Orte der Trauer
Sie sind da, um die Hinterbliebenen ins Trauern zu bringen. Sie setzen der Hektik der uns umgebenden Welt einen Gegenpol. Hier sammeln wir uns, hier erinnern wir uns. Für viele ist das Grab der Ort, um an die Verstorbenen zu denken und zu trauern. Hier haben wir ihren Körper oder ihre Asche der Erde übergeben, hier haben wir gestanden und uns ist klar geworden: Wir müssen unwiderruflich und auf immer Abschied nehmen von dem uns nahen Menschen.
Die Erinnerung an die/den Verstorbene/n ist vor allem kurz nach dem Tod allgegenwärtig. Sein Grab auf dem Friedhof ist der Ort, an den wir uns halten können, weil der Tod hier noch mal begreifbar wird. Da, wo wir den oder die Verstorbene/n haben loslassen müssen, da zieht es uns hin, weil dieser Ort den noch unfassbaren Abschied symbolisiert und uns hilft, ihn in seiner Radikalität zu begreifen. Und weil wir die Nähe zu dem oder der Toten dort spüren: Dort liegt der Mensch begraben, den wir kannten, mit dem wir gelacht haben, den wir in den Arm nehmen und dessen Wärme spüren konnten.
Wo trauern, wenn es keine Orte gibt?
Doch nicht immer gibt es Raum und Zeit, um am Grab um einen nahen Menschen zu trauern. Was, wenn der/die nun Verstorbene eine anonyme Bestattung gewünscht hat, was, wenn die Hinterbliebenen in großer Entfernung zum Friedhof leben oder gar in alle Welt verstreut sind? Hier sind selbst geschaffene Orte des Andenkens wichtig, damit die Trauer ihren Platz bekommt.
Gestalten ist bewältigen
Schon mit dem liebevollen Errichten des eigenen Trauerortes beginnt die Trauerbewältigung: Wir wagen uns an die veränderte Situation, wir nähern uns der/dem Verstorbenen. Wir gestalten und fühlen uns nicht mehr nur ausgeliefert. Wir können Bilder aufstellen, wir können uns fragen, was ihm/ihr wichtig war, Gegenstände oder Symbole dafür finden und sie am selbst gewählten Trauerort aufstellen. Wir finden unsere ganz eigene Art, mit der Trauer umzugehen. Und es gibt keine Tabus. Erlaubt ist, was uns hilft, unsere Gefühle in Bewegung zu bringen, unsere Trauer zu leben: vom Bild mit Kerze bis zum Gummibärchen-Altar im Wohnzimmer.
Artikel geschrieben von Eva-Maria Glagau
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