Der Umgang mit dem Tod früher und heute
Der Tod ist eine allgegenwärtige Komponente im Leben des Menschen. Er ist – bisher zumindest – unausweichlich, obwohl viele Menschen darauf hoffen, dass die Wissenschaft ihm irgendwann ein Schnippchen schlagen wird. Noch ist man jedoch weit von diesem Ziel entfernt, und es ist ohnehin fraglich, ob das Erreichen dieses Ziels wirklich wünschenswert wäre. Auf jeden Fall bleibt der Tod weiter als Begleiter an unserer Seite, ob wir es wollen oder nicht.
Der Tod als alltäglicher Begleiter durch die Jahrhunderte
Der Tod wurde im Laufe der verschiedenen Jahrhunderte von verschiedenen Kulturen unterschiedlich betrachtet. Zu Beginn der Menschheit war er sicher nur ein Phänomen, welches man eher schicksalsergeben ertragen hatte, da man ja ohnehin nichts dagegen unternehmen konnte. Es war einfach das Schicksal eines jeden Menschen, und dieses stand fest und war unveränderbar.
Zudem standen in früheren Zeiten andere Werte im Mittelpunkt der Gesellschaft. Die Gemeinschaft und der Beitrag zu ihr waren viel wichtiger als das individuelle Wohlergehen; der Individualismus mit seinen eher ichbezogenen Werten ist eine recht junge Erfindung. Daher wurde der Tod eines einzelnen Menschen mit viel weniger Aufhebens betrachtet, zumal, wenn er im Auftrag einer größeren Sache gestorben war, etwa als Soldat für seinen Fürsten oder beim Kampf für seinen Glauben.
Sicher haben die Menschen sich in früheren Zeiten auch geliebt und Trauer empfunden, wenn ein geliebter Mensch verstorben war. Jedoch hatte das Ereignis in der damaligen Zeit einen anderen Stellenwert als heute, es wurde nicht so stark als individuelle Tragödie empfunden, sondern die Auswirkungen auf die Gemeinschaft waren wichtiger. Und wenn es die Pflicht erforderte, sah man es als selbstverständlich an, den Wert des eigenen Lebens nicht zu hoch zu positionieren.
Die Gesellschaft war außerdem sehr vom Glauben geprägt, und daher sah man einen Todesfall als den Willen Gottes an, bei dem man nicht das Recht hatte, ihn zu hinterfragen oder damit zu hadern. Sicher hat diese Haltung den Menschen auch dabei geholfen, einen Todesfall zu akzeptieren und damit umzugehen.
Zudem war der Tod im alltäglichen Leben viel präsenter. Die Kindersterblichkeit war lange Zeit sehr hoch, und es war eher die Ausnahme, wenn ein Kind überlebte und erwachsen wurde, denn die Regel. Alte Leute starben zu Hause, arbeitsbedingte Unfälle waren an der Tagesordnung, gegen viele Krankheiten, die tödlich verliefen, konnte man nicht viel tun. So erlebte jeder Mensch den Tod regelmäßig in seinen vielfältigen Ausprägungen und konnte frühzeitig lernen, wie er damit umgehen sollte. Die Kinder waren dabei nicht ausgeschlossen und konnten schon im frühesten Alter Leben und Sterben hautnah miterleben.
Der Tod heute – ein gefürchteter Feind
Kulturen, Werte und Gesellschaften wandeln sich, und mit ihnen natürlich auch die Haltung zum und der Umgang mit dem Tod. Mit dem Aufkommen der Aufklärung und der Säkularisierung der Gesellschaft verlor die Religion mit ihrem eher schicksalsergebenen Umgang mit dem Tod an Bedeutung, und zunehmend nahm die Wissenschaft sich des Themas an. Sie bekämpfte Krankheiten, senkte die Kindersterblichkeit und etablierte die Vorstellung, dass der Tod ein Feind sei, den man bekämpfen konnte und sollte.
Mit dem Aufkommen individualistischer Vorstellungen und Werte gewann das individuelle Leben zudem an Wert, das Streben nach persönlichem Glück und Erfüllung wurde immer wichtiger. So wandelte sich ein Todesfall in der Wahrnehmung der Menschen von einem unausweichlichen, gottgewollten Ereignis zu einer persönlichen Tragödie. Der Tod war außerdem immer mehr aus dem Alltag entschwunden, man starb zunehmend in Hospitälern oder Heimen, wie es heute auch überwiegend der Fall ist. Daher fehlte jegliche Erfahrung im Umgang mit dem Tod, bis plötzlich ein Todesfall in der Familie eintrat.
In unserer heutigen Gesellschaft hat sich der der Tod daher zu einem Feind entwickelt, vor dem die meisten Menschen die Augen verschließen und mit dem sie sich nicht auseinander setzen wollen. Tod und Sterben sind Tabuthemen, bis das Schicksal jemanden durch einen Todesfall unerbittlich dazu zwingt, sich mit der Sterblichkeit zu beschäftigen. Wenn man dies jedoch tut, so kann der Tod seinen übergroßen Schrecken verlieren und wieder als das begriffen werden, was er ist: Bestandteil des natürlichen Kreislaufs von Werden und Vergehen.
Trost spendende Trauersprüche
Sicher schmerzt es sehr, wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat. Aber wenn man das Ereignis als natürlichen Prozess akzeptiert, so kann man auf Dauer auch mit dem Verlust eines Menschen seinen inneren Frieden machen. Die religiöse und weltliche Literatur bietet dabei viele Sichtweisen an, so dass jeder Mensch für sich eine Perspektive finden kann, die für ihn hilfreich ist.
Wenn man einen trauernden Hinterbliebenen bei der Bewältigung seines Kummers unterstützen möchte, sind neben dem offenen Ohr und der Schulter zum Ausweinen auch tröstende Worte ein wichtiger Faktor. Fehlen die eigenen Worte, so helfen dabei zum Beispiel auch Trost spendende Trauersprüche, die viele Anregungen geben, wie man den Tod betrachten kann und welche Hoffnung selbst im Tod liegt. Die rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema der Sterblichkeit kann auf diese Weise dabei helfen, selbst den Verlust eines geliebten Menschen als Teil des Lebens zu begreifen und zu verwinden.
Irene Becker studierte Romanistik (Französisch, Spanisch) und Wirtschaftwissenschaften an der WWU in Münster, machte eine mehrjährige psychologische Ausbildung in Deutschland, der Schweiz, England und den USA, schreibt Bücher und ist seit 1994 selbstständig im Bereich Beratung, Personalentwicklung, Training und Coaching.
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