Grabstätten
In jeder Kultur ist es nicht nur wichtig, wie die Lebenden miteinander umgehen, sondern auch, wie sie mit ihren Toten verfährt. Und da ist die Vielfalt sehr groß. In manchen Kulturen oder Religionen bestattet man seine Toten eher beiläufig und wünscht nur schmucklose Grabstätten, in anderen wird der Leichnam verbrannt und seine Asche verstreut, so dass es gar keine Grabstätte gibt, und in anderen Kulturen wiederum wird dem Toten zu Ehren eine prunkvolle Grabstätte errichtet – das Taj Mahal und die Pyramiden sind sicher die eindrucksvollsten Beispiele für eine solche Grabstätte.
Grabstätten als Trost und Anlaufstelle
Die Grabstätten dienten schon immer dazu, an einen verstorbenen Menschen zu erinnern und einen speziellen Ort der Begegnung zu haben, an dem man mit dem Verstorbenen Zwiesprache halten kann. Dies wird man besonders dann tun, wenn man eine starke persönliche Bindung an diesen Menschen hatte. Man kann ihn dort immer wieder besuchen und sich am Grab dem Menschen besonders verbunden fühlen, man spürt dort immer noch seine Präsenz.
Aber Grabstätten dienen auch der Öffentlichkeit als Anlaufstelle. So kann eine Grabstätte als Mahnmal dienen, die an vergangene Opfer und ihnen zugefügtes Unrecht erinnern soll. Aber auch die Gräber berühmter Personen werden immer wieder aufgesucht, weil man so ihren Leistungen noch einmal Tribut zollen kann. Bei dem Besuch eines solchen Grabes fühlt man sich dem Verstorbenen näher und kann sein Leben und Wirken noch besser würdigen.
Arten von Grabstätten
Grabstätten können sehr unterschiedlich gestaltet werden. Zuallererst muss man entscheiden, ob man eine oberirdische oder eine unterirdische Grabstätte wünscht. In Deutschland sind Grabstätten für Särge in der Regel unter der Erde angelegt, das Mausoleum oder die oberirdische Familiengruft trifft man nur noch sehr selten an.
Wurde der Leichnam eingeäschert, kann man zwischen verschiedenen Grabstätten wählen. Die Urne kann oberirdisch in einem Kolumbarium bestattet werden – das ist eine Art Urnenwand, in deren Nischen die Urnen platziert werden und danach verschlossen werden. Jede Nische erhält dann eine Kennzeichnung mit den Daten des Verstorbenen.
Oberirdisch gibt es für die Bestattung einer Urne auch noch die Möglichkeit einer Urnenstele. Dies sind knapp mannshohe Behältnisse aus Stein oder Beton, in die ein oder zwei Urnen gestellt werden können. Der Friedhof platziert die Stele dann entweder in einem Stelenfeld oder verteilt die Stelen auf dem Friedhof.
Bei den Grabstätten unter der Erde kann man wählen, ob man ein persönliches Grab haben möchte, welches dann nach eigenen Vorstellungen bepflanzt und geschmückt werden kann. Dies ist am besten möglich bei einem sogenannten Wahlgrab – man sucht sich auf dem Friedhof unter den zur Verfügung stehenden Gräbern selber eines aus. Wahlgräber gibt es sowohl für Sargbestattungen als auch für Urnenbestattungen.
Bei einem Reihengrab sind die Gestaltungmöglichkeiten oft eingeschränkter. Diese Grabstätte wird den Hinterbliebenen in einem Gräberfeld zugewiesen und kann oft nur mit Einschränkungen gestaltet werden. Auch diese Art Grabstätte gibt es für Sarg- und Urnenbestattungen.
Ganz schmucklos sind anonyme Gräber. Hier wissen die Angehörigen nur, dass der Verstorbene Mensch in einem Grabfeld beigesetzt wurde, die genaue Stelle ist ihnen nicht bekannt. Anonyme Grabstätten sind meistens als Rasenfläche gestaltet, die von der Friedhofsgärtnerei gepflegt wird und keinerlei Personalisierung erlaubt. Anonyme Grabstätten werden überwiegend für Urnenbestattungen genutzt, die Möglichkeit zur anonymen Sargbestattung ist selten gegeben.
Relativ neu sind sogenannte Naturgrabstätten. In der BRD sind gegenwärtig nur sogenannte Baumgräber erlaubt. Hierbei wird die Urne (eine Kremation ist für diese Art Grabstätte eine zwingende Voraussetzung) zwischen den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. An dem Baum wird dann ein kleines Täfelchen angebracht, auf dem die Daten des Verstorbenen stehen. Diese Grabstätte darf weder bepflanzt noch geschmückt werden, auch das Aufstellen von Grabsteinen oder Kerzen ist dabei nicht erlaubt.
Weitere Naturgrabstätten findet man nur im näheren Ausland. So kann man zum Beispiel in der Schweiz eine sogenannte Felsbestattung vornehmen – hierbei wird die Urne an einem großen Felsen beigesetzt. Auch bei diesem Naturgrab ist eine weitere Personalisierung nicht gestattet.
Für welche Art von Grabstätte man sich entscheidet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein wichtiger Faktor ist sicher die Frage der Kosten. Generell kann man davon ausgehen, dass eine Grabstätte in der Anschaffung und den laufenden Pflegekosten umso teurer ist, je größer die Fläche ist und je flexibler die Möglichkeiten bei der Gestaltung sind – Wahlgräber mit Mehrfachbelegung kosten also am meisten. Ein anderer wichtiger Faktor ist sicher die Funktion, die das Grab für die Hinterbliebenen erfüllen soll.
Die Grabstätte als letzte Heimstatt eines geliebten Menschen
Das Grab ist der Ort, an dem der Tote zur ewigen Ruhe gebettet wird. Für viele Hinterbliebene ist deshalb die Grabstätte so etwas wie ein neues Domizil – und genau wie beim Domizil für die Lebenden soll auch das des Toten schön geschmückt und gepflegt sein. Deshalb wird oft ein nicht unerheblicher Aufwand betrieben, um das Grab mit einem Grabstein zu versehen und es schön zu bepflanzen.
Dieses Bedürfnis, auch nach dem Tod noch etwas für seinen Angehörigen tun zu können, hält im Übrigen viele Menschen davon ab, sich für ein anonymes Grab oder ein Naturgrab zu entscheiden. Das Pflegen der Grabstätte, das Bringen von frischen Blumen oder das Anzünden eines Grablichtes sind alles liebevolle Handlungen, die einen gewissen Trost spenden können.
Die Grabstätte ist auch für viele Menschen wichtig, um richtig Abschied nehmen zu können. Viele Menschen, denen der Trost eines Grabes verwehrt wurde (wenn nach einem Unglück zum Beispiel der Leichnam nicht geborgen werden konnte), berichten, dass ihnen das Ritual der Beisetzung und des Abschiednehmens sehr fehlt, und sie auch die besondere Anlaufstelle stark vermissen. Deshalb richten die Angehörigen dann oft ein virtuelles Grab im Internet ein, um wenigstens dort diesen ganz speziellen Ort zu schaffen.
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