Seelenamt
Das christliche Verständnis geht davon aus, dass der Mensch mit der Erbsünde behaftet ist und keine reine Seele besitzt. Soll er jedoch in das Himmelreich eingehen, so muss seine Seele vorher geläutert werden. Diese Läuterung geschieht nach christlicher Auffassung nach dem Tod im Fegefeuer, in dem die Seelen Buße für ihre Sünden tun muss und von Gottes Gnade abhängig sind, ob und wann dieser sie aus dem Fegefeuer erlöst.
Die Kirche vertritt auch die Auffassung, dass Fürbitten und Gebete der Lebenden für einen bestimmten Verstorbenen dazu beitragen können, dass die Zeit der Seele im Fegefeuer verkürzt wird. Aus dieser Auffassung hat sich die Tradition entwickelt, Gedenkgottesdienste abzuhalten, in denen der Toten gedacht und um die Rettung und Erlösung ihrer Seelen gebetet wird. Ein solcher Gedenkgottesdienst ist das Seelenamt.
Veranlassung eines Seelenamtes
Ein Seelenamt kann von verschiedenen Seiten aus veranlasst werden. Einerseits kann der Verstorbene selbst zu seinen Lebzeiten Vorsorge tragen und mit der Kirche vereinbaren, wann und wie viele Seelenämter für ihn zelebriert werden sollen. Solche Messen auf Anfrage für einen bestimmten Menschen werden der Kirche durch ein sogenanntes Messstipendium vergütet. Soll das Seelenamt auf unbestimmte Zeit regelmäßig abgehalten werden, so wird oft eine Stiftung eingerichtet, aus deren Erträgen die Seelenämter finanziert werden.
Ein Seelenamt wird aber auch oft von den Hinterbliebenen veranlasst, traditionell am ersten Jahrestag des Todes. In dieser Messe wird noch einmal des Verstorbenen gedacht, und zur Rettung seiner Seele aus dem Fegefeuer werden von der Familie und den Gemeindemitgliedern spezielle Fürbitten ausgesprochen. Man kann den Text und die besonderen Fürbitten, die verlesen werden sollen, vorher mit dem zuständigen Geistlichen absprechen, damit es wirklich ein denkwürdiges Seelenamt für den verstorbenen Menschen wird.
Natürlich kann auch die Kirche selbst ein Seelenamt veranlassen. Dies geschieht zum Beispiel, wenn eine in den Augen der Kirche wichtige Person gestorben ist, aber es gibt auch allgemeine Seelenämter wie die Messe zu Allerseelen, in der für alle Verstorbenen Fürbitten gesprochen werden. Auch in der Hochmesse am Sonntag werden oft Fürbitten für die in der letzten Woche verstorbenen Gemeindemitglieder gesprochen.
Gestaltung eines Seelenamtes
Der Ablauf eines Seelenamtes folgt der üblichen kirchlichen Liturgie und wird als normale Messe gefeiert. Erfolgt eine Begleitung der Zeremonie durch Musik und einen Kirchenchor, so spricht man auch von einem Requiem. Das Wort Requiem kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Ruhe – und um die ewige Ruhe wird ja im Seelenamt gebeten.
Das herkömmliche Seelenamt ist noch sehr in der alten Tradition der Bußfertigkeit und der Gottesfurcht verhaftet. Die Gläubigen sind sich bewusst, dass sie und der Verstorbene Sünder sind, die bußfertig sein müssen und deren Seelenheil von Gottes Gnade abhängig ist. Diese eher düstere Note des Glaubens spiegelt sich in den während des Seelenamtes verwendeten Farben wider; es werden die liturgischen Trauerfarben Schwarz und Violett gewählt.
Das moderne Christentum hat den Schwerpunkt bim Seelenamt etwas verschoben. So wird nicht mehr so stark auf die düsteren Aspekte des Glaubens fokussiert, sondern die positiven Aspekte wie die Hoffnung auf Auferstehung und Erlösung stehen im Vordergrund. Deshalb spricht man bei dieser Art Seelenamt auch von einem Auferstehungsamt, da es vom Glauben an die Auferstehung getragen wird. Dieser positivere und hoffnungsvollere Ansatz wird auch in den liturgischen Farben aufgegriffen: Beim Auferstehungsamt dominiert die Farbe Weiß.
Wirkung eines Seelenamtes
Wenn die Hinterbliebenen gläubige Menschen sind, ist für sie die Abhaltung eines Seelenamtes für ihren Angehörigen eine wichtige und tröstliche Aufgabe. Sie haben dabei das Gefühl, dass sie auch nach dessen Tod dem Verstorbenen noch einen Liebesdienst erweisen und durch ihre Gebete aktiv zur Rettung seiner Seele beitragen können.
Aber auch nicht religiöse Menschen veranlassen ein Seelenamt, wenn der Verstorbene religiös gewesen ist. Für sie liegt der Trost der Zeremonie darin, dass sie den Toten in Erinnerung behalten und ihn und seine Wünsche auch nach dem Tod noch respektieren. So können sie ihrer Wertschätzung erneut Ausdruck verleihen, auch wenn sie mit dem Inhalt der Zeremonie nicht unbedingt konform gehen.
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