Gruft und Mausoleum
Vielen Menschen ist die Vorstellung unangenehm, dass ihre verstorbenen Angehörigen langsam in einem Erdgrab vermodern – ihre Phantasie zeigt ihnen die dabei ablaufenden Prozesse nur zu lebhaft. Aber eine Feuerbestattung lehnen sie oft auch ab, zum Teil aus religiösen Gründen. Was bleibt dann als Alterative übrig? Auch heute noch kann man auf das Konzept der Bestattung in einer Gruft oder einem Mausoleum zurück greifen. In beiden Fällen wird der Sarg nicht der Erde übergeben, sondern in einer Umgebung aus Stein aufbewahrt – bei der Gruft unterirdisch, beim Mausoleum oft oberirdisch.
Gruft und Mausoleum haben eine lange Tradition
In Europa hat die Bestattung in einer Gruft ursprünglich in Kirchen begonnen, in denen hochstehende Personen wie Fürsten, Monarchen, Bischöfe oder Kardinäle bestattet wurden. Dabei gab es zwei unterschiedliche Formen von Grüften.
Die in den Boden eingelassene Gruft
Hier werden die Särge beziehungsweise Sarkophage in den Boden eingelassen und mit einer Steinplatte abgedeckt. Die Abdeckplatte der Gruft wurde oft mit dem Abbild des dort Bestatteten versehen, meistens befand sich in der Nische der Gruft auch noch ein Altar und eine Möglichkeit, sich zum Gebet nieder zu lassen. Bei dieser Form der Gruft ist der Sarg oder Sarkophag nicht sichtbar.
Grüfte in einem unterirdischen Raum
Unter vielen Kirchen schuf man für die verschiedenen dort bestatteten Personen einzelne unterirdische Kammern, in denen diese in Sarkophagen aufgebahrt wurden. Auch hier finden sich oft noch ein zusätzlicher Grabstein sowie ein kleiner Altar und die Möglichkeit, sich zum Gebet nieder zu lassen.
Im Laufe der Zeit blieb die Bestattung in einer kirchlichen Gruft nur besonders hochstehenden Personen vorbehalten, denn die Erkenntnisse der Wissenschaft führten dazu, einen Friedhof als den passendsten Ort für eine Bestattung an zu sehen. Aber auch auf Friedhöfen gab und gibt es natürlich die Möglichkeit, sich in einer Gruft oder einem Mausoleum bestatten zu lassen. Denn das aufstrebende Bürgertum wollte auf Dauer nicht hinter den Fürsten und dem Klerus zurück stehen, so dass auch sie oft monumentale Grüfte und Mausoleen auf den Friedhöfen errichten ließen, um ihre soziale Stellung zu demonstrieren.
Auch heute kann man auf etlichen Friedhöfen noch eine Bestattung in einer Gruft in Anspruch nehmen, allerdings ist diese oft mit Auflagen verbunden und zudem recht teuer. Die sichtbaren Sarkophage oder Särge sind in vielen Fällen reich verziert und aufwändig gestaltet. In allen Fällen besteht der Sarkophag aus einem dauerhaften Material (früher aus Stein, heute auch aus modernen Materialien wie Metall oder einem Holzsarg mit Metalleinsatz), welches möglichst luftdicht sein sollte, damit keine Auswirkungen eines Verwesungsprozesses nach außen dringen können. Zusätzlich wird der Leichnam oft einbalsamiert, um die Verwesungsprozesse zu unterbinden oder zu dämpfen.
Formen von Grüften
Grüfte haben einen sehr repräsentativen Charakter, da sich diese Form der Bestattung nicht jeder leisten konnte. Daher waren und sind sie ein Zeichen der Bedeutung der verstorbenen Person, denn eine Gruft ist nicht für jeden erschwinglich.
Familiengruft
Diese Form der Gruft ist sicher am verbreitetsten gewesen. Eine Familiengruft wird oft als Erbbegräbnis respektive Grablege einer Familie angelegt. Diese Begriffe bedeuten, dass die Gruft der Familie dauerhaft zur Bestattung ihrer Familienmitglieder zur Verfügung steht, dass das Recht zur Beisetzung also innerhalb der Familie weiter vererbt wird. Diese Grüfte sind naturgemäß recht groß, da sie ja zur Aufnahme etlicher Särge bestimmt sind.
Einzelgruft
Die Einzelgruft ist heute nicht mehr sehr verbreitet, da sie mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Aber nach wie vor leisten es sich reiche Personen, sich eine eigene Gruft oder ein Mausoleum zu kaufen. So hat der verstorbene Münchner Modedesigner Rudolph Moshammer für seine Mutter eine Gruft in einem Mausoleum errichten lassen, in der er nach seinem gewaltsamen Tod auch selbst die ewige Ruhe fand.
Gemeinschaftsgruft
Eine Gemeinschaftsgruft ist ebenfalls eine Gruft für mehrere Personen, die allerdings nicht aus einer Familie stammen müssen. Gemeinschaftsgrüfte gibt es als privat organisierte Grabstätte, aber auch für bestimmte Organisationen wie die Insassen eines Klosters, die in einer solchen Gruft beigesetzt wurden.
Sargwandnischen
Sargwandnischen befinden sich in einer Kirche oder einem Mausoleum, in denen das freie Aufstellen eines Sarges oder Sarkophags nicht möglich ist. Die Särge werden dabei in Wandnischen beigesetzt, welche dann mit einer Platte verschlossen werden.
Pseudogruft
Bei einer Pseudogruft handelt es sich um gruftartige Gräber, die durch das Verschließen mit einer Steinplatte ein Aussehen ähnlich dem einer Gruft haben, die aber nicht ausgemauert sind. Bei ihnen wird der Sarg wie bei einem herkömmlichen Grab auch direkt in der Erde bestattet. In manchen Fällen ist die Gruft zwar gemauert, wird aber nach dem Herabsenken des Grabes mit Erde gefüllt.
Die amerikanische Gruft
In Amerika ist es vielerorts schon Vorschrift, dass der Sarg nicht direkt in die Erde gegeben werden darf, sondern mit einem Überbehältnis, der sogenannten Erdgruft, versehen werden muss. Das Ziel dabei ist es, ein ungleichmäßiges Einsinken des Erdreichs bei dem Verfall des Sarges zu verhindern – dieses reduziert die Kosten der Friedhofspflege enorm. Diese modernen Grüfte bestehen nicht mehr nur aus Stein, sondern auch aus modernen Fasern wie Fiberglas oder Kunststoff. Die Argumente für diese Art Gruft besagen auch, dass eine solche Gruft zum einen verhindert, dass das Grundwasser belastet wird, und zum anderen bei Naturkatastrophen Särge nicht aus ihren Gräbern geschwemmt werden können.
Bekannte Mausoleen in Deutschland
- Mausoleum der Wettiner bei der Erbbegräbnisstätte auf dem Gelände des Klosters Altzella
- Mausoleum der ostfriesischen Adelsfamilie Cirksena in Aurich, Ostfriesland
- Stourdza-Kapelle - Rumänisch-Orthodoxe Grabkapelle in Baden-Baden
- Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg in Berlin, erbaut für Königin Luise
- Mausoleum im Schlosspark Bückeburg der Fürsten zu Schaumburg-Lippe
- Mausoleum der Fürsten zu Schaumburg-Lippe in Stadthagen
- Mausoleen im Park Rosenhöhe in Darmstadt
- Mausoleum der Herzöge von Anhalt in Dessau
- Mausoleum der Fürsten zu Wied-Runkel in Dierdorf, Westerwald
- Mausoleum von Karl August Lingner, Erfinder des Odol-Mundwassers auf dem Gelände des Lingnerschlosses (eigentlich Villa Stockhausen) in Dresden, Sachsen
- Stollwerck-Mausoleum in Feldkirchen-Westerham, Oberbayern
- Mausoleen auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main
- Mausoleum der Könige von Hannover im Berggarten in Hannover
- Grabkapelle der Großherzoglich-Badischen Familie im Fasanengarten in Karlsruhe
- Mausoleum von Emil von Behring in Marburg-Marbach
- Mausoleum der Großherzöge von Oldenburg in Oldenburg
- Mausoleum der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg (Rheda-Wiedenbrück)
- Mausoleum von Otto von Bismarck im Sachsenwald
- Die Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart-Rotenberg, das Mausoleum für Königin Katharina Pawlowna
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