Die 10 wichtigsten Verhaltensregeln bei einem Trauerfall
Die Menschen haben nicht das Sterben verlernt, aber den Umgang damit. Der Tod wurde früher ganz bewusst auch im Alltag mit erlebt und wahr genommen, heute ist er zum Tabu geworden und in Hospize, Pflegeheime und Krankenhäuser abgeschoben werden. Tritt dann ein Todesfall ein, so wissen viele Menschen nicht, wie sie damit umgehen sollen, was als angemessenes Verhalten von ihnen erwartet und als tröstlich empfunden wird.
Vielen Menschen fehlen dann die Vorbilder, von denen sie lernen könnten. Die Fernsehübertragungen der Beerdigungen von prominenten Menschen sind da nicht sehr hilfreich, und die alte Etikette ist nicht mehr jedem bekannt oder sie wird als nicht mehr zeitgemäß empfunden. Deshalb ist es sinnvoll, sich bewusst mit dem Thema auseinander zu setzen, damit man im Trauerfall keinem trauernden Menschen durch taktloses oder unangemessenes Verhalten Schmerz zu fügt.
Die 10 wichtigsten Verhaltensregeln im Überblick
- Kondolenzschreiben
- Diskrete Geldspenden
- Kleidung auf der Beerdigung
- Trauerfloristik
- Sitzordnung bei der Trauerfeier
- Der Leichenzug
- Kondolieren am Grab
- Der Beerdigungskaffee
- Anteilnahme zeigen
- Abschied am frischen Grab
Kondolenzschreiben
Erhält man eine Todesanzeige, so ist es unbedingt angemessen, darauf schriftlich zu reagieren. Das kann man mit einer Trauerkarte tun, auf die man noch einige persönliche Zeilen schreibt und die dann von allen Beteiligten unterschrieben wird, oder aber man verfasst ein persönliches Schreiben – letzteres sollte man auf jeden Fall tun, wenn man dem Verstorbenen oder seiner Familie sehr nahe steht. Die Trauerkarte sollte übrigens keinen schwarzen Rand haben, da dieser den Karten der Familie vorbehalten ist.
Fehlen einem zuerst die Worte, so kann man sich durch einige Beispiele inspirieren lassen. Es gibt zum Beispiel sehr schöne Gedichte oder Zitate, die eine tröstliche Wirkung haben können oder die Gefühle, die einen bewegen, besonders gut ausdrücken. So findet man vielleicht den Aufhänger für sein Kondolenzschreiben. Vermeiden sollte man alle Platituden und Floskeln – niemand möchte in seinem ersten Schmerz etwas lesen wie „Die Zeit heilt alle Wunden“. Ehrliche, sensible und gefühlvolle Worte sind gefragt, keine leeren Worthülsen.
Selbst in den Zeiten der schnellen Internetkommunikation gibt es immer noch Bereiche, in denen ein Brief handgeschrieben sein sollte – und der Kondolenzbrief gehört dazu. Sehr schön ist es, wenn man dazu hochwertiges Papier und ein edles Schreibgerät verwendet, denn die Kondolenzbriefe werden üblicherweise aufbewahrt und immer wieder gelesen werden. Wenn man den Brief per Post verschickt, so sollte man eine echte Briefmarke benutzen; reicht die Zeit nicht zum Verschicken, so bringt man ihn zur Trauerfeier mit.
Diskrete Geldspenden
Es kommt immer öfter vor, dass die Hinterbliebenen darum bitten, statt des Blumenschmucks eine Spende für einen wohltätigen Zweck zu geben. Oft ist in der Todesanzeige eine Adresse für die Spende angegeben, manchmal stehen auch mehrere Wunschempfänger zur Auswahl. Häufig ist dies die Kirche, dessen Pfarrer die Trauerfeier zelebriert, dann kann man wahrscheinlich dort seine Geldspende abgeben. Ist dies nicht der Fall, so kann sie mit dem Vermerk, wofür man das Geld spenden möchte, einer verschlossenen Kondolenzkarte beigelegt werden.
Dient die Geldspende keinem besonderen Zweck, wird sie üblicherweise mit dem Vermerk „Für Blumen“ versehen. So kann man vermeiden, dass die Angehörigen den Eindruck gewinnen, man sei der Meinung, dass sie ohne Unterstützung keine schöne Beerdigung finanzieren könnten. Die Höhe der Spenden kann man selbst bestimmen, es sollten aber mindestens zehn Euro sein.
Kleidung auf der Beerdigung
Die Zeiten haben sich gelockert – so wird zwar immer noch von der engen Familie erwartet, dass sie Schwarz trägt, andere Trauergäste können aber auch eine andere gedeckte Farbe wählen. Dunkelblau, ein tiefes Grau oder auch ein dunkles Braun sind für Trauerkleidung absolut akzeptabel. Ein Oberteil darf auch einmal hell sein, wenn ein dunkler Blazer darüber getragen wird. Für Kinder sind die Regeln nicht so streng, aber vielleicht findet sich auch für sie eine dunkle Jeans mit einem dunkelbauen Nicki.
Ein Punkt ist unbedingt zu beachten: Wenig Haut ist die Devise. Arme und Beine sollte auch im Hochsommer bedeckt sein – da geht auch ein leichter Chiffonschal, wenn lange Ärmel zu warm erscheinen. Auch tiefe Dekolletés sind natürlich tabu, geschlossene Schuhe sind ebenfalls wünschenswert. Und man sollte auf alles Schrille verzichten – kein auffälliger Schmuck, ein dunkler Regenschirm, ein Schal in gedeckten Farben.
Trauerfloristik
Es gibt als Faustregel eine alte Tradition, die immer noch ihre Gültigkeit hat: Je näher die Beziehung zu dem Verstorbenen war, desto größer ist das Gesteck oder der Trauerkranz. Dies ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, denn ein Chef wird im Namen der Firma einen größeren Kranz schicken, obwohl die Beziehung eher formell war. Auf jeden Fall sollten der Kranz oder das Gesteck jedoch den Respekt und die Wertschätzung für den Verstorbenen ausdrücken, deshalb ist Geiz auf keinen Fall angesagt.
Trauerfloristik kann allerdings teuer werden, deshalb kann man sich überlegen, ob man gemeinsam mit anderen einen Kranz oder Gesteck bestellt und so die Kosten im Rahmen halten kann. Dann sollte man darauf achten, dass auf der Trauerschleife auch alle Namen aufgedruckt sind. Und man sollte den Blumenschmuck zeitnah bestellen – zwar arbeiten die Floristen üblicherweise sehr schnell, aber oft ist das Zeitfenster sehr kurz. Welche Blumen man wählt, hängt von der Saison und der Art der Trauerfloristik ab – gerne werden die Lieblingsblumen des Verstorbenen gewählt, wenn man sie kennt.
Sitzordnung bei der Trauerfeier
Egal, ob die Trauerfeier religiös oder weltlich gestaltet wird, die Sitzordnung ist traditionell fest gelegt. Auch hier gilt: Je enger die Beziehung zum Verstorbenen und seiner Familie war, desto weiter vorne sitzen die Teilnehmer. Die Familie also in der ersten Reihe, die engen Freunde dahinter, entferntere Bekannte weiter hinten. Gehört man zu den entfernteren Bekannten, kann man abwarten, bis die anderen sitzen und dann zu ihnen aufschließen. Große Lücken zwischen den Trauergästen lassen sonst schnell den Eindruck von Verlorenheit entstehen und wirken dem Gefühl der Zusammengehörigkeit entgegen.
Der Leichenzug
Nach der Trauerfeier folgt die Trauergemeinde dem Sarg zur Grabstelle. Auch hier ist die Reihenfolge wieder wie in der Trauerhalle, die Familie führt die Prozession an. Auf diesem Weg zu letzten Ruhestätte schweigen die Gäste üblicherweise, Bekannte kann man auch mit einem kurzen Kopfnicken oder wortlosen Händedruck grüßen. Gespräche – besonders Smalltalk – sind absolut tabu, das gleiche gilt natürlich für Handys und SMS.
Kondolieren am Grab
Üblicherweise stellen sich die Familienmitglieder nach der Beisetzung am Grab in einer Reihe auf, so dass jeder ihnen kurz kondolieren kann. Ein Händedruck oder eine kurze Umarmung, ein paar Worte der Anteilnahme – ein kleiner Trost in einer schweren Zeit.
Manchmal wünscht die Familie allerdings keine Beileidsbekundungen am Grab, das wird oft schon in der Todesanzeige bekannt gegeben. Ist dies nicht der Fall, kann man die Reaktion am Grab abwarten. Bleiben die Angehörigen nicht stehen, sondern verlassen nach der Zeremonie die Grabstelle, sollte man vom Kondolieren Abstand nehmen.
Der Beerdigungskaffee
Unter Umständen wird man auch noch zu dem Beerdigungskaffee oder Leichenschmaus eingeladen. Dies kann in der Tat ein Kaffeetrinken sein, aber je nach Tageszeit auch ein Mittagessen. Das gemeinsame Essen und Trinken ist noch einmal ein Erinnern an den Toten, er wird noch einmal in dieser Atmosphäre der Zusammengehörigkeit gewürdigt. Hier kann vielleicht auch schon wieder der erste zaghafte Lacher auftauchen; brüllende Heiterkeit sollte man jedoch vermeiden.
Man sollte sich beim Thema Alkohol an der Familie orientieren – bei einem Mittagessen als Leichenschmaus kann es gut sein, dass ein Glas Bier oder Wein zum Essen getrunken wird. Auf jeden Fall ist aber Zurückhaltung angesagt! Das gilt auch für die Dauer der Veranstaltung, die meistens in etwa zwei Stunden dauert. Sitzfleisch ist nicht gefragt, nach dieser Zeit sollte man sich persönlich bei den Hinterbliebenen verabschieden und gehen.
Anteilnahme zeigen
Wenn man mit den Angehörigen spricht, ist es wichtig, ehrliche Worte des Mitgefühls zu finden und keine Floskeln und Worthülsen zu benutzen. Nach wie vor wird beim kurzen Kondolieren als Begleitung die Floskel „Herzliches Beileid“ oder „Mein aufrichtiges Beileid“ als traditioneller Ausdruck des Mitempfindens benutzt. Steht man sich nahe, sollte man persönlichere Worte wählen.
Bei der Frage nach dem Befinden der Angehörigen sollte man sehr sensibel sein – wie soll es ihnen schon gehen, wenn sie gerade einen geliebten Menschen verloren haben? Recht viele Angehörige werden diese Frage als unpassend empfinden, aber manche verstehen sie vielleicht als Zeichen von Mitgefühl. Daher ist große Sensibilität angemessen.
Auf jeden Fall kann man im Gespräch noch einmal all das hervor heben, was man an dem verstorbenen Menschen geschätzt und geliebt hat, was man mit ihm erlebt hat. Und auf jeden Fall kann man fragen, ob man den Angehörigen in irgendeiner Weise behilflich sein kann, selbst wenn man ihnen nicht so nahe steht. Der Kollege kann vielleicht die persönlichen Dinge im Büro zusammen packen, der Nachbar vielleicht den Hund betreuen – solche kleinen Liebesdienste sind ein echter Trost.
Abschied am frischen Grab
Während des Leichenschmauses haben die Friedhofsangestellten den Grabhügel aufgeschüttet und mit den Kränzen, Blumen und Gestecken dekoriert. Nun kann jeder Gast für sich noch einmal das geschmückte Grab besuchen und seinen persönlichen Abschied nehmen. Die Angehörigen tun dies manchmal erst am nächsten Tag, für die angereisten Gäste ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Hier kann man auch noch einmal die tröstliche Wirkung lebendiger Blumen und Pflanzen spüren, verleihen sie dem frischen Erdhügel doch eine zarte und zerbrechliche Schönheit und sagen: Du bist nicht vergessen!
Weitere hilfreiche Artikel aus unserem neunen Magazin:
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
Finden Sie diese Seite hilfreich? Geben auch Sie mit einem Klick auf die Sterne Ihre Bewertung ab. (1 Stern: Wenig hilfreich, 5 Sterne: Sehr hilfreich)