Ein guter Freund auch in der Trauer
Ein Mensch ist gestorben, und wir stehen manchmal hilflos dem Schmerz, der Trauer und der Verzweiflung gegenüber, den dieser Tod bei den Familienangehörigen auslöst. Vielleicht haben auch wir den verstorbenen Menschen gekannt und gemocht, vielleicht trauern auch wir um ihn, aber unsere Trauer ist aufgrund der anderen Bindung vielleicht nicht so intensiv wie die der nächsten Angehörigen.
Wir wollen helfen, wir wollen in dieser Zeit der Trauer als Freund für die Hinterbliebenen da sein. Viele Menschen sind jedoch angesichts des Schmerzes oft ein wenig hilflos und wissen nicht genau, was sie jetzt tun sollen, um Trost zu spenden und Unterstützung zu bieten. Etlichen Menschen fällt allein das Aussprechen des Beileids schon schwer, weil ihnen die richtigen Worte fehlen. Wie also kann man als Freund einem Menschen in der Zeit der Trauer helfen?
Hilfreiche Verhaltensweisen zur Unterstützung von Trauernden
Es gibt einige Grundregeln, die sich als sehr unterstützend heraus gestellt haben. Wenn Sie sich daran orientieren, sind Sie sicher auch in der Trauer ein guter Freund.
- Orientieren Sie sich an den Bedürfnissen des Trauernden
Wenn Sie jemanden in seiner Trauer trösten wollen, so sollten Sie sich an dessen Bedürfnissen und nicht an den eigenen orientieren. Sind Sie sich nicht ganz sicher, welches Bedürfnis für den Trauernden gerade besonders wichtig ist, so fragen Sie behutsam nach. - Zeigen Sie Verständnis für emotionale Reaktionen
Gerade in der ersten Zeit der Trauer können sehr intensive Gefühle auftreten. Helfen Sie dem Trauernden, indem Sie ihm oder ihr Raum geben, diese Gefühle auszuleben. Zeigen Sie auch für extreme Reaktionen Verständnis und versuchen Sie nicht, mit Appellen an die Selbstdisziplin die Intensität zu dämpfen. Manches muss ausgelebt werden, und das „Jetzt beruhige dich doch und reiß dich zusammen“ zeugt nur von großem Unverständnis und der Verurteilung der emotionalen Reaktion als nicht angemessen. - Hören Sie zu
Viele Trauernde haben das Bedürfnis, über das Ereignis und ihre Gefühle dazu zu sprechen. Hören Sie zu und seien Sie geduldig, wenn manche Themen wieder und wieder angesprochen werden. Dieses wiederholte Sprechen über dasselbe Thema gehört zum Prozess der Trauerbewältigung und ist wichtig, deshalb sollten Sie auch beim zehnten Mal genauso interessiert und geduldig zuhören wie beim ersten Mal. - Schweigen Sie, wenn Sie sprachlos sind
Es ist schön, wenn Ihnen echte Worte des Trostes einfallen, die Ihrem Freund weiter helfen. Wenn Ihnen diese aber fehlen, so sagen Sie ihm oder ihr, dass Sie sprachlos sind. Diese Ehrlichkeit ist besser als der Rückzug auf Floskeln und Killerphrasen wie die, dass die Zeit alle Wunden heilt, andere Mütter auch schöne Töchter oder Söhne hätten oder dass man ja noch jung sein und weitere Kinder bekommen könne. Diese Floskeln demonstrieren nur die eigene Hilflosigkeit gepaart mit einer großen Unsensibilität – das ist nichts, was man von einem guten Freund erwartet. - Spenden Sie den Trost körperlicher Nähe
Es kann sehr viel helfen, wenn man in seinem Schmerz einfach in den Arm genommen wird und spürt, dass ein anderer Mensch mit einem leidet und für einen da ist. Achten Sie auf behutsame Signale – speziell Männern fällt es oft nicht leicht, das Bedürfnis nach einer tröstlichen Umarmung eines Freundes zu äußern. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie eine liebevolle Berührung wie einen Händedruck oder das Tätscheln der Schulter ausprobieren; die Reaktion darauf zeigt oft deutlich, ob der Mensch gerade eine Umarmung braucht oder nicht. - Helfen Sie ganz praktisch
In der ersten Zeit nach dem Todesfall muss oft der gesamte Alltag umstrukturiert werden. Nehmen Sie Ihrem Freund das ab, was Sie können und was den Freund vor zusätzlichem Stress bewahrt, bis er sich wieder etwas gefangen hat.
Helfen Sie Ihrem Freund aber auch dabei, wieder Schritt für Schritt in den normalen Alltag zurück zu finden. Fordern Sie ihn oder sie nach einer gewissen Zeit auf, doch einmal wieder mit zum Sport zu gehen, ermuntern Sie ihn oder sie, die üblichen Aktivitäten von vor dem Todesfall allmählich wieder aufzunehmen. - Achten Sie auf Warnzeichen
Manchmal kann es sein, dass der trauernde Mensch trotz der Unterstützung durch Familie und Freunde in einer Phase stecken bleibt, aus der er nicht mehr allein heraus findet. Andauernde Schafstörungen, der Rückzug in die Isolation, massive Schuldgefühle oder andauernde Hoffnungslosigkeit, absolute Gleichgültigkeit und Empfindungslosigkeit – wenn diese Anzeichen über längere Zeit auftauchen, so sollten Sie mit Ihrem Freund sprechen und ihm oder ihr anbieten, sich um professionelle Hilfe zu bemühen. Das kann ein Trauerbegleiter sein, ein Seelsorger, eine Trauerreise, eine geleitete Selbsthilfegruppe oder ein Therapeut. Ihr Freund benötigt diese Unterstützung aber mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn er sich wie oben beschrieben verhält.
Und zeigen Sie auf jeden Fall viel Geduld. Es gibt keine genormten Trauerzeiten, die Geschwindigkeit der Verarbeitung ist sehr unterschiedlich. Wenn Ihr Freund also auch nach einem oder zwei Jahren immer noch starke Trauer verspürt, so ist das in Ordnung. Ein wirklich guter Freund wird auch nach dieser Zeit immer noch Verständnis und Mitempfinden zeigen – das ist ein großes Geschenk, welches Sie als Freund einem Menschen in Trauer damit erweisen.
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
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