Die 10 alternativsten Bestattungen
In jeder Kultur etablieren sich bestimmte Traditionen, wie die Gesellschaft mit ihren Verstorbenen umgeht. Verbrennen, dem Wasser übergeben, begraben, in Mausoleen ausstellen – es gibt nichts, was nicht irgendwo praktiziert wird. Aber auch Traditionen wandeln sich und passen sich an, deshalb entstehen immer neue Formen der Bestattung, die sich als Alternative zum traditionellen Erdgrab anbieten.
Und immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, was mit ihnen nach dem Tod geschehen soll. Zwar ist das Thema für viele nicht unbedingt das angenehmste, aber der Gedanke, einfach in der Erde verscharrt und von Würmern und Mikroorganismen zersetzt zu werden, wie es in Deutschland Tradition ist, gefällt vielen auch nicht. Die Behörden – Deutschland hat eines der strengsten Bestattungsgesetze der Welt – haben allmählich ein Einsehen und genehmigen zunehmend mehr auch alternative Formen der Bestattung, allerdings sind nach wie vor einige der vorgestellten Möglichkeiten nur im Ausland möglich.
Die 10 alternativsten Bestattungen im Überblick
- Das Kolumbarium
- Urnengemeinschaftsgräber
- Baumbestattungen
- Der Friedwald
- Die Streuwiese
- Die Seebestattung
- Die Ballonbestattung
- Die Weltraumbestattung
- Der Erinnerungsdiamant
- Zusätzlich zur Bestattung: Fingerabdruck des Verstorbenen
Das Kolumbarium
Das Kolumbarium (der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Taubenschlag) hat eine sehr lange Tradition. Schon die Römer haben die Urnen mit der Asche der Verstorbenen in Nischen in den Wänden einer Grabkammer untergebracht – so konnten auch in steinernen Untergründen platzsparend viele Tote aufbewahrt werden.
Das moderne Kolumbarium ist üblicherweise überirdisch und einem Friedhof oder Krematorium angeschlossen. Es ist ein Gebäude, in dem Nischen für die Urnen angebracht sind, die nach dem Befüllen mit der Urne mit Glas oder einem Gitter verschlossen werden, um die Totenruhe zu gewährleisten. Viele Menschen entscheiden sich für diese Form, weil sie die Vorstellung schön finden, ihre letzte Ruhestätte oberirdisch zu finden. Und deshalb, weil der Platz in einem Kolumbarium deutlich weniger kostet und nach der Bestattung keinerlei Pflegekosten anfallen.
Urnengemeinschaftsgräber
Viele Friedhöfe bieten mittlerweile auch Urnenfelder an, in denen je nach Größe mehr als hundert Urnen beigesetzt werden können. Es handelt sich oft um eine Rasenfläche, die bei nicht anonymen Gräbern mit kleinen Grabplatten versehen werden kann. Bei einem anonymen Urnengemeinschaftsgrab gibt unter Umständen eine Tafel am Rand des Feldes Aufschluss darüber, wer dort alles bestattet ist. Bei der anonymen Bestattung ist eine Teilnahme nicht möglich, bei einer gekennzeichneten Bestattung dürfen die Angehörigen teil nehmen.
Die Rasenflächen werden vom Friedhof gepflegt, so dass für die Angehörigen kein weiterer Aufwand entsteht. Auf einigen Urnenfeldern werden auch noch vereinzelt Bäume oder Sträucher gepflanzt, so dass die Fläche im Sommer mit dem Laub und den Wiesenblumen sehr friedvoll und natürlich wirkt.
Baumbestattungen
Die Vorstellungen, was mit dem Menschen nach seinem Tod geschieht, sind je nach Kulturkreis, Religion oder Philosophie sehr unterschiedlich. Viele Menschen finden jedoch die Vorstellung schön, dass sie nach dem Tode wieder Teil des Kreislaufs von Leben und Tod in der Natur werden. Und die Vorstellung, sich am Fuß eines mächtigen Baumes wieder in diesen Kreislauf einzugliedern, ist für viele sehr tröstlich.
Daher bieten etliche Friedhöfe mittlerweile auch Baumbestattungen an. Hierbei wird nach der Kremation die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne zwischen den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Dort verrottet dann die Urne, so dass die Asche ins Erdreich gelangen kann. Eine direkte Bestattung der Asche ohne Urne ist in der BRD nicht erlaubt, dazu muss man zum Beispiel in die Schweiz oder nach Österreich ausweichen.
Der Friedwald
Die Idee der Baumbestattungen hat das private Unternehmen FriedWald aufgegriffen. FriedWald kauft bestimmte Waldgebiete, die von den Behörden dann für Bestattungen freigegeben werden müssen. Es herrschen für diese Waldgebiete bestimmte Auflagen, damit die Totenruhe sicher gestellt ist. In dem Wald werden dann die Urnen zu Füßen von Bäumen bestattet, die mit einer kleinen Gedenktafel versehen werden können – Grabschmuck ist allerdings nicht erlaubt.
Die Streuwiese
Viele Menschen finden die Vorstellung schön, nach ihrem Tod sofort wieder am Kreislauf des Lebens teil zu nehmen. Deshalb möchten sie nicht in einer Urne bestattet werden, sondern ihre Asche direkt den Elementen übergeben. In der BRD ist das auf einer sogenannten Streuwiese möglich. Das sind Areale auf einem Friedhof, die diesem Zweck gewidmet wurden. Nach der Kremation können die Angehörigen den Mitarbeiter mit der Urne begleiten, der dann in ihrem Beisein die Asche des Verstorbenen auf der Wiese verstreut – in Deutschland ist das Privatpersonen nicht gestattet.
Wer die Asche direkt in der freien Natur verstreuen möchte, muss wieder auf das benachbarte Ausland wie die Schweiz oder Österreich ausweichen. Dort gibt es gekennzeichnete Naturgebiete, in denen man die Asche auf einer Wiese oder in einem Bergbach verstreuen kann.
Die Seebestattung
In Deutschland kann man mittlerweile auch einen Antrag auf eine Seebestattung stellen, die in der Nord- und Ostsee in bestimmten küstenfernen Gebieten möglich ist. Dabei wird die Urne, die aus einem wasserlöslichen Material besteht, in einer kleinen Zeremonie dem Meer übergeben. Blumenschmuck ist in bestimmter Form erlaubt.
Die Bestattung kann mit oder ohne Teilnahme der Angehörigen statt finden. Ohne Angehörige werden meist mehrere Urnen dem Meer übergeben, fahren die Angehörigen mit, so findet die Bestattung in festlichem Rahmen mit Uniformen, Musik und Trauerrede statt.
Die Ballonbestattung
Die Ballonbestattung, auch Luftbestattung genannt, ist in der BRD nicht erlaubt – man muss also wieder ins Ausland wie die Schweiz, Österreich, Holland, Frankreich oder Dänemark ausweichen. Bei dieser Form steigt ein Ballon in die Luft und überfliegt ein bestimmtes Gebiet, über dem die Asche dann von den Angehörigen verstreut werden darf.
Bedenken sollte man, dass an dieser Form der Bestattung nur wenige Menschen teilnehmen können. Selbst der größte Ballon fasst nur maximal sechzehn Personen, daher werden nicht alle Gäste der Trauerfeier an der Zeremonie des Verstreuens direkt teilnehmen können.
Die Weltraumbestattung
Die Asche eines Verstorbenen den unendlichen Weiten des Weltalls zu übergeben, ist für viele Menschen eine wunderbare Vorstellung. Deshalb werden seit einiger Zeit auch Weltraumbestattungen über Firmen wie Celestis angeboten, bei denen ein kleiner Teil der Asche ins All geschossen wird (die Kosten richten sich zum Teil nach dem Gewicht). Die Bestattungsform ist für ihre Ausgefallenheit und den Aufwand erstaunlich günstig – schon ab 8.000 Euro ist man auf dem Flug ins All dabei.
Und so jung diese Form auch noch ist, schon hat der Kunde Wahlmöglichkeiten – soll es in eine Erdumlaufbahn gehen, auf den Mond oder komplett ins Universum? Manche Formen sind natürlich erheblich teurer (für das Verschicken der kompletten Asche braucht man schon eine halbe Million Euro), und man muss mit langen Wartezeiten rechnen, da die Raketen in nur Russland oder den USA starten, und nicht jede Mission regelmäßig statt findet.
Der Erinnerungsdiamant
Die Diamantbestattung ist keine eigentliche Bestattungsart, sondern es handelt sich um die Verbringung der Ergebnisse der Feuerbestattung. Die Vorstellung, nach dem Tod in einen strahlenden Diamanten verwandelt zu werden, begeistert viele Menschen. Der Verstorbene weiß, dass er auch nach seinem Tod in der Nähe seiner Angehörigen ist – als Stein in einem Ring oder als Anhänger. Und diese Nähe ist auch für die Hinterbliebenen tröstlich, jedes Blitzen und Funkeln des Steins ruft Erinnerungen wach.
Der Erinnerungsdiamant wird in einem aufwändigen technischen Verfahren aus Teilen der Asche gewonnen, die bearbeitet und zu einem Diamanten gepresst werden. Die Kosten richten sich dabei nach der Größe, die der Stein erhalten soll. Es gibt mehrere Unternehmen, die diesen Service anbieten, so zum Beispiel die Algordanza aus der Schweiz.
Zusätzlich zur Bestattung: Fingerabdruck des Verstorbenen
Unabhängig von der Art der Bestattung kann man vorher einen Fingerabdruck vom Toten nehmen lassen. Dieser wird dann in einem bestimmten Verfahren auf einen Anhänger aus Silber oder Gold aufgebracht, den man an einer Kette als Schmuckstück tragen kann. So können viele Angehörige eine ganz persönliche Erinnerung an den Verstorbenen immer direkt bei sich tragen.
Eine andere Alternative ist die Totenmaske, die derzeit eine Renaissance erlebt. Hier wird mittels eines speziellen Silikonmaterials ein Abdruck des Gesichts des Toten genommen, der dann später in verschiedenen Materialien gegossen werden kann. Sehr viele Angehörige finden diese Form des Erinnerungsstückes sehr schön, ist das Gesicht nach dem Tod doch üblicherweise entspannt und sieht selbst nach einer langen Leidenszeit sehr friedvoll aus.
Bei allen Bestattungsarten ohne eine feste Grabstelle sollte man übrigens bedenken, dass den Angehörigen dann der feste Platz zum Trauern fehlt. Für viele ist es aber wichtig, einen definierten Platz zu haben, an dem sie sich dem Verstorbenen nahe fühlen und mit ihm Zwiesprache halten können.
Oliver Schmid ist Gründer von Gedenkseiten.de, seit 2009 Internet-Unternehmer und Experte für Inbound Marketing mit Hauptsitz in Friedrichshafen.
Finden Sie diese Seite hilfreich? Geben auch Sie mit einem Klick auf die Sterne Ihre Bewertung ab. (1 Stern: Wenig hilfreich, 5 Sterne: Sehr hilfreich)