Friedhöfe
In jeder Kultur haben sich auf Dauer Traditionen entwickelt, wie sie mit ihren Toten verfährt. Dazu gehören zeremonielle Trauerfeiern, bestimmte Bestattungsarten und üblicherweise spezielle Plätze, an denen die Toten bestattet werden. In Deutschland ist dies per Gesetz ein Friedhof oder ein als Friedhofsfläche genehmigtes Areal, wie zum Beispiel ein Friedwald.
Geschichte des Friedhofs
Spezielle Begräbnisstätten gab es schon in der Steinzeit, damals wurden die toten Angehörigen oft in besonderen Familiengrabstätten beerdigt. In den meisten Kulturen befanden sich diese Begräbnisstätten außerhalb der Wohnorte der Lebenden. So entstanden in Ägypten neben den Pyramiden ganze Totenstädte, in denen kultische Handlungen für das Wohl der Toten abgehalten wurden. In anderen Ländern wurden die Toten in Gräberfeldern oder auch in Höhlen oder Katakomben beigesetzt.
Mit dem Aufkommen der christlichen Religion veränderten sich die Friedhöfe allmählich. Gräberfelder außerhalb der Stadt wurden als heidnisch angesehen, und man ging dazu über, die Toten möglichst nahe in oder bei der Kirche und heiligen Reliquien zu bestatten. Davon erhoffte man sich, dass die Heiligkeit der Reliquien sich auch auf die Verstorbenen ausdehnte und diese so eine gnädigere Aufnahme ihrer Seele finden würden.
Die Plätze in der Kirche waren hohen Würdenträgern vorbehalten, und so entstand um die Kirche herum ein eingefriedetes Areal, in welchem die Bürger beerdigt wurden. Das Gebiet wurde geweiht, und nur Bürger eines gewissen Standes und ohne kriminelle Vergangenheit wurden in der geweihten Erde bestattet. Die niederen Stände sowie kriminelle Elemente und Selbstmörder wurden außerhalb des Friedhofs oder der Stadtmauern in Massengräbern beigesetzt.
Durch die Reformation und den Platzmangel auf den innerstädtischen Friedhöfen ergab sich ab dem sechzehnten Jahrhundert wieder vermehrt die Notwendigkeit, die Friedhöfe wie früher üblich wieder außerhalb der Stadt anzulegen. Deshalb findet man heutzutage nach wie vor alte Kirchenfriedhöfe, die allerdings zum Teil nicht mehr genutzt werden, als auch Friedhöfe, die von der Kirche losgelöst sind und sich oft vor den Toren einer Stadt befinden.
Funktionen von Friedhöfen
Die Friedhöfe erfüllen mehrere Funktionen für die Bevölkerung.
Friedhöfe zur Aufnahme der Toten und Gewährleistung der Totenruhe
In Deutschland herrscht Friedhofszwang, das bedeutet, dass ein verstorbener Mensch nur auf einem Friedhof bestattet werden darf, unabhängig von der Bestattungsart. Die einzige Ausnahme ist die Seebestattung, bei der die Urne mit der Asche des Verstorbenen der See übergeben wird. Der Gesetzgeber will durch den Friedhofszwang einerseits gewährleisten, dass die Totenruhe nicht gestört wird – eine Störung derselben wird sogar strafrechtlich verfolgt. Und andererseits diente der Friedhofszwang gerade in früheren Zeiten wegen der Seuchengefahr auch als hygienische Maßnahme.
Friedhöfe als Stätte des Gedenkens und der Erinnerung
Für die Hinterbliebenen ist der Friedhof ein wichtiger Ort, stellt doch das Grab bei der Trauerbewältigung einen wichtigen Ankerpunkt dar. Sie können es immer wieder besuchen, sich erinnern und auf stille Weise mit dem Verstorbenen Zwiesprache halten.
Friedhöfe als ökologische Räume
Gerade die innerstädtischen Friedhöfe stellen mit ihrem oft nicht unerheblichen Areal begrünte Flächen dar, die dem Stadtklima zuträglich sind. Zudem entwickeln sich auf Friedhöfen wegen der relativen Ruhe und Abgeschiedenheit oft kleine Biotope, in denen gefährdete und seltene Arten einen Schutzraum und ein Rückzugsgebiet finden.
Friedhöfe als Kulturgut
Viele Friedhöfe existieren schon seit Jahrhunderten, und manche von ihnen stehen unter Denkmalschutz. Auf diesen und anderen Friedhöfen findet man bedeutende Kunstwerke wie Skulpturen oder Grabmäler und architektonisch bemerkenswerte Gebäude, die viele Friedhöfe zu einer Touristenattraktion machen. Auch die Friedhöfe, auf denen berühmte Personen beerdigt sind, werden oft von Touristen aufgesucht und besichtigt.
Moderne Friedhöfe
Die heutigen modernen Friedhöfe unterscheiden sich oft von den klassischen Friedhöfen, die um eine Kirche angelegt wurden. Der moderne Friedhof ist klar strukturiert und bietet unterschiedliche Areale für die verschiedenen Religionsgemeinschaften an. Zudem wird der modernen Vielfalt an Bestattungsarten Rechnung getragen, so dass es neben den traditionellen Wahlgräbern auch Reihengräber, Flächen für anonyme Bestattungen, eine Streuwiese, ein Kolumbarium oder eine Waldfläche für Baumbestattungen gibt. Nicht jeder Friedhof bietet zwingend alle Grabformen an, aber eine gewisse Auswahl hat jeder moderne Friedhof.
Die Infrastruktur der modernen Friedhöfe ist ganz auf die Bedürfnisse der Besucher ausgerichtet. Es gibt ausreichend Wege, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind, Wasserstellen und Gelegenheiten zur Entsorgung von Pflanzenabfällen, eine Trauerhalle zur Aufbahrung und eine Feierhalle oder Kapelle für die Trauerfeier, und manche Friedhöfe betreiben sogar ein eigenes Krematorium. Zudem sind im Umfeld des Friedhofs oft Geschäfte angesiedelt, die notwendiges Zubehör für die Grabpflege und die Beerdigungen bieten, wie Floristen oder Friedhofsgärtnereien. Zudem befindet sich oft noch ein Lokal in der Nähe des Friedhofs, so dass die Trauergesellschaft dort einen Leichenschmaus abhalten kann.
Für die Nutzung einer Grabstätte verlangt jeder Friedhof Gebühren, die je nach der Lage und der Region sehr unterschiedlich ausfallen können. Ein anonymes Urnengrab kann man schon ab etwa 300 Euro erwerben, ein schönes Erdwahlgrab hingegen kann Kosten ab 1.500 bis hin zu mehreren Tausend Euro verursachen.
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