Tod und Alltag
Wenn der Tod kommt, bricht er mit Macht in den Alltag. All unsere Routine, unsere Gewohnheiten, unsere Standfestigkeit im Leben geraten aus den Fugen, wenn jemand stirbt, der uns nahe war, den wir geliebt haben. Da ist es gleichgültig, ob der Tod plötzlich kam oder ob er lange erwartet war: Der Tod reißt eine Lücke. Er nimmt uns einen geliebten Menschen. Die Trauer lässt in uns den Wunsch wachsen, innezuhalten und auf das zu horchen, was sich in unserem Innern abspielt. Doch darf das sein? Gibt es hierfür Raum?
Trauer braucht ihren Raum
Eine Zeitlang müssen wir noch weiter funktionieren. Es gibt viel zu tun: Die Beerdigung muss geplant werden, Einladungen zur Trauerfeier verschickt, vielleicht eine Wohnung aufgelöst werden, zahlreiche Dinge sind zu erledigen, oftmals unter großem Zeitdruck. Doch dann – irgendwann - kehrt die Stille ein. Alles Organisatorische ist getan. Nun will die Trauer gelebt werden. Doch dann bricht der Alltag in die Trauer - alles muss weitergehen: Arbeit, Familie, Unternehmungen fordern wieder Zeit und Aufmerksamkeit. Doch der/die Trauernde funktioniert nicht mehr so wie zuvor. Starke Gefühle tauchen auf. Traurigkeit, Wut, vielleicht Verzweiflung. Auch körperliche Zustände wie Erschöpfung, vielleicht Herzrasen, Schwindel oder Schlaflosigkeit sind nicht selten. Wie soll der/die Trauernde das aushalten, wem das mitteilen?
Bewusst trauern
Trauer muss ihren Platz im Alltag finden, damit der Abschied vom geliebten Menschen gelingen kann, auch wenn ringsum nur noch Schweigen herrscht. Machen Sie Ihre Trauer in Ihrem Umfeld deutlich. Muten Sie sich mit Ihrer Traurigkeit anderen zu: Sprechen Sie von Ihrer Trauer. Oft wird Ihr Gegenüber froh darüber sein, dass Sie das Thema angesprochen haben, weil ihn Unsicherheit davon abgehalten hat, Sie auf Ihren Verlust anzusprechen. Denn der Umgang mit Tod und Trauer ist in unserer Gesellschaft nicht so selbstverständlich, wie er früher einmal war. Doch Sprachlosigkeit macht krank: Ihre Gefühle sind wichtig und Ihre Trauer existenziell. Sie auszudrücken, bedeutet, etwas in Blickfeld zu holen, was in unserer Gesellschaft nicht so gern gesehen wird: Trauer. So bringen Sie sie in den Alltag zurück. Und schaffen sich wieder Raum für Freude.
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Artikel geschrieben von Eva-Maria Glagau
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