Die richtige Kleidung für die Beerdigung
Die Beisetzung eines geliebten Menschen, den man durch den Tod verloren hat, ist in allen Kulturen ritualisiert worden, da ein Ritual durch seine Form Orientierung gibt und so durch einen schwierigen Prozess führt, der andernfalls noch schmerzlicher verlaufen würde. Das Ritual erstreckt sich dabei nicht nur auf Handlungen und Verhaltensweisen, sondern es umfasst ebenso Regeln für die Kleidung, die der Teilnehmer an der Beisetzungsfeierlichkeit möglichst zu tragen hat.
Dabei hat jede Kultur und Religion ihren eigenen Dresscode entwickelt, den man tunlichst nicht verletzen sollte. In manchen Ländern ist zum Beispiel die Farbe der Trauer ein strahlendes Weiß, nicht wie im westlichen Kulturkreis die Farbe Schwarz. Nicht in allen Kulturen können Frauen an einer Beerdigung teilnehmen, auch in Europa war dies vor etwas mehr als Hundert Jahren eigentlich nicht üblich. Wenn sie aber teilnehme dürfen, gibt es oft besondere Vorschriften für Männer und Frauen, was die Kopfbedeckung und die weitere Kleidung angeht.
Aktuelle Regeln für die Trauerkleidung der engeren Familie
In früheren Zeiten regelte ein strenges Protokoll genau, wer in welcher Trauerkleidung zu erscheinen hatte. Tiefschwarz signalisierte eine sehr enge Beziehung zu dem verstorbenen Menschen, ein Dunkelgrau mit Trauerflor zeigte, dass der Gast nicht zur engsten Familie gehörte. Angehörige des Militärs erschienen in spezieller Uniform, andere Würdenträger trugen ihre eigene spezifische Tracht. Dieses Protokoll ist heutzutage lange nicht mehr so streng, wie es früher einmal war, aber in seinen Grundzügen hat es sich erhalten.
Von der engsten Familie wird nach wie vor erwartet, dass sie die im westlichen Kulturkreis als Trauerfarbe angesehene Farbe Schwarz trägt. Ein Verstoß dagegen wird oft als mangelnde Pietät oder gar als Geiz angesehen – der verstorbene Mensch war es seiner Familie offensichtlich nicht wert, ihm zuliebe für den letzen gemeinsamen Gang in ein Kleidungsstück zu investieren. Auch wenn man solche Überlegungen und Urteile als engstirnig ablehnt, sollte man sich doch zumindest fragen, was sich der Verstorbene gewünscht hätte – denn ihm oder ihr will man die letzte Ehre erweisen, und diesen Wünschen sollte man nachkommen.
Grundsätzlich gilt auch, dass eine Beisetzungsfeier nicht der richtige Anlass ist, um seinen weltlichen und wirtschaftlichen Erfolg zu demonstrieren. Das bedeutet, dass die Kleidung eher schlicht sein sollte, ohne Designerlogos oder sonstige luxuriösen Anflüge. Auch der wertvolle Pelzmantel sollte eigentlich im Schrank bleiben und stattdessen der schlichte Wollmantel gewählt werden. Der Fokus liegt auf der letzten Ehrung der verstorbenen Person, nicht auf der Selbstdarstellung.
Bekleidungsregeln für die entfernteren Verwandten und Bekannten
In diesem Bereich ist eine deutliche Lockerung der Vorschriften zu beobachten. Galt in den letzten Jahrzehnten auch für diese Gäste die Vorschrift des Schwarzes, so kann heutzutage jemand auch in Dunkelblau oder einem tiefen Grau an einer Beerdigung teilnehmen. Jede Farbe, die eher gedeckt und dunkel ist, wird als angemessen akzeptiert. Selbst eine etwas hellere Farbe ist akzeptabel, wenn dann ein Trauerflor am Arm getragen wird. Allerdings gilt auch hier die Regel, dass die Kleidung eher schlicht und zurückhaltend sein sollte und modische Experimente unerwünscht sind.
Trauerbekleidung für Kinder
Von Jugendlichen wird durchaus erwartet, dass sie sich an den Kleiderordnungen für Erwachsene orientieren, aber bei kleineren Kindern sieht man das mittlerweile nicht mehr so streng. Ein Vierjähriger im schwarzen Anzug passt nicht mehr in die moderne Welt, daher wird es völlig akzeptiert, wenn die Kinder in ihrer normalen Kleidung erscheinen. Wünschenswert ist es natürlich, wenn aus der kindlichen Garderobe die mildesten Farben gewählt werden und zudem auf Stücke verzichtet wird, die mit lustigen Aufdrucken und Glitzerkram versehen sind.
Grundsätzliche Regeln für Trauerbekleidung
Generell sollte die Trauerbekleidung sehr dezent und zurückhaltend sein. Das schließt alle extremen Formen aus: Kurze Hosen, Miniröcke, bauchfreie Tops, tiefe Ausschnitte, offenherzige Sandalen oder viel nackte Haut haben auf einer Beisetzungsfeier nichts zu suchen. In vielen Gegenden wird von den Damen immer noch erwartet, dass sie ihre Arme bedecken, daher sollten sie bei einer Beerdigung im Hochsommer zumindest ein Schultertuch über ihrem ärmellosen Kleid tragen. Auch ein nacktes Bein wird immer noch als nicht ganz angemessen angesehen, deshalb wird selbst bei hohen Temperaturen eine Strumpfhose erwartet, wenn die Dame einen Rock trägt.
Sämtliche Accessoires sollten sich dem zurückhaltenden Stil der Trauerkleidung angleichen. Auf auffälligen Schmuck sollte verzichtet werden, Handtaschen, Schuhe, Schals, Handschuhe und Schirme sollten ebenfalls auf bunte Farben verzichten. Für die Damen gilt, dass auch das Makeup sehr dezent sein sollte, wenn man nicht ganz darauf verzichten möchte.
Die Frage der Kopfbedeckung ist nach wie vor regional sehr unterschiedlich geregelt. In städtischen Umfeldern wird oft darauf verzichtet, im ländlichen Umfeld kann eine angemessene Kopfbedeckung jedoch unverzichtbar sein. Am besten erkundigt man sich vor den Feierlichkeiten, was im speziellen als angemessen angesehen wird.
Jenseits aller klassischen Regeln
Manchmal hat man vielleicht verwundert beobachtet, dass auf dem Friedhof eine andere Trauergemeinschaft in fröhlichen bunten Farben um das Grab herum stand, während ein offensichtlich nicht kirchlicher Redner die letzten Worte am Grab sprach. Dieses Phänomen taucht zunehmend häufiger auf.
Die Erklärung ist, dass immer mehr Menschen sich ganz bewusst zu Lebzeiten Gedanken machen, wie ihre eigene Beerdigung gestaltet werden soll. Und viele Menschen sind eben der Meinung, dass der Fokus auf den Lebenden liegen sollte, die dann durch ihre farbenfrohe Kleidung demonstrieren sollen, dass das Leben trotz eines Todesfalls immer weiter gehen wird und die Lebensfreude dadurch nicht auch gestorben ist.
War dies der Wille des verstorbenen Menschen, so sollte man ihn sicher berücksichtigen, selbst wenn die Umwelt aufgrund ihres Unverständnisses etwas konsterniert reagiert. Wichtig ist die Bedeutung des Beerdigungsrituals: Dem Verstorbenen eine letztes Mal öffentlich seinen Respekt, seine Verehrung und seine Liebe zu bezeugen. Und das tut man sicher am Besten dadurch, dass man seinen oder ihren Willen respektiert.
Die üblichen Regeln für die Trauerkleidung gelten auch dann nicht, wenn die verstorbene Person einer bestimmten Gruppe angehört hat, die für sie besonders bedeutsam war. So kann es sein, dass die Trauergäste eines besonders passionierten Jägers in ihrer Jägertracht erscheinen, oder dass die Kollegen eines Sportlers in der entsprechenden Sportkleidung an der Beerdigung teilnehmen, um ihre Verbundenheit mit dem dahin gegangenen Mitglied zu bezeugen.
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
Finden Sie diese Seite hilfreich? Geben auch Sie mit einem Klick auf die Sterne Ihre Bewertung ab. (1 Stern: Wenig hilfreich, 5 Sterne: Sehr hilfreich)