mit Macht seine Bahn.
Für viele Menschen sind diese intensiven Gefühle so unerträglich, dass sie versuchen, ihnen zu entkommen, indem sie sich betäuben: Durch Drogen, Alkohol, die Arbeit oder flüchtige Abenteuer, die sie von ihrer Trauer ablenken. Will man diese aber überwinden und integrieren, so muss man sich auch dem Schmerz stellen. - Wut, Aggression und Hilflosigkeit
In dieser Phase der Trauer hadern die Menschen mit ihrem Schicksal. Dabei können sich Phasen der Wut mit Phasen der Ohnmacht und der Hilflosigkeit abwechseln. Die Wut kann sich allgemein gegen das Schicksal oder Gott wenden, wenn der Mensch gläubig ist, aber auch gegen bestimmte Personen, wie den Arzt, der den Angehörigen behandelt hatte, falls er krank war. Die Aggression kann sich aber auch in Form von Schuldgefühlen gegen einen selbst richten, man glaubt, man habe versagt und hätte das Leben des Menschen retten können, wenn man nur dies oder jenes getan hätte.
Diese Wut wird dann oft plötzlich durch das Gefühl einer absoluten Hilflosigkeit abgelöst; man kann gegen die Launen des Schicksals nicht angehen, man kann nichts tun, man ist ein Opfer ohne jegliche Einflussmöglichkeit, es ist ohnehin alles sinnlos. Nehmen diese Phasen überhand, besteht die Gefahr einer dauerhaften Depression.
Die Wut ist daher ein sehr nützlicher Begleiter bei der Trauer, denn Wut aktiviert und befreit aus dem lähmenden Zustand der Hilflosigkeit. - Rückzug und endgültige Akzeptanz
In dieser Phase der Trauer lässt man die Gefühle der Wut und des Aufbegehrens hinter sich und akzeptiert endgültig die Tatsache, dass man ab jetzt das Leben ohne die verstorbene Person neu gestalten muss. In dieser Phase besteht oft das Bedürfnis, sich von anderen Menschen und seinem Alltag zurück zu ziehen, damit man eine neue Basis für sein zukünftiges Leben definieren kann. In dieser Phase kann es sehr hilfreich sein, sich an einen ruhigen Ort zu begeben, an dem man die benötigte Ruhe finden kann. - Frieden und Neuorientierung
In dieser letzten Phase der Trauer hat der Mensch seinen inneren Frieden mit dem Tod des geliebten Menschen gemacht und für sich einen Weg gefunden, ihn in neuer Art und Weise in sein Leben zu integrieren. Er wird nie vergessen werden, er steht aber auch nicht einem Neuanfang im Wege. So wird jetzt selbst das Eingehen einer neuen Beziehung wieder denkbar, was zu Beginn des Trauerprozesses noch unvorstellbar war.
Diese Phasen der Trauer können von Mensch zu Mensch in ihrer Dauer und Intensität stark variieren. Das ist in Ordnung so, denn Gefühle lassen sich nun einmal nicht auf Knopfdruck steuern oder an- und abschalten; sie halten sich auch nicht an Standardisierungen. Stellt man jedoch fest, dass man sehr lange in einer bestimmten Phase der Trauer fest steckt, so ist es empfehlenswert, in diesem Fall den Rat eines professionellen Trauerbegleiters einzuholen. Diese Personen sind darin geschult, Menschen bei der Bewältigung ihrer Trauer zu unterstützen und können wertvolle Hilfestellungen leisten, um den Prozess zu absolvieren.
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